Wende, Sensation und Marathon
Die denkwürdigsten Serien der Playoff-Historie

Am Donnerstag starten die Playoff-Viertelfinals. Emotionen und Dramatik sind garantiert, wie die Vergangenheit zeigt. Blick schaut zurück auf legendäre Begegnungen: Ein 117-Minuten-Match, die «Schande von Lugano» und ein kurioser Dopingfall.
Publiziert: 13.03.2025 um 01:15 Uhr
|
Aktualisiert: 13.03.2025 um 09:56 Uhr

Darum gehts

  • Schweizer Eishockey-Playoffs: Historische Momente und dramatische Wendungen in Finalserien
  • Legendäre Spiele: Zugs Aufholjagd 2022, ZSC Lions' Last-Minute-Sieg 2012
  • Längste Playoff-Partie 2019: 117 Minuten und 43 Sekunden bis zur Entscheidung
Die Blick KI ist noch am lernen und kann Fehler machen. Fragen zum Sport und Wetter können noch nicht beantwortet werden.
RMS_Portrait_AUTOR_409.JPG
Stephan RothStv. Eishockey-Chef
1

Die Wende aller Wenden

Final 2022: EVZ-Schwede Carl Klingberg macht vor Game 4 ein Selfie, bei dem auf der LED-Anzeige «Schweizer Meister» mit dem Logo der ZSC Lions zu sehen ist; zu diesem Zeitpunkt führen die Lions 3:0. Danach dreht Wind in der hochklassigen Serie. Der EVZ gewinnt die nächsten vier Spiele. In der NHL hatte es eine ähnlich kolossale Wende im Final nur einmal gegeben: 1942 hatten die Toronto Maple Leafs die Detroit Red Wings in einer irren Serie noch abgefangen.

Zug-Stürmer Carl Klingberg hatte seinen Spass, als er die Anzeige im Zürcher Hallenstadion vor Final-Spiel 4 sah.
2

Die erste echte Playoff-Serie

Final 1989: In den ersten Jahren der Playoff-Ära dominiert John Slettvolls «Grande Lugano» nach Belieben. Doch dann beginnt 1989 mit der Einführung von Viertelfinals ein neues Zeitalter. Im Final bietet der SCB mit dem überragenden Goalie Renato Tosio den Tessinern nicht nur Paroli, sondern gewinnt das entscheidende fünfte Spiel in Lugano 4:2. 1990 schlägt Slettvolls Lugano zurück, 1991 geht die Finalserie wieder an Bill Gilligan und den SCB.

Der SCB feiert seinen ersten Playoff-Meistertitel 1989 in Lugano.
Foto: Keystone
3

Del Curto orchestriert ersten Playoff-Schock

Viertelfinal 1992: Es ist die erste dicke Viertelfinal-Überraschung. Lugano wird vom ZSC überrumpelt. Arno Del Curtos Team gewinnt die ersten zwei Spiele. Lugano antwortet mit einem 10:0, wobei Del Curto Junioren loslässt und mehr geprügelt als gespielt wird. Im nächsten Spiel macht der ZSC alles klar. Zum zweiten Mal im Penaltyschiessen. Im rauchgeschwängerten, überfüllten Hallenstadion versenkt Russen-Legende Wladimir Krutow (damals 31, †2012) ausgepumpt erneut seinen Versuch.

Die müden Russen Wladimir Krutow (vorne) und Sergei Prijachin werden von den ZSC-Fans gefeiert.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer
4

Mit Genoni-Berra-Wechselspiel zum Titel

Final 2009: Davos geht auf dem Weg zum Titel über die volle Distanz, gewinnt alle drei Serien 4:3. Dabei rotiert Trainer Arno Del Curto seine damals noch jungen Goalies. Zwischenzeitlich setzt er mit Erfolg auf Reto Berra, in der Finalissima in Kloten aber wieder auf Leonardo Genoni, der sich so seinen ersten von sieben Titeln sichert. Während der Finalserie wird HCD-Stürmer Dino Wieser zur Dopingkontrolle gebeten. Nach dem Titelgewinn stellt sich raus: positiv auf Cannabis. Zuvor erzielt Wieser im Entscheidungsspiel das wegweisende 1:0, Davos gewinnt 2:1. Danach wird er für fünf Monate gesperrt. 

Meisterliches Goalie-Tandem: Leonardo Genoni (links) und Reto Berra.
Foto: Blicksport
5

Umstrittenes McCarthy-Tor schockt Bern

Final 2012: 2,5 Sekunden vor Schluss der Finalissima schiesst Steve McCarthy die ZSC Lions in Bern zum Titel. Dabei führte der SCB in der Serie 3:1. Doch Lions-Coach Bob Hartley coacht sein Team zur Wende, flunkert, dass er beim Spiel 5 schon die Medaillen gesehen habe, und nutzt Kaminfeger Ueli Mühlebach zur Ablenkung und Auflockerung. McCarthys Tor ist ebenso legendär wie umstritten, weil Andres Ambühl kurz davor in Goalie Marco Bührer gecrasht ist.

