«Wir haben die Playoffs nicht heute verspielt»
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Del Curto nach der Genf-Pleite:«Wir haben die Playoffs nicht heute verspielt»

Dinos Check
Blutleere – das ZSC-Unwort des Jahres

Statt in der Kabine nachzuforschen, sucht man bei den ZSC Lions den Fehler im Trainerbüro. Eine Endlosschlaufe.
Publiziert: 06.03.2019 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2023 um 23:59 Uhr
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Der Meister ist am Tiefpunkt angelangt.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
Dino Kessler

Die ZSC Lions haben dem Begriff «Blutleere» zu 
einer unerwarteten Popularität verholfen. Im Dunstkreis der Zürcher gilt er jetzt schon als Unwort des Jahres. Für die Anhänger ist der Fall aber klar: Da wird nicht hart ­genug gearbeitet, da steckt der Finger drin, die geben kein Gas.

Von den Anhängern darf man aber auch nicht erwarten, die sozialen Gesetze einer Profi­garderobe zu kennen. Von den sportlichen Verantwortlichen des Klubs (in der Regel) schon. Sie müssten aus eigener Er­fahrung wissen, welche Selbstreinigungsvorgänge in einer Mannschaft stattfinden und wie es möglich gemacht werden kann, dass sich eine Gruppe bis zu einem gewissen Punkt selbst in Erregung versetzt.

Wenn ein Team nur unter ständiger Befeuerung des Trainers oder durch glückliche Umstände in Ekstase gerät, mangelt es dem Fachpersonal an der charakterlichen Durchmischung. Für den Flegel gilt das Gleiche wie für den Traumschwiegersohn: Im Übermass wirds bald mal langweilig. Fehlen einer Mannschaft aber die Wortführer (im übertragenen Sinn, das Wort kann auch schweigend ergriffen werden), fehlt der Mannschaft meist auch die Spontaneität.

Der scheinbar einfachste Weg aus diesem Dilemma ist der Weg, den die ZSC Lions seit 
einiger Zeit gehen: Sie reduzieren die Blutleere der Mannschaft auf das Verhalten des Trainers. Am gleichen Irrglauben scheitern manchmal die Wutbürger unter den Statistiktyrannen, die Spieler allein ­aufgrund ihrer Datenanalysen 
abschliessend beurteilen wollen und dabei die menschliche (mentale) Komponente vollkommen ausser Acht lassen.

Serge Aubin wurde mit der Höchststrafe belegt, obwohl man ihn vor dem Engagement bestimmt unters Rastermikroskop gelegt hatte. Er wurde entlassen, weil ihm der emotionale Zugang zur Mannschaft fehlte. Offenbar wurden die Zürcher Strategen plötzlich von ­einem wesentlichen Charakterzug Aubins überrascht – oder sie haben während der Evalu­ierungsphase ihren Job nicht gemacht. In derselben Patsche sitzt jetzt auch Arno Del Curto. Er ist vom Regen in die Traufe geraten. Sprichwörtlich.

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