Er tanzt, er lacht und trägt ein Shirt von Gegner Roger Federer. Marcus Willis sorgt in Wimbledon für ein grosses Tennis-Märchen mit grossen Emotionen. Anfang Jahr wollte er seine Karriere beenden und in die USA auswandern, nun spielte er sich durch die Qualifikation und ins Wimbledon-Hauptfeld, wo er die Startrunde gewann. Als Nummer 772 der Welt.
Belohnung: Ein Duell mit Rekordsieger Roger Federer (34). Selbst der Schweizer ist vom Märchen angetan. «Das ist eine der schönsten Geschichten im Tennis der letzten Jahre.» Doch nun ist es vorbei. Federer bezwingt Willis, der vor zwei Jahren noch 20 Kilogramm mehr auf den Rippen hatte, mit 6:0, 6:3, 6:4 und steht in Wimbledon in den Sechzehntelfinals.
Auf den Rängen wird trotzdem gesungen und nach jedem Punkt Willis' gejubelt. Dort sitzt auch seine Freundin Jennifer Bate, eine geschiedene Zahnärztin und Mutter zweier Kinder. Dank ihr spielt der Brite überhaupt noch Tennis. «Sie sagte, ich sei ein Idiot, wenn ich jetzt abhaue und es nicht weiter mit dem Tennis versuche», erzählte Willis vor dem Spiel.
Bisher hatte er in diesem Jahr 292 Dollar an Preisgeld eingespielt. Nun sind es alleine in Wimbledon 50'000 Pfund. «Roger ist eine absolute Legende. In einer Million Jahren hätte ich nicht geglaubt, hier gegen ihn spielen zu dürfen. Spielt er gut auf Rasen?», scherzt er noch. Sehr gut. Viel besser als Willis, lautet die Antwort. Federer erteilt dem Tennis-Lehrer eine Lektion.
Wie es mit Willis weitergeht, ist offen. Seinen Lebensunterhalt bestritt er in den letzten Monaten als Tennis-Lehrer und unterrichtet dabei auch ältere Damen, die nicht mehr so flink auf den Beinen sind und darum nur noch Doppel spielen. Willis gibts dort für 30 Pfund in der Stunde. Mehr will er auch in Zukunft nicht verlangen. «Ich mache daraus keine grosse Affäre.»
Klar ist hingegen, wie es mit Federer weitergeht. Er, der harte Monate hinter sich hat, darf weiter von seinem achten Triumph in Wimbledon träumen. Wer sein nächster Gegner ist, ist allerdings noch offen. Diesen ermitteln derzeit Ukrainer Alexander Dolgopolov (27, ATP 33) und Daniel Evans (26, ATP 91), wie Tennis-Lehrer Marcus Willis ein Brite.