Jeweils am Donnerstagnachmittag, in spielfreien Wochen auch montags, tanzen vor allem die ZSC-Talente nach der Pfeife von Cyndy Kenyon.
«Am Anfang war es schon ein wenig gewöhnungsbedürftig, unter der Leitung einer Frau zu arbeiten», sagt Nati-Stürmer Chris Baltisberger (23). «Aber Cyndy macht einen super Job.» Für ihn ist die Teilnahme freiwillig. Dennoch ist er meist dabei. «Es hilft enorm und gibt Selbstvertrauen. Zudem macht Schlittschuhfahren natürlich Spass.»
Der Umstand, dass Kenyon eine Frau ist, sei ein Punkt gewesen, über den man nachgedacht habe, als man die Amerikanerin im letzten Sommer mit der Leitung des Power-Skatings betraute, sagt Lions-Trainer Marc Crawford. «Als Frau ist sie weniger einschüchternd. Und im Gegensatz zu anderen Eislauflehrerinnen kommt sie nicht vom Eiskunstlauf, sondern ist eine Hockey-Spielerin.»
Seit 2006 ist Kenyon, die ein Psychologie-Studium an der Uni Wisconsin abschloss, als Spielerin und Trainerin in der Schweiz tätig. Zuerst bei Langenthal, seit 2012 bei den ZSC Lions. So spricht die 31-Jährige auch gut Deutsch.
Kenyon hält ihren Schützlingen keine Vorträge, sondern macht ihnen gleich jede Übung vor. Leichtfüssig und elegant gleitet sie übers Eis. So hat sie sich bei den Spielern blitzartig Respekt verschafft.
Das Rüstzeug als Power-Skating-Trainerin hat sie sich in Sommer-Camps in Minnesota geholt. Dort begann sie mit 15 Jahren als Rettungsschwimmerin und Schwimmlehrerin. Neun Jahre später leitete sie die Camps und gab Eislauf-Lektionen.
Gedacht sind die zusätzlichen Spezialtrainings bei den Lions vor allem für Jonas Siegenthaler. «Es ist schon fast beunruhigend, wie gut er dereinst werden kann», sagt Kenyon. Der 100-Kilo-Verteidiger, der ein heisser Kandidat ist, im Sommer im NHL-Draft in der ersten oder zweiten Runde gezogen zu werden, hat in den letzten Monaten bereits grosse Schritte gemacht. «Ich spüre die Fortschritte, und auch der Coach sagt, dass ich vorankomme», sagt der 17-Jährige.
«Jonas hat wahrscheinlich am meisten Fortschritte gemacht. Seine Füsse bewegen sich besser, und er kassiert deshalb weniger Strafen», findet auch seine Lehrerin. Dabei hat Kenyon ab und zu Bedenken, dass sie den sanften Riesen manchmal zu hart anpacken könnte.