In der Wirklichkeit sind die Playoffs dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Doch BLICK schiebt die Realität für einmal beiseite. Und lässt die Spieler und Teams fiktiv doch um den Meistertitel kämpfen. Hockey-Experte Dino Kessler schreibt Runde für Runde, wie es gelaufen wäre, wenn das Virus nicht dazwischengefunkt hätte, und krönt zum Schluss den einzig wahren – wenn auch fiktiven – Schweizer Meister 2020.
Jetzt: Runde 6 der Finalserie. Am Montag: Runde 7
ZSC Lions (1.) – Zug (2.) 2:1 n.V. (Stand 3:3)
Beim EVZ fehlt höchstens die Überzeugung, um die Saison mit dem auf breiter Basis geforderten Meistertitel zu beenden. Nachdem Lino Martschini in der 52. Spielminute aus einem Gewühl das 1:0 erzielt hat, wechselt die Mannschaft sofort in den Verteidigungsmodus und verschenkt damit einen sicher scheinenden Sieg. Und damit auch den Titel?
«Eine taktische Anweisung war das nicht, wohl eher ein menschlicher Reflex», sagt der gezeichnete Trainer Tangnes später dazu. Zug besitzt zuvor allerdings genug Möglichkeiten, die Partie auch ohne selbst inszenierten Nervenkitzel in trockene Tücher zu bringen.
Aber dann ergreifen die Zürcher die Gelegenheit beim Schopf. In der Schlussphase beweist Pius Suter einmal mehr seinen Wert für diese Mannschaft. Er fälscht 92 Sekunden vor Schluss einen Noreau-Schuss unhaltbar für Genoni ab, zuvor luchst er EVZ-Verteidiger Alatalo die Scheibe hinter dem Zuger Tor ab.
In der Verlängerung dauert es bloss 85 Sekunden, bis der wie gelähmt wirkende EVZ nach einem verdeckten Schuss Bodenmanns erledigt ist. Die Vorarbeit? Kommt von Suter.
In Zug stehen einige designierte Leistungsträger nun in der Pflicht. Von Grégory Hofmann, mit 24 Toren der treffsicherste Zuger der Qualifikation, ist seit seinem Tor in der Verlängerung der ersten Finalpartie nichts mehr zu sehen. Im Gleichschritt mit der wachsenden Intensität hat sich der Einfluss des agilen Scharfschützen auf ein Minimum reduziert.
Mit klaffender Wunde
Auf der anderen Seite der Skala steht Pius Suter, selbst auch kein Schwergewicht, aber ein Aktivposten seiner Mannschaft. Suter sucht selbst im dichtesten Verkehr jeweils den direkten, beschwerlichen und mit heftiger Gegenwehr gepflasterten Weg zum Tor, während Hofmann sein Glück auch jetzt noch konsequent aus der Distanz versucht.
Nach der Partie steht Suter mit einer klaffenden Wunde über dem rechten Auge und einem strahlenden Lächeln im Gesicht vor der Zürcher Garderobe, um Auskunft zu erteilen.
Trotzdem werden die Karten vor dem Entscheidungsspiel am Montag in Zürich neu gemischt. Nach zwei Partien im Verzweiflungsmodus haben auch die Zürcher wieder etwas zu verlieren.