Den Schweizern gelingt ein Traumstart in die WM in Herning (Dä). Keine 100 Sekunden sind vergangen und schon ist der tschechische NHL-Goalie Karel Vejmelka (Utah) geschlagen. Er wird dabei von einem Flatterschuss von Christian Marti hoch am nahen Pfosten erwischt. Der ZSC-Verteidiger schiesst dabei einfach mal aus der Ecke. «Haargenau. Alles war geplant, sagte der humorige Zürcher im SRF-Pausen-Interview, als er das so gewollt hatte. «Nein, einfach ein wenig schiessen. Manchmal geht sie rein und manchmal nicht.»
Für gewöhnlich ist er nicht der Mann der Tore. Im 91. Länderspiel ist es erst der zweite Treffer des 32-Jährigen. In der Meisterschaft hatte Marti, den seine Berufskollegen in einer Umfrage von Blick und der Spielvereinigung SIHPU zum härtesten Spieler und besten Defensivverteidiger der Liga gewählt hatten, für seinen ersten Saisontreffer bis zum letzten Spiel im Final in Lausanne warten müssen.
Die Nati legt nach. Sandro Schmid trifft nach einer schönen Einzelleistung. Der Schönheitsfehler: Als der Fribourg-Stürmer einen Gegner an der blauen Linie einen Gegner ausspielt, läuft Nicolas Baechler vor dem Puck ins Drittel, was den Tschechen nicht entgeht. Sie nehmen die Coach’s Challenge und das Tor wird aberkannt.
Kurz nachdem NHL-Superstar David Pastrnak, der im WM-Final gegen die Nati vor einem Jahr in der Endphase das 1:0 erzielte, mit einem Penalty an Leonardo Genoni gescheitert ist, erhöhen die Schweizer auf 2:0. Damien Riat staubt nach einem Pfostenschuss von New-Jersey-Verteidiger Jonas Siegenthaler ab.
Höchst interessantes Jo-Jo-Spiel
Der Weltmeister, der noch ohne Colorado-Star Martin Necas auskommen muss, weil seine Ausrüstung in London gestrandet ist, kommt aber noch vor der ersten Pause in doppelter Überzahl durch HCD-Goalgetter Matej Stransky zum Anschlusstreffer.
Im Mitteldrittel geraten die Schweizer, die davor noch durch intensives Forechecking und zupackendes Hockey geglänzt haben, unter die Räder. Die Tschechen machen Druck und auch der zweite HCD-Spieler Team, Filip Zadina, trifft. Er ist es dann auch, der das Führungstor der Tschechen durch Filip Pyrochta vorbereitet, als die Schweizer nach einem langen Einsatz mit übersäuerten Beinen stehend K.o. sind.
Im dritten Abschnitt kommen die Schweizer wieder ins Spiel und nehmen den Schwung mit, den der Ausgleich im Powerplay bringt. Dabei erzielt Schmid im 26. Länderspiel bei seinem WM-Debüt doch noch seinem ersten Treffer, als ihn Tyler Moy bedient.
Es kommt noch besser. Nach einem feinen Pässchen von Marti hämmert ZSC-Kollege Sven Andrighetto, der Götti seines Sohns Dion, den Puck zur Führung unter die Latte. Die Tschechen finden in diesem höchst interessanten Jo-Jo-Spiel aber wieder eine Antwort, als Denis Malgin die Scheibe übers Plexiglas schiesst und auf die Strafbank muss: Lukas Sedlak trifft im Nachfassen.
Die Entscheidung fällt erst in der Verlängerung. Nati-Schreck Pastrnak nimmt Anlauf und Captain Roman Cervenka (letzte Saison noch SCRJ Lakers) zeigt, dass er auch im Alter von 39 Jahren noch top ist und bezwingt Genoni.
Schweiz – Tschechien 4:5 n.V.
10'500 Fans
Tore: 2. C. Marti (Hofmann, Fora) 1:0. 18. Riat (Siegenthaler, Kukan) 2:0. 20. Stransky (Pastrnak, Cervenka/PP2) 2:1. 27. Zadina (Krejcik, M. Spacek) 2:2. 36. Pyrochta (Zadina, D. Spacek) 2:3. 42. Schmid (Moy, Hofmann/PP) 3:3. 50. Andrighetto (C. Marti, Fora) 4:3. 57. Sedlak (Cervenka, Hronek/PP) 4:4. 63. Cervenka (Pastrnak, Vejmelka) 4:5.
Strafen: 3 x 2 Minuten gegen die Schweiz, 1 x 2 Minuten gegen Tschechien.
Schweiz: Genoni; Kukan, Siegenthaler; Glauser, Berni; Fora, C. Marti; J. Moser; Moy, N. Hischier, T. Meier; Riat, Malgin, Andrighetto; Bertschy, Jäger, Hofmann; Knak, Baechler, Schmid; Ambühl.
Tschechien: Vejmelka; Hronek, Krejcik; Kundratek, Hajek; D. Spacek, Pyrochta; Tichacek; Pastrnak, Sedlak, Cervenka; Stransky, Kodytek, Beranek; Vozenilek, M. Spacek, Zadina; Flek, Kondelik, Lauko.
Bemerkungen: Schweiz ohne Aeschlimann, D. Egli, Jung und Rohrbach (alle noch nicht gemeldet). Tschechien ohne Necas (Ausrüstung noch nicht eingetroffen), Korenar, Gazda, Klapka (alle noch nicht gemeldet). 6. Tor von Schmid nach Coach’s Challenge wegen Offside aberkannt. 18. Pastrnak scheitert mit Penalty an Genoni.