Mathias Seger (links) und Ronalds Kenins fangen ZSC-Meisterschütze Steve McCarthy ein.
Foto: Toto Marti
6

Der alles andere als plötzliche Tod

Viertelfinal 2019: Seit 2018 gibt es in den Playoffs kein Penaltyschiessen mehr. Es wird bis zum «Sudden Death», bis ein Tor fällt, gespielt. Alles andere als plötzlich kommt der Tod, der die Serie zwischen Servette und Bern beendet. Erst um 00:54 Uhr. Den Treffer, der auch die Genfer erlöst, erzielt Mark Arcobello im längsten Spiel der Schweizer Playoff-Geschichte (117 Minuten und 43 Sekunden). «Ich werde mich mein ganzes Leben lang daran erinnern», schwärmt er Jahre später. Bereits in drei der fünf Spiele davor war die Entscheidung erst in der Overtime gefallen, wobei der SCB zweimal die Oberhand behielt. Die Berner überwinden danach auch Biel und Zug und holen sich den Titel. Den bis heute letzten. 

SCB-Stürmer Mark Arcobello feiert das entscheidende 3:2 in Genf im längsten Spiel der Schweizer Playoff-Geschichte.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
7

Joker Samuelsson sticht in der Finalissima

Final 2001: Die ZSC Lions liegen in der Serie gegen Lugano 1:3 zurück. Dann ringt sich Trainer Larry Huras durch, den Kanadier Pat Lebeau durch Morgan Samuelsson (damals 32, †2023) zu ersetzen. Der Rest ist Geschichte. Der schwedische Joker sticht und schiesst die Zürcher in der Overtime der Finalissima zum Titel. Danach drehen Lugano-Fans durch und es kommt zu wüsten Ausschreitungen und der «Schande von Lugano». Zürcher Fans hatten die Tessiner nicht in die Resega gelassen.

ZSC-Joker Morgan Samuelsson trifft in der Overtime der Finalissima in Lugano.
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE
8

Nach Pasta-Revolution zum Titel

Viertelfinal 1995: Nach zwei Titeln in Folge hat Erfolgscoach Conny Evensson verlassen. Mit seinen Nachfolgern «Putte» Carlsson und Lars Falk kommt die Mannschaft nie zurecht. Nach dem letzten Quali-Spiel trifft sich das Team bei Captain Felix Hollenstein zum Pasta-Essen und kommen zum Schluss, dass es so nicht weitergehen kann. Präsident Jürg Ochsner ersetzt darauf das ungeliebte Trainer-Duo durch den finnischen Feingeist Alpo Suhonen. Das erste Spiel in Lugano geht zwar 0:5 verloren. Doch danach setzt sich das Klotener Eisballet um die Schweden Mikael Johansson und Anders Eldebrink durch und tanzt zum dritten Titel in Folge. Im Jahr darauf folgt der vierte und bislang letzte. 

Trainer Alpo Suhonen und Captain Felix Hollenstein holten 1995 und 1996 den Titel mit Kloten.
Foto: Keystone
9

Törmänen bewegt die ganz Schweiz

Final 2023: Servette holt den ersten Meistertitel der Playoff-Ära in die Romandie nach einer packenden Serie, in der sich die Genfer erst in der Finalissima vor heimischem Publikum (4:1) durchsetzen. Dabei emotionalisiert das Schicksal von Biel-Trainer Antti Törmänen nicht nur sein Team, sondern bewegt weit über die Hockey-Szene hinaus. Vor dem Halbfinal gegen den ZSC gibt Biel bekannt, dass der besiegt geglaubte Gallenblasenkrebs beim Finnen nun doch zurück ist. Neben dem Versuch, seinen zweiten Titel nach 2013 (Bern) zu holen, beginnt Törmänen den Kampf gegen den Krebs von vorne und muss sich auch im Finalspiel 1 durch Assistent David Oliver vertreten lassen. Nach dem Final legt er seine Trainerkarriere auf Eis.

Biel-Verteidiger Beat Forster umarmt Trainer Antti Törmänen nach der Niederlage in der Finalissima in Genf.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
10

Thornton, von Arx und Co. bändigen den SCB

Halbfinal 2005: Die Serie zwischen Davos und Bern beginnt mit einem überhitzten Spiel, das der HCD daheim 2:1 gewinnt. HCD-Leitwolf Reto von Arx deckt Ex-Teamkollegen Ivo Rüthemann vor laufenden TV-Kameras mit Trashtalk ein und in der Endphase artet die Partie aus. «In Anbetracht der Fülle von Stockfouls, Kamikaze-Checks und hinterlistigen Faustschlägen hätte die Schadensbilanz gravierender ausfallen können», schreibt der «Bund». Schliesslich setzt sich der HCD mit seinen NHL-Stars Joe Thornton (der sich mit einem Stockschlag gegen SCB-Goalie Marco Bührer eine Sperre einhandelt), Rick Nash und Niklas Hagman in der Serie 4:2 durch und hat dann im Final gegen den ZSC wenig Mühe. 

Die ehemaligen Teamkollegen Reto von Arx (Davos, links) und Ivo Rüthemann (Bern) geraten aneinander.
Foto: Blicksport
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?