Beim EVZ könnte man jetzt sagen: «Jetzt haben wir die Zürcher genau dort, wo wir sie haben wollten.» Das würde Humor verraten, aber natürlich nicht der Realität entsprechen. Obwohl: Die Zuger spielen, als würden sie auf das 0:3 in der Serie warten, um dann wie vor zwei Jahren im Final gegen die Lions mit der Wende beginnen zu können.
Damals hatte es Dan Tangnes erfolgreich mit Linienumstellungen und einem Wechsel auf den Ausländerpositionen (Carl Klingberg für Anton Lander) versucht, als es nicht lief. Das Gleiche versucht er nun wieder. Er reisst den Sturm mit Captain Jan Kovar und den Power-Flügeln Fabrice Herzog und Dario Simion, den er damals neu gebildet hatte, auseinander. Marc Michaelis übernimmt den Platz des Tschechen, während Kovar ein Ausländer-Trio mit dem Schweden Andreas Wingerli und Brian O’Neill bildet. Lino Martschini, im Viertelfinal gegen Bern der beste Mann bei den Zugern, wird in der dritten Linie versenkt.
O’Neills fataler erster Einsatz
O’Neill gibt dabei sein Comeback nach einer Halswirbelverletzung und vier Monaten Pause. Und der Amerikaner steigt etwas übermotiviert ins Spiel. Bereits nach 12 Sekunden muss er auf die Strafbank. Das rächt sich: Die Lions gehen sofort in Führung, als eine Hereingabe von Juho Lammikko, die man im Fussball als Flanke bezeichnen würde, von Livio Stadler ins eigene Tor abgelenkt wird.
Danach wartet man vergeblich auf eine Reaktion der Zuger. Der ZSC kontrolliert das Spiel und die Zweikämpfe, erhöht im Mittelabschnitt durch Christian Marti auf 2:0 und verpasst es, den Sack frühzeitig zuzumachen.
Nach fast torlosen 118 Minuten kommen die Zuger dann doch zu einem Treffer. Bezeichnend: Simon Hrubec liegt dabei wehrlos auf dem Eis, nachdem Verteidiger Dario Trutmann den Zuger Marc Michaelis in den ZSC-Goalie befördert hat. Zwei Minuten später stellt Rudolfs Balcers aber den 2-Tore-Vorsprung wieder her.
ZSC stabiler als vor zwei Saisons
Im Gegensatz zur wundersamen Wende 2022 entspricht die 3:0-Führung der Zürcher in der Serie auch den gezeigten Leistungen. Dem EVZ hilft jetzt nur noch ein echtes Hockey-Wunder. Um noch in den Final einzuziehen, müsste er noch zweimal in Zürich (und zweimal zu Hause) gewinnen. Angesichts der unerklärlich schwachen Auftritte in der Fremde in diesen Playoffs erscheint das nicht realistisch, zumal der ZSC weit stabiler als vor zwei Saisons und in der Offensive nicht mehr nur von der Linie um Denis Malgin abhängig ist und die Zuger – allen voran der damalige Playoff-MVP Jan Kovar – viel von ihrer Ausstrahlung verloren haben.
Fans: 12'000.
Tore: 2. Lammikko (Lehtonen/PP/ Eigentor Stadler) 1:0. 25. Marti (Bodenmann) 2:0. 38. Hansson (Simion, Michaelis) 2:1. 40. Balcers (Andrighetto, Weber) 3:1. 59. Herzog (Kovar, Martschini/ohne Goalie) 3:2. 59. Rohrer 4:2 (ins leere Tor). 60. Lammikko (Sigrist, Weber) 5:2 (ins leere Tor).