Darum gehts
- Valentin Pilet, gefürchteter Schläger der National League, verteidigt seine Rolle
- Pilet bereut den Ellbogen-Check gegen Hollenstein, für den er fünf Spielsperren kassierte
- Mit einem seiner Opfer sass er kurz später im Flugzeug in die Ferien
Auf den Höhen über Delsberg hat Valentin Pilet (28) einen atemberaubenden Blick auf die Stadt, in der er sich vor einigen Jahren niedergelassen hat. Der Waadtländer lebt dort mit seiner Freundin und ihrem gemeinsamen Hund. Er zeigt mit dem Finger auf den anliegenden Wald: «Uns gefällt es in dieser ruhigen Gegend ausgezeichnet.»
Wenn man dem Verteidiger des HC Ajoie abseits der Eisbahn begegnet, ist es schwer vorstellbar, dass er der gefürchtetste Schläger der National League ist. «Wenn ich meinen Helm aufsetze, bin ich nicht mehr Valentin Pilet», sagt er mit einem Lächeln. «Es ist, als würde ich meine Persönlichkeit ändern.»
Viele Schlägereien, keine Tore
Seit 2022 spielt Valentin Pilet in der National League und hat sich in dieser Zeit einen schlechten Ruf erarbeitet. Der ehemalige Lausanne-Junior, der auch zwei Jahre in der zweithöchsten Liga Schwedens unter Vertrag stand, produziert weitaus mehr Schlägereien als Tore, denn auf seinen ersten Treffer während der Regular Season wartet der Haudegen bis heute.
«Das ist meine Rolle», sagt der aus Yverdon stammende Verteidiger. «Wenn ein gegnerischer Spieler unseren Goalie angeht, springe ich ihn an. Es geht dabei nicht darum, den Helden zu spielen – es ist mein Auftrag. Wenn ich das nicht tue, spiele ich nicht. Es ist auch eine Abschreckung. Der Gegner soll es sich zweimal überlegen, ob er unserem Goalie zu nahe kommt.»
Keine Antwort von Hollenstein
Dass der 189 Zentimeter grosse und 90 Kilogramm schwere Pilet dadurch als Bösewicht und Rüpel der alten Schule ohne spielerische Fähigkeiten belächelt wird, stört ihn nicht: «Ich gebe alles für meine Teamkollegen – das ist meine Art, um auf dem Eis zu bestehen. Ich habe kein Problem damit, derjenige zu sein, der anderen wehtut, solange ich sie nicht verletze.»
Valentin Pilet ist einer, der sich auf dem Eis stets am Limit bewegt – oder auch darüber. Das weiss er selbst. Nicht stolz ist er vor allem auf einen Vorfall. Als er im November 2022 ZSC-Stürmer Denis Hollenstein (36) mit einem grässlichen Ellbogen-Check gegen den Kopf niederstreckte und dafür fünf Spielsperren kassierte. «Das ist eine Szene, die ich bereue», gesteht Pilet. Er verrät weiter: «Ich habe Hollenstein anschliessend eine Nachricht geschrieben, um mich zu entschuldigen. Geantwortet hat er mir nie, aber ich habe ein reines Gewissen.»
Hassnachrichten auf Social Media
In die Schlagzeilen brachte Pilet auch eine unschöne Schlägerei im Dezember 2024 mit Lausanne-Stürmer Antti Suomela (31). «Er hat mir den Helm ausgezogen, und wenn du schon anfängst zu kämpfen, dann gehst du auch bis zum Ende. Aber er hat sich einfach zusammengerollt», so Pilet. Für Entrüstung sorgte sein finaler Schlag gegen den wehrlosen, zusammengekauerten Finnen.
