Das Schweizer Eishockey hat vor nicht allzu langer Zeit entschieden, der Schauspielerei und den Flugeinlagen den Kampf anzusagen. Und wenn im Berufseishockey Entscheide getroffen werden, heisst das: Die Klubs wollen es so.
Die Nationalliga (modern: National League) wurde mit der Neuorganisation 2011 zu einer Instanz mit beschnittener Machtfülle, überspitzt formuliert: Sie darf den Betrieb organisieren, Vorschläge einreichen und das Resultatbulletin führen. Die zielführende Vorlage der Liga, die im grossen Stil um sich greifende Neymarisierung des Eishockeys mit gezielten Gegenmassnahmen zu bekämpfen, wurde mittels Abstimmung von den Klubs sanktioniert und von der Liga in Kraft gesetzt. Auch zur Freude der Zuschauer.
So viel zur Theorie. Aber Theorie und Praxis sind nur in der Theorie deckungsgleich, das gab einst der Baseballstar und Phrasendrescher Yogi Berra zum Besten.
Einige dieser Klubs reagieren bei Bussenbescheiden gegen eigene Spieler nun so empfindlich wie ihre eigenen Fans: Tun es die Gegner, können die Bussen nicht hoch genug sein. Werden die eigenen Spieler an den Pranger genagelt, greift schnurstracks der Trump-Reflex: Gute Freunde dürfen alles, für die Gegner gilt das Gesetz.
Zuletzt geht der EHC Biel in Berufung, als Verteidiger Rathgeb für das Vortäuschen einer Verletzung verknurrt wird. Die Verschwörungstheoretiker in Lugano erheben kürzlich allen Ernstes Einsprache gegen eine Busse für den Stürmer Lammer, der sich ohne gegnerische Einwirkung auf dem Eis windet und verbiegt wie ein Schwerverletzter.
Mit dieser Doppelmoral sabotieren die Klubs nicht bloss ihre eigene Absicht – sie untergraben damit auch die Autorität von Schieds- und Einzelrichtern. Gefragt ist eine klare Linie: Entweder akzeptieren die Klubs die Konsequenzen dieser Regel oder sie treten sie baldmöglichst in die Tonne.