EVZ-Tangnes und SCB-Jalonen fühlen sich auf den Zahn
Wechselte Genoni wegen der Sauna von Bern nach Zug?

Im Frühling standen sie sich im Playoff-
Final gegenüber. 
Nun stellen sich Zug-Trainer Dan Tangnes (40, No) und 
SCB-Meistercoach 
Kari Jalonen (59, Fi) 
je fünf Fragen.
Publiziert: 28.08.2019 um 18:26 Uhr
|
Aktualisiert: 08.09.2019 um 08:24 Uhr
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Auf der Erfolgsspur: SCB-Meistertrainer Kari Jalonen.
Foto: PIUS KOLLER
Stephan Roth

Jalonen: Dan, wie hast du die erste Saison in der National League erlebt?
Tangnes: Es war eine andere Art von Coaching als davor in Schweden, wo ich acht Jahre ­tätig war. Du kommst in ein neues Land mit einer anderen Kultur und musst dich drehen und wenden und einen neuen Weg finden, um auf die Spieler zuzugehen. Die Leute sind hier anders erzogen. In Schweden wollen die Spieler einbezogen werden. Doch als ich hier fragte: «Was denkt ihr, Jungs?», schauten sie mich erstaunt an und sagten mehr oder weniger: «Wie meinst du das? Das Denken ist dein Job! Wir tun, was du uns sagst.» So war es ein wenig ein Abenteuer für mich. Doch das macht dich zu einem besseren Coach.

Tangnes: Kari, du hast schon viele Titel geholt und bist schon lange dabei. Was treibt dich noch an?
Jalonen: Es ist der Reiz, ein Team zu führen. Für mich ist es immer wichtiger geworden, nicht nur die Spieler, sondern auch die Menschen zu coachen. Ich investiere immer mehr dafür. Und das gibt mir Inspiration und Kraft. Es ist auch stets eine neue Herausforderung. Es kommen neue Spieler dazu. Und man muss Brücken bauen, damit das Vertrauen im Team wächst. Mir fehlt es nie an Motivation. Ich liebe das Eishockey. Das ist mein Leben.

Jalonen: Welches ist der grösste Unterschied zwischen der schwedischen und der Schweizer Liga?
Tangnes:
Die Organisation auf dem Eis. Junge Spieler kommen in die SHL und haben bessere Kenntnisse über die Organisation. Hier haben die Spieler viele individuelle Qualitäten, doch ich muss einen oder zwei Schritte zurückgehen, damit alle verstehen, wie man zusammenarbeitet und wie eine gute Organisation dem Einzelnen hilft. Ich würde sagen, dass die individuelle Qualität hier höher ist. Das Spiel ist schneller, und es gibt mehr Tormöglichkeiten auf beiden Seiten als in zehn SHL-Spielen.

Tangnes: Es war ein langer Sommer, und ich habe viel darüber nach­gedacht – wahrscheinlich mehr als du, da wir den Final verloren haben: Was hat aus deiner Sicht den Unterschied im Final gemacht?
Jalonen: Wir hatten eine wirklich schwierige Viertelfinal-Serie gegen Genf. Vier Spiele wurden in der Overtime entschieden, und wir haben dreimal auswärts gewonnen. Wir hatten viele Verletzungen, und die Spieler aus der zweiten Reihe haben uns gezeigt, dass wir etwas erreichen können. Ich denke, an diesen schwierigen Momenten ist das Team gewachsen. Als wir dann Biel im siebten Spiel schlugen, waren wir bereit. Das Team war mental enorm stark, sodass wir auch die Start-Niederlage gegen euch wegstecken konnten. Doch die Differenz im Final war sehr, sehr klein.

Jalonen: Was macht das schwedische Eishockeys stark?
Tangnes: In den letzten zehn Jahren hat man begriffen, wo die Liga in der Nahrungskette des Eishockeys steht. Und mit diesem Wissen hat man den ­Fokus auf die Spieler-Ausbildung gelegt. Denn die jungen Spieler gehen früh in die NHL, und die älteren, die es nicht in die NHL schaffen, gehen in die KHL oder die Schweiz. So muss man ständig neue Spieler auf hohem Niveau produzieren.

