Sollen die Playoffs auch ohne Zuschauer gespielt werden?
Das Kontra von Dino Kessler:
Eishockey? Immer. Playoffs? In Dauerschleife. Aber nicht unter diesen Umständen, nicht als Notlösung und mit dem wichtigsten Geschäftspartner draussen vor der Tür. Ohne Publikum ist der Profisport ein Muster ohne Wert. Dazu wird dem Titel 2020 wohl ein Makel anhaften, das Standardformat ist der «Best of Seven»-Modus: Meister ist, wer 12 Spiele gewinnt.
Und wie sollen die Spieler so tun als ob, wenn doch das Spielen vor Publikum genau das ist, was im Profisport die Spreu vom Weizen trennt? Wer den Druck auf der grossen Bühne nicht meistern kann, wird der Trainingsweltmeisterei bezichtigt. Playoffs im Frühling 2020 sind nichts weiter als Schattenboxen.
Die Meisterschaft ohne weitere Spiele zu beenden, wäre für jeden Wettbewerb die sportlich sinnvollste Variante, einen strahlenden Sieger wird es sowieso nicht geben. Der Gewinner wird sich fragen, was ein Titel im verkürzten Verfahren wert ist, und alle anderen werden ihm gerne Auskunft geben.
Die Sieger werden vor leeren Tribünen im (Konfetti-)Regen stehen und sich ähnlich fühlen wie Olympiateilnehmer, die Jahre nach den Spielen per Luftpost doch noch eine Medaille zugeschickt erhalten. Es wird schrecklich sein.
Das Pro von Stephan Roth:
Wenn man die Wahl hat, ob man mit Zuschauern Eishockey spielen will, antwortet man schon mit Ja, bevor die Frage zu Ende formuliert ist. Doch diese Frage stellt sich derzeit nicht. Das Coronavirus lässt es nicht zu, dass Fans in grossen Massen in die Stadien pilgern. Und das dürfte sich auch nicht so schnell ändern.
Soll man deshalb aber auf Eishockey verzichten? Nein. Denn es ist nicht wie beim Ei und dem Huhn, wo man nicht weiss, was zuerst war: Zuerst war das Eishockey, dann kamen die Zuschauer. Und tatsächlich erhöhte das den Spassfaktor.
Wer als Kind aber die Schlittschuhe schnürt, einen Stock packt und dem Puck nachjagt, braucht keine Zuschauer, um Spass zu haben. Der pure Sport hat genug Reiz. Es geht auch ohne Show, Fans und Kommerz.
So sollte zumindest im Notfall – und darum handelt es sich – auch bei den Profis die sportliche Herausforderung, der Siegeswillen und das besondere Gefühl, als Mannschaft Grosses zu leisten, reichen, um sich zu motivieren.
Klar, es wird nicht das Gleiche sein ohne die Emotionen der Fans, aber immer noch besser als nichts. Man sollte das Beste aus einer schlechten Situation machen.