Drei Männer, eine Leidenschaft
Kaum eine Hockey-Familie ist erfolgreicher als die Meister-Meiers

Drei Männer, eine Leidenschaft. Peter, Roger und Endo sind die Titelgaranten im Schweizer Eishockey – über drei Generationen. Nun startet der Jüngste beim ZSC durch. Mit taktischen und praktischen Tipps von Vater und Grossvater.
Publiziert: 08.11.2025 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2025 um 18:59 Uhr
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Das Tor im Visier, die Familie im Rücken: Peter, Roger und Endo Meier teilen die gleiche Leidenschaft und unterstützen sich gegenseitig.
Foto: Joseph Khakshouri
Thomas Renggli (Text), Joseph Khakshouri (Fotos)
Schweizer Illustrierte

Meier, Meier, Meier. Es gibt kaum einen gewöhnlicheren Namen in der Schweiz. Und doch könnte die Geschichte, die sich dem Besucher in Gockhausen ZH auftut, aussergewöhnlicher kaum sein: Hier sind die Meister-Meiers zu Hause – eine der erfolgreichsten Eishockey-Familien weit und breit.

Samstagsapéro in Gockhausen: Roger, Abbie, Claudia und Peter kredenzen den Familien-Wein. Endo (2.v.l.) bleibt beim Wasser.
Foto: Joseph Khakshouri

Wenn Grossvater Peter Meier (84) die Schwarz-Weiss-Bilder aus seiner Jugend auf dem grossen Esstisch ausbreitet, kann sich Enkel Endo (20) ein Lächeln nicht verkneifen. Wo früher eine Mannschaft aus zwölf Spielern bestand, stürmt heute eine halbe Armee. Wo sich früher die Torhüter ohne Gesichtsschutz den Pucks entgegenwarfen, stehen sie heute dick gepanzert in ihrem Kasten. Wo früher die Spielunterlage mit Wasser und natürlichen Minustemperaturen produziert wurde, übernehmen heute die Eismaschinen diesen Dienst.

Peter Meier «kam als Fan und ging als Nationalspieler»

Wie unkompliziert und spontan es früher zu- und herging, zeigt die Geschichte von Peters einzigem Länderspiel – 1961 auf der ehrwürdigen Kunsteisbahn Dolder gegen die Tschechoslowakei: «Ich war eigentlich als Zuschauer dort und hatte ein Ticket gekauft. Aber als sich ein Spieler beim Aufwärmen verletzte, wurde ich via Lautsprecher ausgerufen, musste im Hallenstadion meine Ausrüstung holen – und stand kurze Zeit später auf dem Eis. Ich kam als zahlender Fan und ging als Nationalspieler.»

Wacher Blick und harter Schuss: Peter Meier war 1961 Mitglied des legendären ZSC-Meisterteams.
Foto: ZVG

Sein Sohn Roger (58) hört diese Geschichte kaum zum ersten Mal. Und doch muss er noch immer schmunzeln, wenn sein Vater in leidenschaftlichen Worten von anno dazumal erzählt.

Drei Männer, drei Generationen, drei Epochen des Eishockeys. Während Enkel Endo, der seinen Namen der väterlichen Leidenschaft für die Musik der Berner Band Stiller Has und deren Sänger Endo Anaconda verdankt, nach dem KV-Abschluss nun erstmals voll auf die Karte Eishockey setzt, arbeitete sein Grossvater parallel zur Sportkarriere im familieneigenen Spenglerei betrieb Carl Meier Sohn AG: «Ich hätte mir nie erträumen können, allein vom Eishockey zu leben.»

Knatsch zwischen Roger Meier und Arno Del Curto

Am Erfolg fehlte es allerdings nicht: 1961 gehörte Meier als schlauer Flügelstürmer zu jener ZSC-Mannschaft, die neben dem Meistertitel auch den Schweizer Cup gewann: «Als Prämie erhielten wir 100 Franken und eine Uhr, die allerdings bald den Geist aufgab.»

