Welches Gesicht zeigt der EVZ zu Beginn der Playoffs? Jenes aus den ersten rund 40 Spiele, als das Tangnes-Team um den Quali-Sieg kämpfte, oder jenes zum Ende der Regular Season, als es in neun der letzten zehn Spielen Niederlagen setzte? Das sind die meist gestellten Frage vor dem Duell gegen den SCB.
Zu Beginn zeigen die Zuger ihre dunkle Seite. Bereits nach 18 Sekunden wandert Wingerli nach einem unbedarften Stockeinsatz auf die Strafbank. Dies nutzt Bern zur Führung. Ausgerechnet Defensiv-Spezialist Nemeth bezwingt Genoni, der mit seinem 907. Einsatz den Rekord von Pavoni egalisiert, mit einem trockenen Schuss.
Die fahrigen Zuger können sich glücklich schätzen, dass sie nach dem Startdrittel nicht höher zurückliegen. Denn wieder Wingerli und Kovar ermöglichen dem Gegner eine eineinhalbminütige doppelte Überzahl. Doch den Bernern fehlt es an Präzision.
Genoni hat schon bessere Zeiten erlebt
Nach der ersten Pause übernimmt der SCB sofort wieder das Diktat. Doch dann kommt die Szene, die alles auf den Kopf stellt: Nati-Verteidiger Loeffel lässt sich durch einen kernigen Check des deutschen EVZ-Stürmers Eder hinter dem Tor vom Puck trennen. Herzog schnappt sich den Puck, bedient Michaelis, der nur noch einzuschieben braucht.
Plötzlich hat der EVZ Wind in den Segeln. Und als Wingerli seine Wendigkeit ausspielt und Martschini anspielt, lässt sich der Goalgetter nicht zweimal bitten und bezwingt Reideborn zum 2:1. Dem Tapola-Team, das anfangs fast nichts zugelassen hatte und enorm solide wirkte, entgleitet das Spiel. Und Wingerli setzt seine Wiedergutmachung für den Fehlstart fort. Mit einem schönen Diagonalpass spielt der kleine Schwede Senteler frei, der zum 3:1 trifft.
Dass der EVZ aber noch nicht sattelfest ist und Genoni schon bessere Zeiten erlebt hat, zeigt sich im Schlussabschnitt: Der siebenfache Meistergoalie lässt sich von einem Distanzschuss von Loeffel erwischen.
Und den Ausgleich erzielt einer, der das Toreschiessen nicht erfunden hat: Verteidiger Kindschi, den man in Kloten nicht mehr wollte und der jüngst bei seinem ersten Tor nach 202 torlosen NL-Spielen gesagt hatte: «Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.» Und es kommt noch besser für die Berner: Scherwey schiesst sie zum Sieg. Die Serie ist mit einem Break lanciert.
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Tore: 3. Nemeth (Untersander, Bader/PP) 0:1. 22. Michaelis (Herzog) 1:1. 28. Martschini (Wingerli) 2:1. 39. Senteler (Wingerli, Bengtsson) 3:1. 44. Loeffel (Ritzmann, Sablatnig) 3:2. 53. Kindschi (Sceviour) 3:3. 57. Scherwey (Bader) 3:4.