Auf seinen sozialen Kanälen schlug ihm anschliessend der pure Hass entgegen. «Ich habe Dutzende von Beleidigungen erhalten. Damals konnte mir noch jeder schreiben, meine Freundin half mir dann, mein Konto so einzustellen, dass dies nicht mehr möglich ist.» Er hat sich in der Folge die Bilder nochmals angesehen und fragte sich: «War das wirklich so schlimm? In der Hitze des Gefechts war mir der letzte Schlag nicht einmal bewusst. Aber mit meinem Etikett als böser Spieler war es dann doch der eine zu viel.»
Im Ferienflieger mit Opfer Rod
In seinem happigen Sündenregister gab es noch zwei weitere Aktionen, mit denen Pilet in den Fokus geriet. Etwa als er im Februar 2024 die Karriere von Servette-Captain Noah Rod (29) wegen eines Zusammenstosses an der Bande für über ein Jahr unterbrach. Dieser erlitt eine schwere Schulterverletzung. «Ein Unfall», plädiert er, in diesem Fall zu Recht. Und geklärt ist ebenfalls alles: «Noah hat auf meine Entschuldigungsnachricht geantwortet und mir gesagt, dass ich nichts dafür könne. Es ist bedauerlich, was ihm passiert ist, aber das gehört leider zum Berufsrisiko. Wir sassen übrigens kurz darauf im selben Flugzeug auf dem Weg in den Ferien und haben noch einmal darüber gesprochen. Es gibt kein Problem mit ihm.»
Zu Beginn dieser Saison legte sich Pilet dann mit ZSC-Stürmer Derek Grant (35) an – der Kanadier musste dabei schwer einstecken und schlägt sich seither ebenfalls mit Verletzungssorgen herum. Grant hatte sich einst in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» beklagt, dass es in der Schweiz schwierig sei, einen «Tanzpartner» für Auseinandersetzungen zu finden. Mit Pilet geriet er jedoch definitiv an den Falschen.
«Ich bin ein geselliger Typ»
«Da hatte ich etwas Glück, mein erster Schlag traf ihn genau auf die Nase. Es hätte auch anders laufen können, aber sobald ein Kampf beginnt, habe ich vor niemandem Angst», so Pilet, der versichert, dass er abseits des Eises keinerlei Erfahrung im Kampfsport habe. Blick lernt ihn an diesem Tag als einen netten und anständigen jungen Mann kennen. «Ich bin ein geselliger Typ, der gerne mit Menschen in Kontakt kommt», sagt Pilet über sich selbst.
Obwohl Pilet schwer in Verruf geraten ist, hat er in der Liga gute Freunde. Sogar bei den Gegnern. Zwei von ihnen sind Lausannes Makai Holdener (28) und Biels Johnny Kneubuehler (29). Letzterer passte unlängst sogar für ein paar Tage auf Pilets Hund auf. Ob er sich auch vorstellen könnte, Kneubuehler auf dem Eis an die Gurgel zu gehen?
«Da hätte ich schon etwas mehr Mühe», gesteht Pilet. «Aber gleichzeitig ist es meine Aufgabe, alles zu tun, um mein Team zu schützen.» Der Bösewicht der Liga beschliesst das Gespräch mit einer Frage, die er auch gleich selbst beantwortet: «Wenn ein Stürmer auf einen Goalie zuläuft, der sein bester Freund ist, wird er dann daneben schiessen? Ich glaube nicht. Ich habe zwar eine andere Rolle, aber das Ziel ist das gleiche.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | 22 | 34 | 55 | ||
2 | 22 | -2 | 40 | ||
3 | 23 | 18 | 40 | ||
4 | 21 | 6 | 37 | ||
5 | 22 | 17 | 37 | ||
6 | 22 | -9 | 36 | ||
7 | 21 | 11 | 35 | ||
8 | 21 | 12 | 34 | ||
9 | 21 | 0 | 27 | ||
10 | 21 | -5 | 27 | ||
11 | 22 | -12 | 27 | ||
12 | 22 | -23 | 25 | ||
13 | 21 | -14 | 22 | ||
14 | 21 | -33 | 11 |





