Dinos Check
Eine Orgel ist wohl zu teuer

Kaum ist das Spiel unterbrochen, bricht im Stadion die Hölle los. Gegen DJ Ötzi hat selbst die Fankurve keine Chance.
Publiziert: 28.01.2020 um 14:06 Uhr
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In der NHL beschäftigen viele Teams einen Organisten.
Foto: Jason Halstead
Dino Kessler

In der NHL beschäftigen viele Teams wieder (oder immer noch) einen Organisten, der die Zuschauer mit Fingerspitzengefühl durch die Vorführung auf dem Eis begleitet. In den frühen 80er-Jahren hatte in Nordamerika der Gegentrend eingesetzt, die Zuschauer mit brachialer Rockmusik in Schwingung zu versetzen, was aber längst nicht allen in den Kram passte.

Die Organisten waren während Prügelszenen mit sanften Tönen dafür besorgt, dass die aufgeheizte Stimmung nicht auf die Ränge überschwappt – dazu eignet sich der heute in vielen Stadien beliebte Metallica-Song «Seek and Destroy» eher weniger. Die Tradition der akustischen Begleitung der Spielpausen macht in Nordamerika ein bisschen Sinn, weil die Zuschauer da keine Stimmungskanonen sind wie bei uns, sondern als interessierte Geniesser der sportlichen Darbietung hin und wieder in Erregung versetzt werden müssen.

Trotz kultureller Unterschiede gehört die wie vieles andere aus den «US of A» importierte Dauerbeschallung der Zuschauer in der National League längst zum Standard. Unterbricht der Schiedsrichter die Partie, bricht schnurstracks der Lärm los, ungeachtet dessen, was sich auf dem Eis oder in der Kurve gerade abspielt. Schlachtenbummler werden gnadenlos abgewürgt, der Stadionsprecher zieht gegen DJ Ötzi den Kürzeren.

Und selbst dabei bestehen gewaltige Qualitätsunterschiede. Teilweise sind Scheibendreher im Einsatz, die früher höchstens für Ü40-Tanzabende in der Villa Kunterbunt zugelassen waren und so ziemlich jeden Einsatz verpassen. Und wenn er dann endlich mal «Hells Bells» spielen darf, dann spielt er eben «Hells Bells», und zwar solange, bis der Refrain durch ist, auch wenn das Spiel längst weiter geht. Eine Orgel ist wohl zu teuer.

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