Die fahrradverhelmte Gesellschaft verlangt inzwischen bedingungslosen Schutz vor allen möglichen und unmöglichen Gefahren. Der Nachwuchs wird behütet und beschützt wie Kronjuwelen, selbst bei der sportlichen Betätigung sollte eine Bedrohungslage höchstens noch virtueller Natur sein, und eine Bedrohung ist inzwischen schon fast alles: Ein Gegentor. Ein angriffslustiger Gegenspieler. Die Aufstellung des Trainers.
Im Bereich Nachwuchssport steht inzwischen schon das Resultatbulletin unter dem Verdacht, für traumatische Störungen verantwortlich zu sein. Wie soll der Kleine denn unbeschädigt durch die Kindheit kommen, wenn ihm die Anzeigetafel beim Eishockeyspiel die sportliche Wahrheit vor Augen führt? Das Anzeigen des Spielstands ist laut den neuesten Erkenntnissen von Sportpädagogen also legalisiertes Mobbing.
Im Schweizer Nachwuchs-Eishockey werden Ergebnisse und Tabellen deshalb teilweise nur noch im Hintergrund geführt, die Kleinen könnten ja sonst unter der Last einer Niederlage in eine schwere emotionale Notlage geraten. Dabei wird offenbar davon ausgegangen, dass der Nachwuchssportler zwar wie von den Eltern vermutet hochbegabt, aber trotzdem nicht in der Lage ist, eins und eins zusammen zu zählen.
Weshalb dann überhaupt noch Sport für den Nachwuchs? Nach dem Sportunterricht in der Schule musste früher die Verlierermannschaft (heute: zweiter Sieger) den Wagen mit den ranzigen Alder & Eisenhut-Turnmatten in den Geräteraum schaffen. Nur schon der Gedanke daran löst bei mir heute noch ein unkontrollierbares Zucken im Gesicht aus. Allerdings nicht wegen der Niederlage und den Konsequenzen, sondern allein wegen des beissenden Geruchs im Geräteraum.