Er pfeift auf die grosse Bühne
Schweizer Medaillen-Hoffnung verzichtet freiwillig auf Olympia

Rémi Bonnet verzichtet freiwillig auf die Olympischen Spiele in Mailand und Cortina. Der zweifache Weltmeister im Skibergsteigen bleibt lieber seinen langen, harten Touren in den Bergen treu als sich den kurzen Olympia-Disziplinen anzupassen.
Kommentieren
1/5
Eine Medaille von den Winterspielen will Rémi Bonnet nicht: Der Schweizer Weltmeister im Skibergsteigen liebt die Freiheit der Berge mehr als die olympische Bühne.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Rémi Bonnet verzichtet auf Olympia-Teilnahme im Skibergsteigen in Mailand/Cortina
  • Bonnet bevorzugt lange Anstiege und technische Abfahrten abseits des Trubels
  • Er absolviert bis zu 500'000 Höhenmeter pro Jahr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Joel_Hahn_Praktikant Sport _Blick Sport _2-Bearbeitet.jpg
Joël HahnRedaktor Sport

Von einer Olympia-Medaille träumt jeder Sportler – sollte man meinen. Der Schweizer Rémi Bonnet (30) tickt anders. Eigentlich hätte er an den Winterspielen 2026 um Olympia-Gold kämpfen können – doch der Freiburger sagt freiwillig ab.

Bonnets Disziplin Skibergsteigen ist bei den Spielen in Mailand/Cortina erstmals im olympischen Programm, die Wettkämpfe finden in Livigno statt.

Der Schweizer wäre ein Top-Favorit in der neuen Disziplin gewesen, eine Medaille fast sicher, so dominant beherrscht er eigentlich die Szene. Und doch verzichtet Bonnet bewusst auf die Bühne. «Für mich war das eine ziemlich einfache Entscheidung», erklärt Bonnet gegenüber SRF.

Ein Ausnahmeathlet der Berge

Bonnet ist kein gewöhnlicher Spitzensportler. Er lebt für die Höhe, für lange Anstiege und technische Abfahrten abseits des Trubels. Bis zu 500’000 Höhenmeter absolviert er pro Jahr.

Seine Erfolge sprechen für sich: 2022 gewann er die Patrouille des Glaciers und sicherte sich damit einen der prestigeträchtigsten Titel im Skibergsteigen. Im selben Jahr wurde er Weltmeister im Berglauf, dazu stellte er beim Vertikalkilometer in Fully einen Weltrekord auf, 27 Minuten und 21 Sekunden. Leistung auf höchstem Niveau, Sommer wie Winter. Zur Krönung noch Olympia-Gold?

Warum ihn Olympia nicht reizt

Bonnet sagt non zur olympischen Bühne. Der Grund: Die Formate entsprechen nicht seinem Stil. Bei Olympia stehen Sprint und Staffel im Fokus. Kurze, explosive Rennen, die wenig mit den langen, harten Touren zu tun haben, für die er so sehr brennt. «Diese Disziplinen gefallen mir persönlich überhaupt nicht», erklärt er. Für ihn macht der Sport mehr aus als Medaillen und TV-taugliches Spektakel: «Das ist Freiheit, die Möglichkeit, überall hinzugehen, wo ich will und meinen Weg zu finden.»

Treu bleiben statt anpassen

Bonnet hätte sich wohl für das Olympia-Format anpassen können, doch das kam für ihn nie ernsthaft infrage. «Ich bleibe mir lieber treu und mache, was mir Freude bereitet», sagt er. Er vergleicht sich mit einem Marathonläufer, im Gegensatz zu den Sprintern, die bei Olympia gefragt sind. Auch Selbstkritik fehlt nicht: «Ich habe einen harten Schädel.»

Doch genau diese Konsequenz macht ihn zu dem, was er ist. Ganz abschreiben will er Olympia nicht. Sollte das Programm eines Tages ein echtes, langes Einzelrennen im Skibergsteigen beinhalten, könnte sich seine Haltung ändern. «Vielleicht 2030? Wer weiss.»

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen