«Die IIHF ist zutiefst besorgt über die Fähigkeit der Organisatoren in Minsk, das Turnier in einem sicheren Covid-19-Umfeld zu veranstalten», sagt René Fasel (70) in einem hauseigenen Interview über seinen höchst umstrittenen Besuch in Belarus, von dem ein Video kursierte, wie der Boss des internationalen Eishockey-Verbandes IIHF Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko (66) herzhaft umarmte.
Fasel sagt weiter: «Dazu ist eine Untersuchung der IIHF bezüglich des Verbandspräsidenten von Belarus und die Unruhen im Land haben die Turniervorbereitungen nachhaltig beeinflusst und zu Sorgen bei Teams, Fans und Regierungen geführt»
Dimitrij Baskow (42), der Boss des Eishockey-Verbandes, soll auf einem Video zu sehen sein, wie er aus nächster Nähe einen Überfall verfolgte, bei dem der Demonstrant Raman Bandarenka (31) von Maskierten zusammengeschlagen wurde und in der Folge verstarb.
Fasel glaubt an Lukaschenkos Reformbereitschaft
Die Probleme in Belarus könne man nicht ignorieren, so Fasel. Doch Teams und Partner würden davon abhängen, dass man 2021 eine Eishockey-WM abhalten könne. Deshalb müsse man einen konstruktiven Dialog fortsetzen und dieser beginne bei der Regierung von Belarus. Das Lukaschenko-Regime habe sich einverstanden erklärt, einen konstruktiven Dialog mit der Opposition aufzunehmen, um die WM aus dem politischen Fokus zu nehmen, sagt Fasel.
Dass sein Besuch in Minsk etwas auslösen könnte, war ihm teils bewusst, sagte Fasel gegenüber SRF: «Ich muss zugeben: Ich habe in Minsk etwas mit dem Feuer gespielt. Und wir haben uns etwas verbrannt.» Und fügte an: «Es tut mir leid, wenn das zur Interpretation führt, ich würde die Vorgänge und die Repression in Belarus akzeptieren. Aber ich wollte diese spezielle Beziehung zu Lukaschenko nutzen, um etwas Gutes zu tun. Damit die WM zu einer Art Versöhnung zwischen Regierung und Opposition führt. Es ist etwas blöd gelaufen, das ist mir auch peinlich.»
Fasel: Minsk/Riga hat immer noch Priorität
Und nun sagt er im Interview auf der IIHF-Homepage: «Wenn wir den Eindruck erweckten, dass es einfach ein freundliches Treffen war, ist das falsch.» Das sei nicht die Absicht gewesen. Der Freiburger glaubt offenbar an den guten Willen von Lukaschenko: «Ich persönlich denke, dass viele Leute die Fähigkeit der Regierung von Belarus unterschätzen, sich vorwärts zu bewegen und zu modernisieren.»
Welche Optionen gibt es nun für die WM 2021? Die geplante Austragung in Minsk und Riga habe immer noch Priorität, so der 70-Jährige. Andere Optionen würden zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Betracht gezogen. Könnte die WM gar nur in Minsk stattfinden, nachdem Lettland die WM nicht mehr gemeinsam mit Belarus ausrichten möchte? «Dies wurde diskutiert, wird im Moment aber nicht in Erwägung gezogen.»
Dänemark oder Slowakei als Alternativen?
Und wie sieht es mit Alternativen aus? Aus Dänemark – der dänische Verband hatte angekündigt, eine WM in Belarus zu boykottieren – habe man Vorschläge bekommen und man spreche mit der Slowakei.
Auch wenn es Fasel nicht sagen kann und will: Die Frage kann eigentlich nicht sein, ob die WM in Belarus stattfindet, sondern ob überhaupt eine durchgeführt werden soll.