In einer Zeit, in der auf sozialen Medien jeder alles und meist auch noch besser weiss, tut sich die Spezies Eishockeyprofi in der Regel als wohltuend zurückhaltende Kaste hervor. Im Gegensatz zum kickenden Berufskollegen verzichtet er üblicherweise auf sozialmedialen Exhibitionismus, und lässt sich tatsächlich mal einer aus dem Gefrierfach zu einem Beweisfoto neben einem salzstreuenden Schnitzelmetzger in Dubai hinreissen, löst das in der Branche fast schon mitleidiges Erstaunen aus.
Wobei: Etwas mehr Bereitschaft zur Erregung öffentlichen Ärgers wäre für die Medienschaffenden im Fachbereich Eishockey ein Segen. Selbst der ansonsten stets angriffslustige Tiger Chris DiDomenico verzichtet nach der reflexartig zerbrochenen Liebesbeziehung zu seinem Klub darauf, seiner gekränkten Eitelkeit durch einen Flächenbrand im Netz zusätzliche Nahrung zu verschaffen. Schade.
Wie man sich öffentlichkeitswirksam in die Nesseln setzt, hat zuletzt eine ehemalige Schönheitskönigin in ihrer Entrüstung über ein Restaurant im Wallis wunderbar demonstriert. Die Krönchendame – nach einer nicht erfolgten Reservation in ihrer Endlosschleife als Prominente aus der Fassung geraten – ruft ihre Follower bei Instagram im Wutbürgermodus dazu auf, die widerborstige Gaststube in Zukunft zu boykottieren. «Don't go to the Alpenrose», hiess es da etwas gestelzt (mit einem passenden Refrain liesse sich daraus prima ein Hit machen). Dabei hat die Gute die Rechnung allerdings ohne die Wirtin gemacht: Die argumentiert so geschickt, dass der Wind dreht und der Fäkalsturm plötzlich die Richtung wechselt.
Vielleicht hätte sich die Schöne a.D. besser mal bei Herrn DiDomenico orientiert. Der verzichtet trotz gekränkter Eitelkeit darauf, seine Anhänger zum Boykott des Klubs aufzufordern («Don't go to the Tigers») und wechselt einfach mal die Gaststube.