Nur der ZSC ist dagegen
Ausländer-Wahnsinn im Schweizer Eishockey

Eine Luxus-Steuer, keine Lizenz-Schweizer mehr, dafür viel mehr Ausländer. Im Frühling könnte die National League eine Kulturrevolution beschliessen. Die Folgen sind teilweise nicht absehbar.
Publiziert: 09.12.2020 um 16:09 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 13:54 Uhr
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Die Ausländer-Revolution soll die Löhne der Schweizer Stars wie Genoni und Hofmann unter Druck setzen.
Foto: freshfocus
Dino Kessler

Im Frühling sollen die Reformpläne der National-League-Klubs umgesetzt werden. Das übergeordnete Ziel? Die Spielerlöhne unter Druck setzen. Parallel mit der Einführung einer Luxussteuer zur Deckelung der Lohnsummen will eine (aktuelle) Mehrheit der Klubs das Ausländer-Kontingent massiv erhöhen («Lex Lüthi»): Statt bisher 4 Fachkräfte pro Klub und Spiel will man ab der Saison 2022/2023 neu 10 Ausländer erlauben, in dieses Kontingent würden dann auch die Ausländer fallen, die jetzt noch als Lizenz-Schweizer von einem Sonderstatus profitieren.

Momentan sprechen sich nur die ZSC Lions dezidiert gegen dieses Vorhaben aus. Bei einer Abstimmung im Umfeld einer ordentlichen Liga-Versammlung genügt die einfache Mehrheit.

Eingriff in einen funktionierenden sportlichen Wettbewerb

Damit würde effektiv ein wenig präziser Eingriff in einen (vor der Pandemie) funktionierenden sportlichen Wettbewerb und ein beim Volk populäres Produkt erfolgen.

Wenig präzis? Wie sich die Ausländer-Reform auf die sportliche Ausrichtung der Liga auswirken wird, kann niemand vorhersagen. Die Spielerlöhne werden schon mit der Einführung der Luxussteuer unter Druck geraten, ausserdem führen die Covid-bedingten Darlehen und Beiträge aufgrund der Vorschriften zu einer weiteren Korrektur der Lohnbudgets.

Sonderstatus für Ausländer: Warum werden Nettolöhne bezahlt?

Warum dann die zusätzliche Abkehr von der Ausländerregel? Einige Teams haben keine Chance (mehr), Top-Schweizer zu verpflichten oder wollen die hohen Preise nicht mehr bezahlen. Sie rechnen damit, dass der Hochlohn-Markt für Schweizer zusammenbricht, wenn noch mehr Ausländer in die Liga kommen. Diese Rechnung geht allerdings nur dann auf, wenn Ausländern keine Nettolöhne (Steuern, Wohnung, Auto, teilweise Schulen vom Klub bezahlt) mehr bezahlt werden.

Aktuell verursacht ein Nettolohn von 300'000 Franken je nach Kanton effektive Kosten von zwischen 640'000 und 700'000 Franken. Das entspricht ungefähr dem Minimallohn in der NHL. Warum diese Sonderregelung für Ausländer nicht längst gekippt wurde, bleibt ein Geheimnis der Klubbetreiber. Die National League bietet im Normalbetrieb auch ohne zusätzliche Anreize eines der attraktivsten Betätigungsfelder ausserhalb der NHL.

Nachwuchs unter Druck – und wie reagieren die Fans?

Wie die Zuschauer und Fankurven auf eine Schwemme von Ausländern im Schweizer Eishockey reagieren würden, ist eine Frage, die von den treibenden Kräften hinter dieser Volte wohl etwas unterschätzt wird. Eine Momentaufnahme in den einschlägig bekannten Fan-Foren zeigt: Die Zustimmung liegt im niedrigen Prozentbereich.

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Verlassen kann man sich auf etwas: Der nationale Talentpool, die Nationalmannschaften und die Nachwuchsförderung würden unter erheblichen Druck geraten. Einerseits wird die Sogwirkung der Profi-Teams sabotiert, andererseits dürfte auch die Motivation bei den Klubs schwinden, überhaupt noch in die Nachwuchsförderung zu investieren. Es liessen sich dann ja stets genug fertig ausgebildete Spieler im Ausland rekrutieren.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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