Tangnes: Wir haben ja einen Spieler von euch bekommen (Goalie Leonardo Genoni, die Red.). Er sagte, ein wichtiger Grund, dass er Bern verlassen habe, sei gewesen, dass er keinen Zugang zur Sauna gehabt habe, weil stets ein rotes Licht geleuchtet habe, was hiess, dass die Sauna vom Coach besetzt war… (beide lachen) Kannst du das bestätigen?
Jalonen: Die Geschichte kommt aus der Zeit, als ich in Turkku unter Hannu Jortikka und Wladimir Jursinow gespielt habe. Sie waren immer in der Sauna. Und wenn sie drin waren, haben sie ein rotes Licht angestellt, weil keiner mit dem Trainer in die Sauna wollte und sie es so geniessen konnten. Hier in Bern ist es nicht so, aber die Geschichte ist innerhalb des Teams zu einem Scherz geworden.

Jalonen: Was ist deine Beziehung zu den Alpen?
Tangnes: Ich komme aus Nor­wegen und bin in den Bergen aufgewachsen. Ich bin viel Ski gefahren. Leider ist mir das hier ­ver­boten. Letztes Jahr war ich mit ­einigen Sponsoren Ski fahren und hatte Rückenprobleme. Da kam unser Sportchef und hat mich auf meinen Vertrag hingewiesen. Doch zurück zur Frage: Vom Anblick der Alpen, wenn man zum Beispiel von Zürich Richtung Zug oder zu einem Auswärtsspiel fährt, kann man nie genug kriegen. Ich würde gerne mehr Zeit in den Bergen verbringen. Aber nur schon die Aussicht ist wunderbar.

Tangnes: Du hattest überall Erfolg. Kannst du mir als relativ jungen Coach dein Geheimrezept verraten?
Jalonen: Ich muss sagen, diese Champions sind alle wie Kinder für mich. Ich hatte grosses Glück mit den Teams, in denen ich spielte, und wurde zwölfmal Meister. Dann holte ich als Trainer in meiner Heimat viermal den Titel und zweimal hier und war mit Finnland im WM-Final sowie mit Lev Prag im KHL-Final. Alle diese erfolgreichen Teams hatten einige Dinge gemeinsam: einen guten Team-Spirit, ein taktisches Konzept, jeder akzeptierte seine Rolle und eine Gewinner-Mentalität.

Jalonen: Dan, welches sind die Highlights deiner Karriere?
Tangnes: (seufzt) Ich habe nicht so viele wie du… Es mag ­komisch klingen, aber als Coach lernt man viel von den Widrigkeiten – und hoffentlich bringt einen das den grossen Highlights näher. In meinem ersten Jahr als Trainer war ich 31 Jahre alt und coachte vorwiegend meine ehemaligen Teamkollegen. Da haben wir mit Rögle gleich den Aufstieg geschafft, und ich dachte: Dieser Job ist ja gar nicht so schwierig. Doch dann sind wir wieder abgestiegen. Bum! Das war mein Highlight des Lernens. Da habe ich so viel über das Hockey-Leben, über mich selbst und über den Umgang mit Druck und Stress gelernt. Da habe ich wirklich gemerkt, was es braucht, um in diesem Business erfolgreich zu sein.

Tangnes: Bist du auch der Meinung, dass die National League im Ausland nicht die Anerkennung bekommt, die sie verdient? Wie stufst du die europäischen Ligen ein?
Jalonen: Das ist eine gute Frage. Wenn ich ein Ranking machen muss, ist die KHL natürlich die Nummer 1. Dann stellt sich die Frage, ob Schweden, die Schweiz, Finnland oder Tschechien die Nummer 2 ist. Es hängt auch davon ab, wie wir die Ligen betrachten. In der finnischen Liga hat es sehr viele junge Spieler. Ich denke, die schwedische ist etwas stärker, da es dort mehr gute Teams hat, welche den Titel holen können. Die Leute in Finnland verfolgen unsere Liga nicht so intensiv. Sie wissen nicht, wie gut die Teams hier sind.

Das Eishockey ist zurück!

Am Donnerstag kommt es zu den ersten Ernstkämpfen: Die Champions League legt los, an der mit Bern, Zug, Biel, Lausanne und Ambri erstmals fünf Schweizer Teams teilnehmen. Am 10. und 11. September steigt die erste Cup-Runde – mit Arosa gegen Lugano im Livestream auf Blick.ch. Und am Freitag, 13. September fällt der Startschuss zur Meisterschaft der National und Swiss League.

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