Der schlaue Center erlebte beim ZSC 1992 den Triumph gegen das «Grande Lugano».
Foto: ZVG

Roger, der aus der Talentschmiede des EHC Dübendorf hervorging, erlebte eine der aufregendsten Zeiten im Zürcher Eishockey. Mit dem ZSC zählte er 1992 zu jener Mannschaft, die in einer epischen Playoff-Serie das grosse Lugano aus dem Rennen warf – und im alten Hallenstadion für die vielleicht längste (und rauchigste) Nacht im Zürcher Sport sorgte.

Doch den Return on Investment erlebte er erst nach dem Transfer zum Erzrivalen Kloten. Gleich viermal gewann er zwischen 1993 und 1996 mit den Fliegern den Meistertitel. Es war die grosse Zeit am Schluefweg mit den nordeuropäischen Trainerlegenden Conny Evensson und Alpo Suhonen.

Aber weshalb ausgerechnet Kloten? Für viele ZSC-Fans war dieser Seitensprung wie der Bruch eines Ehegelübdes. Verantwortlich war dafür der damalige ZSC-Trainer Arno Del Curto. Roger Meier: «Wir hatten das Heu nicht auf der gleichen Bühne – aber heute hat sich das geklärt.» Die Meiers pflegen einen grossen Zusammenhalt. Treffpunkt ist oft das gediegene Einfamilienhaus von Roger und seiner Ehefrau Claudia. Dort trifft man sich zum Apéro und einem Glas Wein aus der Produktion von Hobbywinzer Peter: «Sport und Genuss müssen sich nicht ausschliessen», sagt er mit einem Augenzwinkern.

Jüngster Meier gehörte zum ZSC-Meisterkader

Im Untergeschoss befindet sich zudem ein kleiner Trainingsplatz mit synthetischem Eis und Tor: «Hier habe ich als Kind oft stundenlang geübt», erzählt Endo. Die ersten Steilpässe und Direktschüsse trainierte er aber auf dem Parkettboden im Wohnzimmer: «Die Vasen und Kristallgläser brachte ich jeweils in Sicherheit», erzählt seine Mutter lachend.

«The next One»: Endo Meier gehört bei den GCK Lions in dieser Saison zu den Leistungsträgern.
Foto: ZVG

Geht es bei den Meiers ums Eishockey, spielt der ZSC eine zentrale Rolle. In dieser Saison erhielt Endo erstmals Eiszeit auf A-Stufe. In den vergangenen Playoffs zählte er zum offiziellen Meisterkader. Doch brüsten will er sich damit nicht: «Das wäre fehl am Platz. Schliesslich habe ich keine Sekunde gespielt.»

In der laufenden Saison befindet sich der jüngste Meier auf der Überholspur. Im Swiss-League-Team der GCK Lions gehört der spielintelligente Center zu den Schlüsselfiguren und trifft regelmässig. Auf Juniorenstufe gewann er schon drei Meistertitel und stand in den vergangenen beiden Saisons jeweils an der U20-WM mit der Schweizer Auswahl im Einsatz. Vater und Grossvater sind sichtlich stolz – und Freundin Abbie Pfrunder (20) ebenso. Auch sie würde sich freuen, wenn die grosse Zürcher Eishockey-Dynastie schon bald über den nächsten Meistertitel jubeln könnte.

National League 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
22
34
55
2
22
-2
40
3
Lausanne HC
Lausanne HC
23
18
40
4
21
6
37
5
ZSC Lions
ZSC Lions
22
17
37
6
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
22
-9
36
7
21
11
35
8
21
12
34
9
EHC Biel
EHC Biel
21
0
27
10
SCL Tigers
SCL Tigers
21
-5
27
11
22
-12
27
12
22
-23
25
13
SC Bern
SC Bern
21
-14
22
14
HC Ajoie
HC Ajoie
21
-33
11
Playoffs
Qualifikationsspiele
Relegation Play-Offs
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