SCB-Chronik des Schreckens
Boss Marc Lüthi ist die einzige Konstante

Der SCB kommt nicht vom Fleck. Seit dem letzten Titel 2019 hat man nun mit Jussi Tapola den siebten Trainer verbraucht. Die Chronik des Niedergangs eines Hockey-Giganten.
Publiziert: 13:57 Uhr
|
Aktualisiert: vor 1 Minute
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/13
Als Meistergoalie Leonardo Genoni 2019 den SCB verliess, fingen die Probleme an.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • SC Bern: Vom Meister zum Krisenklub, Trainerwechsel und Umstrukturierungen
  • Mehrere Sportchefs und Trainer seit 2019, Marc Lüthi bleibt CEO
  • Acht Trainer und sieben Sportchefs in fünf Jahren seit letztem Meistertitel
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Am 20. April 2019 wird der SC Bern zum 16. und bislang letzten Mal Schweizer Meister. Es ist der dritte Titel innert vier Jahren. Danach beginnt der Niedergang, und die Spirale des Misserfolgs beginnt zu drehen. Seit dem Titel haben die Berner keine Playoff-Serie mehr gewonnen und sieben Trainer verbraucht.

Meistercoach Jalonen entlassen

Es fängt damit an, dass es Bern nicht gelingt, Meistergoalie Leonardo Genoni zu halten, diesen an Zug verliert. Mit Gaëtan Haas (zu Edmonton) geht ein zweiter Schlüsselspieler, der nicht ersetzt werden kann. Der SCB stürzt in der Tabelle ab, Meistertrainer Kari Jalonen wird im Januar 2020 entlassen und durch Hans Kossmann ersetzt. Zum Aufschwung führt diese Massnahme auch nicht, der Titelverteidiger verpasst als Neunter die Playoffs.

Chatelain geht, Schelling kommt

2020: Mit Kossmann wird nicht verlängert, und auch Sportchef Alex Chatelain wird abgesetzt. Dafür präsentiert SCB-CEO Marc Lüthi Ex-Nati-Goaliefrau Florence Schelling als neue Sportchefin, was weit über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen sorgt. Don Nachbaur wird Trainer. Doch dieser wirft bereits nach 14 Spielen das Handtuch.

Im Würgegriff von Corona

Junioren-Coach Mario Kogler übernimmt bis Ende Saison 2020/21. Der SCB befindet sich zu dieser Zeit im Würgegriff der Corona-Pandemie, ist als Sportverein mit einer gross angelegten Sportgastro AG gleich doppelt bestraft. Es gibt einen Ausgabestopp, Schelling sind bei Transfers die Hände gebunden, das Kader wird immer schwächer. Trotzdem spannt Bern dem HCD noch während der Saison Raeto Raffainer aus und ernennt ihn zum CSO, was die Position von Schelling zusätzlich schwächt. Sportlich rettet sich der SCB über die neu geschaffenen Pre-Playoffs in die Playoffs, scheitert dort aber in den Viertelfinals an Zug.

Schelling weg, Lüthi tritt kürzer

2021: Nach der Saison gibt es den nächsten Knall: Schelling muss gehen, Andrew Ebbett wird der neue Sportchef, und als Trainer versucht sich Johan Lundskog. Ohne Erfolg, der SCB fällt noch tiefer, beendet die Saison auf Rang 11 und verpasst sogar die Pre-Playoffs. Trotz dieses Debakels darf Lundskog bleiben. Raffainer setzt sich in dieser Frage gegen Lüthi durch und wird auch zu dessen Nachfolger als CEO. Lüthi tritt wegen gesundheitlicher Probleme im Tagesgeschäft kürzer und wird neuer VR-Präsident.

