Niki Lauda (64) weiss es selbst: Ohne seinen Feuerwerk-Unfall am Schweizer Nationalfeiertag 1976 im Abschnitt Bergwerk wäre er ein «Seicherl» geblieben. Ein Wiener Schwächling, wie er sich einst selbst bezeichnete. Oder der Rennfahrer mit der Ausstrahlung eines Studenten wird Weltmeister!
«Dieser Mann hat kein Gesicht mehr», titelte damals die Bild-Zeitung. BLICK war in der Woche nach dem Horror exklusiv mit seiner Frau Marlene im Spital.
Am Freitag danach ging plötzlich die Türe von Laudas Zimmer auf – und ein Priester stolperte in den Gang. Marlene klärte auf: «Er hat Niki die letzte Ölung gegeben. Da habe ich ihn rausgeworfen.» Mit einem Fusstritt!
In den nächsten Tagen wird Lauda den Film «Rush» in Köln zum sechsten Mal sehen. «Ein Wahnsinn, was sich vor allem bei der Premiere in London abgespielt hat. Die Menschen spielten verrückt!»
Lauda wurde also dort zum Helden, wo sie ihn vor fast 40 Jahren als «Ratte» bezeichneten. Der ungeliebte Gegenspieler von James Hunt.
Was wenige wussten: Das Duo war befreundet, feierte oft nächtelang durch. «Einmal sind wir 24 Stunden nicht mehr aufgewacht», verriet mir Niki vor vielen Jahren. Hunt lernte seinen Gegner, was es heisst zu leben.
Heute unvorstellbar: Im Januar 1976 spielte Hunt mit seinem Teamchef Teddy Meyer, GP-Zampano Bernie Ecclestone und BLICK im Hotel Hilton in Sao Paulo Backgammon. Morgen um fünf Uhr sagte James. «Hallo Leute, in fünf Stunden ist Training. Ich muss doch noch etwas schlafen!» Um acht Uhr stand eine Polizeieskorte vor dem Hotel und brachte uns im grössten Verkehr schnell zur Rennstrecke.
Hunt holte für das erste Rennen auf McLaren die Pole-Position, am nächsten Tag gewann Lauda – und Hunt crashte.
Im Mai 1979 schaute James beim GP Monaco aus dem Hotelfenster und sagte: «Ich sehe die Sonne nicht mehr. Ich höre auf!» Die Raserei war ihm zu gefährlich geworden.
Sein brutales Ende 1993 – nach dem turbulenten Leben ohne Grenzen – war abzusehen. Herzinfarkt! Ecclestone: «Es war einfach nur noch traurig. James ist wenige Wochen vor seinem Tod mit dem Fahrrad durch London zu mir gefahren – und fragte, ob ich ihm 2000 Pfund leihen könne!» Der einst stolze Millionär war verarmt.