Spieler und Trainer laufen davon
Schweizer Hockey-Investor richtet Chaos in Deutschland an

Der Tessiner Stefano Ansaldi rettete die Krefeld Pinguine vor dem Aus. Doch jetzt geht es drunter unter drüber: Stars und Ex-Nati-Coach Glen Hanlon suchten das Weite.
Publiziert: 26.11.2020 um 08:35 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2020 um 08:58 Uhr
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Der ehemalige Schweizer Nati-Coach Glen Hanlon verliess Krefeld aus «persönlichen Gründen» noch vor dem ersten Liga-Spiel.
Foto: Keystone
Stephan Roth

Die DEL-Saison hat noch nicht begonnen. Dafür sorgen die Krefeld Pinguine neben dem Eis für Spektakel und Schlagzeilen. Im Frühling stand der deutsche Meister von 1952 und 2003 nach dem Abgang des Russen Mikhail Ponomarev vor dem finanziellen Kollaps. Erst ein Schweizer Investor rettete den Verein: Stefano Ansaldi (33). Seine erst im Februar gegründete Save’s AG mit Sitz in Lugano übernahm 80 Prozent. Gemäss Medienberichten für 2 Millionen Euro. Über die Motive und Hintergründe des diskreten Tessiners, der offenbar in der Immobilienbranche arbeitet, ist wenig bekannt. «Herr Ansaldi war unsere letzte Chance», hiess es bei den Pinguinen. «Er suchte gerade einen Eishockeyklub.»

Zur Ruhe kam der Klub aber nicht. Im Gegenteil. Erst wurde mitgeteilt, dass Urgestein und Nationalstürmer Daniel Pietta (33) trotz Vertrag bis 2025 gehen müsse: «Wenn wir ohne Daniel arbeiten, haben wir deutlich mehr Budget zur Verfügung.» Der Streit landete vor Gericht, nachdem der Klub den Star nicht mehr bezahlte, ihm die Autoschlüssel abnahm und ein Hausverbot erteilte. Seit letzter Woche ist klar: Er spielt nun für Ingolstadt.

Ex-Nati-Coach Hanlon ging unverrichteter Dinge

In Krefeld ging es derweil drunter und drüber. Der neue Trainer Glen Hanlon (63), der sich 2016 nach nur einem Jahr als Schweizer Nati-Coach verabschiedet hatte, warf noch vor dem ersten Spiel hin und machte «persönliche Gründe» dafür geltend.

Und beim «Magenta Cup», einem grossen Turnier vor dem DEL-Start, machten die Spieler vor dem Spiel gegen Wolfsburg (3:1) einen Mini-Streik und verzichteten aufs Warm-up. Grund: Der neue Geschäftsführer Sergey Saveljev (24, Lett) habe sie am Vorabend zu einem weiteren Gehaltsverzicht aufgefordert. «Der Streik wurde von einer Gruppe provoziert. Diese ist es auch, die trotz der Corona-Lage weiter ihre Bonus-Zahlungen einfordert. Andere wollen einfach nur Eishockey spielen», sagte Saveljev und kündigte Konsequenzen an.

«Weg vom EC Hollywood»

Ansaldi liess auf der Klub-Homepage verlauten: «Die Aktion der Spieler haben wir zur Kenntnis genommen, auch wenn wir nicht glücklich darüber sind.» Nach einer Krisen-Sitzung wurde bekannt, dass der kanadische Top-Transfer Kris Foucault (ex GCK und ZSC Lions) den Klub ebenso wie Eugen Alanov, Wade Bergman, Colin Smith und Captain Torsten Ankert verlassen.

«Wir sind für die uns vorliegende Situation verantwortlich und möchten sie nun lösen, um uns wieder aufs Eishockeyspielen zu konzentrieren – weg vom EC Hollywood», hiess es nun von den Pinguinen. «Wir wissen, dass wir in den vergangenen Wochen und Monaten auf kommunikativer Ebene deutliche Defizite aufgewiesen haben und arbeiten daran, diese schleunigst zu beseitigen. Hieran ist auch nichts schön zu reden. Es ist uns ein sehr wichtiges Anliegen, dass alle Mitarbeiter und Spieler pünktlich ihr Gehalt erhalten, alles andere ist inakzeptabel.»

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