Lundskog und sein Klon

In der Saison 2022/23 zeigt sich der SCB zunächst ein wenig verbessert. Doch der sportlichen Führung gefällt die Entwicklung trotzdem nicht, und so muss Lundskog Anfang November gehen. Der SCB liegt zu diesem Zeitpunkt auf Rang 6. Es übernimmt der typähnliche Toni Söderholm. Doch verbessert zeigt sich Bern unter ihm nicht – im Gegenteil, die Quali wird auf Rang 8 beendet. Die Pre-Playoffs gegen Kloten können noch gewonnen werden, doch in den Playoff-Viertelfinals gegen Biel ist erneut vorzeitig Schluss.

Raffainer-Knall und Lüthi-Comeback

2023: Nach der Saison erfolgt zunächst die Trennung von Söderholm. Und dann gib es den nächsten, noch spektakuläreren Knall: CEO Raffainer, als grosser Hoffnungsträger geholt, wird entlassen. Lüthi wirft all seine Vorsätze über Bord, gibt ein Comeback als CEO und tritt als VR-Präsident ab. Als Headcoach wird der finnische Meistertrainer und Champions-League-Sieger Jussi Tapola engagiert.

Plüss kommt an Bord

Nach dem Abgang von Raffainer holt Lüthi Ex-Captain Martin Plüss an Bord. Der Zürcher Unterländer zieht zunächst als Berater die Fäden im Hintergrund, ehe er im Frühling den Job als Sportdirektor antritt.

Ebbett geht, Bärtschi kommt

Zwischen dem verbissenen, analytischen Plüss und dem lockeren, jovialen Ebbett stimmt die Chemie nicht. Der Kanadier muss seinen Platz im Frühling 2024 räumen. Sein Nachfolger wird mit Patrik Bärtschi ein weiterer ehemaliger SCB-Stürmer aus dem Zürcher Unterland.

Auf Bärtschi folgt Piceci

Nach einer erfolgreichen Quali mit Platz 3 und dem Out in Spiel 7 gegen Fribourg trennen sich die Wege der ehemaligen Teamkollegen Plüss und Bärtschi im Frühling 2025 nach nur einem Jahr. Der Sportdirektor hat erneut andere Vorstellungen als der Sportchef, wie dessen Job ausgeführt werden soll. Gleichzeitig kommt es zu Umstrukturierungen, und der vormalige Spieleragent Diego Piceci wird Sportchef beziehungsweise Leiter National League, wie das Amt neu heisst. Es ist COO Pascal Signer, der Piceci ins Spiel bringt, nachdem dieser Nati-Spielerin Sinja Leemann von den ZSC Lions nach Bern vermittelt hatte.

Tapola muss gehen

Eine 1:5-Heimpleite gegen Fribourg und ein verpatzter Saisonstart (Rang 11) werden Tapola zum Verhängnis. Er wird am 1. Oktober freigestellt. Interimistisch übernimmt der neue Assistent Patrick Schöb (38), den man dem Verband ausgespannt hatte, das Team. Er ist der achte Trainer seit dem letzten Meistertitel 2019. Zudem waren in dieser Zeit sieben Sportchefs beziehungsweise -direktoren in Bern tätig. Nur einer ist immer noch da: Boss Marc Lüthi, der seit 1998 im Klub ist und auch die erfolgreichen Jahre prägte.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
National League 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
10
21
26
2
Lausanne HC
Lausanne HC
10
25
24
3
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
10
14
21
4
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
10
9
20
5
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
10
-5
20
6
EV Zug
EV Zug
10
1
17
7
ZSC Lions
ZSC Lions
10
6
17
8
EHC Kloten
EHC Kloten
10
-5
12
9
EHC Biel
EHC Biel
9
-5
11
10
SCL Tigers
SCL Tigers
10
-9
11
11
SC Bern
SC Bern
9
-10
8
12
HC Lugano
HC Lugano
10
-9
8
13
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
10
-15
7
14
HC Ajoie
HC Ajoie
10
-18
5
Playoffs
Qualifikationsspiele
Relegation Play-Offs
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen