Ein mickriges Pünktchen trennte Felipe Massa (41, 269 GP-Starts, 11 Siege) zum Ende der Saison 2008 vom WM-Titel. Lewis Hamilton (38, 313 GP-Starts, 103 Siege) sicherte sich seine erste von sieben Weltmeisterschaften. Nun stellt sich die Frage, ob er diesen wieder abgeben muss.
Grund dafür sind jüngste Aussagen von Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (92). Sie veranlassen Massa dazu, rechtliche Schritte zur Titelentscheidung von damals zu prüfen.
Die «Crashgate-Affäre» von Singapur
Das Duell zwischen Massa und Hamilton in der damaligen Saison spitzte sich immer mehr zu. Wobei die Vorentscheidung beim viertletzten Rennen in Singapur fiel.
Verursacht wurde der Skandal vom Team Renault: Um Fernando Alonso (41, 359 GP-Starts, 32 Siege) zum Sieg zu verhelfen, wies es dessen Teamkollegen Nelson Piquet jr. an, mit einem Crash eine Safety-Car-Phase zu verursachen. Während Alonso davon profitierte und das Rennen vor Hamilton gewann, wurde Felipe Massa zum grossen Benachteiligten. Der Brasilianer fiel wegen einer Boxenstopp-Panne sogar aus den Punkterängen und handelte sich eine Hypothek ein, die er danach nicht mehr aufholen konnte.
Der Eklat um Renault wurde erst ein Jahr später von Piquet selbst öffentlich gemacht. Während Renault-Teamchef Briatore aus der Formel 1 suspendiert wurde, behielt das Rennen in Singapur aber seine Gültigkeit.
Wieso Massa Hamiltons Titel 15 Jahre danach anfechtet
In einem Interview mit «F1-Insider» verrät der 92-jährige Ecclestone, wie man «Crashgate» damals vertuschte. Die FIA hätte vor Saisonende Massnahmen einleiten können, um das Ergebnis vom Grand Prix in Singapur für nichtig zu erklären. Ecclestone wollte aber «den Sport schützen und ihn vor einem grossen Skandal bewahren». Deshalb habe er Piquet «mit Engelszungen» überredet, vorerst Ruhe zu bewahren.
Das ist entscheidend, weil eine FIA-Regel besagt, dass die WM-Wertung nach der Preisverleihung zum Saisonende unantastbar ist. Mittlerweile gesteht Ecclestone Fehler ein, er sagt, Massa tue ihm «heute noch leid».
Kein Wunder also, dass der mittlerweile 41-jährige Brasilianer nach diesen Enthüllungen rechtliche Schritte prüfen will. Gegenüber motorsports.com erklärt er seinen Standpunkt: «Ich glaube, wenn man für etwas bestraft wird, das nicht eigene Schuld ist, es das Ergebnis eines Diebstahls, eines gestohlenen Rennens ist, braucht es Gerechtigkeit.»
Doch selbst Massa ist bewusst, dass seine Chancen, nachträglich zum Weltmeister von 2008 erklärt zu werden, aufgrund der Rechtslage gering sein dürften. Versuchen will er es trotzdem. (dti)