Das habe er in 22 Jahren in diesem Business noch nie erlebt, sagt Tigers-Trainer Benoit Laporte (55). Die Emmentaler gehen in Ambri 4:9 unter. Doch nicht der Trainer spricht danach zu seiner Mannschaft, sondern Sportchef Jörg Reber (41). Dafür verbannt er Laporte sowie Assistent Rolf Schrepfer (42) vor die Türe.
Über eine Stunde tobt Reber vor den Spielern. «Es ging darum, ihnen den Ernst der Lage aufzuzeigen», so Reber, «wir haben zuletzt sechs von sieben wichtigen Spielen verloren.» Für die Kabinenpredigt habe er sich aus dem Bauch heraus entschieden, «es war Zeit dafür. Ich habe das in meiner Karriere als Spieler oft erlebt.»
Auch am Tag danach kann Laporte diese Aktion von seinem Chef nicht verstehen. Was den Kanadier besonders verletzt: «Nach seiner Ansprache ging Jörg als Erstes zum Radio-Interview.» Den Trainer und seinen Assistenten lässt er im Unwissen darüber, was er mit den Spielern besprochen hat. Laporte mutmasst, dass es nicht um ihn, sondern um den Stolz der Spieler ging. «Aber ich frage mich natürlich auch, ob er ihnen die Vertrauensfrage gestellt hat», so Laporte, der befürchtet, dass sein Ultimatum angelaufen sein könnte. Eine Antwort darauf aber hat er nicht. Er weiss bloss: «Wir wurden für Montagmorgen um neun Uhr ins Büro bestellt.»
Bis dahin befindet er sich in der Schwebe. Schwierig für den Trainer – und die Spieler. «Der Sonntag sollte ja zur Erholung dienen», so Laporte, «das ist kaum möglich in einer so unklaren Situation.» Er selbst geht gestern mit seiner Freundin ins Fitness und bereitet normal ein Training vor für heute, «es folgen wichtige Spiele». Langnau trifft noch auf Lausanne und Biel und könnte für den Playout-Final den Heimvorteil verlieren.
Nach der Pleite in Ambri verneint Reber noch die Frage, ob es eine Trainer-Entlassung gebe. Gestern sagt er auf die gleiche Frage: «Kein Kommentar.»