Unbekümmert und erfrischend. So wirkt Dominik Kubalik in jedem Gespräch. Egal, ob nach einem 5:0-Sieg gegen Davos, bei dem er zwei Tore geschossen hat. Oder nach einer 0:6-Klatsche in Biel. Zwischenzeitliche Ernsthaftigkeit wird von Schalk begleitet. Der Ambri- Stürmer nimmt das Leben eben, wie es ist – sowohl auf als auch neben dem Eis.
Kubalik wohnt mit seiner Freundin Klara (23) in Bellinzona. Das Paar fühlt sich hier wohl. «Das Einleben hier war nicht so hart, wie ich mir es vorgestellt habe», sagt der Tscheche, der aus Pilsen stammt. Schlimmer als im russischen Ufa könne es sowieso nirgends sein, schiebt er nach. 2017 löst der Stürmer seinen KHL-Vertrag bei Salawat Julajew Ufa nach nur einem Monat wieder auf, weil er es dort nicht ausgehalten hatte. Und auch, weil er mehr Eiszeit wollte.
Ansonsten ist er unkompliziert. Er wohnt erst im verschlafenen Dörfchen Ambri, als ihn die Biancoblu im November 2017 von seinem Stammklub HC Pilsen holen. Was ihn in der Leventina erwartet, wusste Kubalik, weil Pilsen-Sportchef Tomas Vlasak (43) während der Saison 2001/02 selbst bei den Tessinern stürmte. «Es ist schön, an einem Ort zu spielen, wo man sich in jedem Spiel beweisen muss», sagt der Siebtrunden-Draftpick der LA Kings (2013).
Dass er mit seinen 23 Jahren der jüngste Ausländer in der National League ist, interessiert ihn nicht. «Ich will nicht der Junge sein. Ich bin schon reif für mein Alter.» Das sagt Kubalik ernst. Und ergänzt im nächsten Atemzug augenzwinkernd: «Darum kümmere ich mich auch gut um Novotny ...» Landsmann Jiri Novotny, 35-jährig, spielt seit einem Monat für Ambri. Die Tschechen verbringen oft Zeit miteinander.
Seine Herkunft macht Kubalik genauso stolz wie die Tatsache, dass er es im Februar dank starker Leistungen für die Biancoblu ins Olympia-Team geschafft hat, «mein erstes grosses Turnier». Besser gelaufen sei es ihm dann aber an der WM im Mai. Den Durchbruch hat er in Ambri geschafft.
Grossvater: «Jeder Schuss ist besser als ein Pass»
Gleich von Anfang an knüpft er diese Saison an seine starken Efforts an. Der Goalgetter kann Spiele entscheiden – auch dank eines Ratschlags seines Grossvaters: «Er sagte mir immer, selbst ein schlechter Schuss ist besser als ein Pass.» Den befolgt er, schiesst sofort, sobald er nur die kleinste Chance sieht. Kein Wunder, führt Kubalik die Statistik der Schüsse aufs Tor auch an.
Seine verstorbene Grossmutter hat er übrigens unter der Haut verewigt: Den linken Oberarm ziert ein Löwenkopf mit schützenden Engelsflügeln und ihrem Geburtsdatum. Familie ist dem Nationalspieler wichtig, vor allem sein älterer Bruder Tomas (28), der in der DEL2 bei den Eispiraten Crimmitschau spielt. «Er war immer mein Idol.»
Wegen ihm ist Dominik Eishockeyprofi, «obwohl ich eigentlich lieber Fussballer geworden wäre», gesteht er, «aber ich wollte halt sein wie mein Bruder». Und so schaut sich Kubalik heute Fussball einfach ständig im TV an – wie auch Tennis. «Ich denke nicht vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage pro Woche an Hockey.»
Unbeschwertheit zeichnet ihn aus
Auch auf dem Eis hat er sich abgewöhnt, zu viel zu denken. «Mein Bruder rät mir immer, nicht zu grübeln.» Kubalik spielt frisch von der Leber weg, geht auch gerne mal ein Risiko ein und liebt es, unter Druck zu agieren. «Den lasse ich einfach nicht zu nahe an mich ran.» Diese Unbeschwertheit macht ihn aus.
Nach Spielen kann er problemlos abschalten und die Zeit mit seinem Schatz geniessen. Das Paar unternimmt viel, erkundet die Region, besucht Schweizer Städte und war auch schon in Mailand (It). «Wir sind sehr unternehmungslustig, gehen sonntags aber auch gerne einfach mal spazieren bei den schönen Schlössern in Bellinzona.» Er sei total glücklich mit seinem Leben. Und das merkt man Dominik Kubalik in jedem Augenblick an.