Lugano – SCB 0:6
Am Freitag liess SCB-Coach Hans Kossmann in der zweiten Pause gegen Schlusslicht Rapperswil-Jona beim Stand von 1:2 Dampf ab. «Die Mannschaft hat mich nicht von meiner schönsten Seite gesehen», verriet der 57-Jährige und mutmasste: «Vielleicht mögen das einige.»
Was auch immer Kossmann seinen Jungs gesagt hatte, es zeigt Wirkung. Seither hat Bern zehn Tore erzielt und keinen einzigen Treffer mehr zugelassen.
Ein ganz anderes Bild gibt Lugano ab. Am Freitag schoss Fribourg den Tessinern im letzten Drittel die Bude voll, machte aus einem 1:3 ein 6:3. Und gegen Bern gehts im selben Stil weiter.
Nach dreieinhalb Minuten sieht sich Trainer Serge Pelletier bereits zu einem Timeout veranlasst. Bern ist von der ersten Sekunde an aggressiver, führt 2:0, während Lugano jeden Zweikampf verliert.
Pelletiers Timeout bleibt wirkungslos. Nach acht Minuten kann Jeremi Gerber bei Goalie Sandro Zurkirchen, der bis zuletzt zwischen den Pfosten steht, gefühlte sechs Mal nachstochern. Und erhöht auf 3:0.
Und Topskorer Linus Klasen? Der schlürft unbeeindruckt seinen Kaffee, drückt hin und wieder auf seinem Handy herum. Trainer Pelletier leistet sich nämlich tatsächlich den Luxus, den Schweden im so wichtigen Strichduell gar nicht erst einzusetzen.
Für Klasen kommt erstmals Landsmann Johan Ryno, der vorige Woche verpflichtet wurde, zum Zug. Der Stürmer lässt im zweiten Drittel eine riesen Chance liegen, scheitert am Pfosten. Überhaupt sind es in dieser Phase die Tessiner, die dem Spiel den Stempel aufdrücken. SCB-Goalie Tomi Karhunen muss gleich 19 Mal eingreifen, während sein Gegenüber bloss fünf Mal geprüft wird.
Karhunens erster Shutout
Doch Lugano kommt einfach nicht am Finnen, der seinen ersten Shutout im SCB-Dress feiert, vorbei. Und als dann Tristan Scherwey im letzten Drittel nach einem haarsträubenden Fehlpass von Verteidiger Julien Vauclair auf 4:0 stellt, ist das Spiel endgültig gelaufen.
Mit diesem Sieg klettert der Meister zwar über den Strich, allerdings nur deshalb, weil er eine Partie weniger ausgetragen hat als Lugano. Sind die beiden Teams auch nach 50 Runden gleichauf, stünden die Tessiner aufgrund der besseren Direktbegegnung – Lugano hat drei von vier Duelle gewonnen – in den Playoffs. (A.R)
Der Beste – Tomi Karhunen (SCB). Als der SCB im zweiten Drittel ins Schwimmen gerät, behält der Finne die Übersicht.
Die Pflaume – Serge Pelletier (Lugano). Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. (A.R.)
Tore 3. Ebbett (Praplan) 0:1. 4. Moser (Mursak) 0:2. 8. J. Gerber 0:3. 46. Scherwey 0:4. 51. Kämpf (B. Gerber) 0:5. 52. J. Gerber (Ebbett, Praplan) 0:6.
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EHC Biel – HC Davos 5:2
6388 Fans
Das Spiel: Vor dem ersten Bully präsentieren die Bieler Fans zu Ehren von Captain Mathieu Tschantré eine wunderbare Choreografie. Der 35-Jährige wird seine Karriere nach 20 Profi-Saisons im Frühling beenden und künftig in einem Finanz- und Steuerberatungs-Unternehmen tätig sein. Die farbigen Blätter sind noch nicht weggeräumt, da liegt das Heimteam bereits in Führung. Damien Riat trifft nach 50 Sekunden zum 1:0. Eine Viertelstunde später steht der Nati-Stürmer erneut im Fokus, als er die Scheibe zum 2:0 über die Linie stochert. Die Schiris sehen im Replay, dass HCD-Goalie van Pottelberghe den Puck zuvor nicht unter Kontrolle hat, weshalb der Treffer zählt. Das sorgt auf der Davoser Bank für Unmut – und eine kleine Strafe. Und das wiederum zum 3:0 durch Ullström in Überzahl. Damit ist der Arbeitstag von van Pottelberghe vorbei, ausgerechnet gegen sein künftiges Team wird der Keeper frühzeitig ausgewechselt und durch Aeschlimann ersetzt. Nach Herzogs Anschlusstor kurz darauf, verliert das Spiel rasant an Fahrt. Torgefahr herrscht bis weit ins letzte Drittel hinein nur noch selten. Bis Herzog acht Minuten vor dem Ende mit seinem zweiten Treffer die Spannung zurückbringt. Doch die Bündner Hoffnung lebt nicht lange, Riat macht mit seinem Hattrick kurz darauf alles klar. Schliesslich gelingt dem 22-Jährigen mit dem 5:2 ins leere Tor sogar noch der vierte persönliche Treffer. Der EHC Biel qualifiziert sich damit definitiv für die Playoffs! (C.S.)
Der Beste: Damien Riat (Biel). Gleich vier Treffer für den Nati-Stürmer!
Die Pflaume: Joren van Pottelberghe (Davos). Früher Feierabend nach drei haltbaren Gegentoren.
Tore: 1. (0:50) Riat (Fuchs) 1:0. 16. Riat (Cunti, Fuchs/PP) 2:0. 17. Ullström (Rajala, Nussbaumer/PP) 3:0. 18. Herzog (Nygren) 3:1. 52. Herzog (Tedenby) 3:2. 55. Riat (Ullström, Fortser) 4:2. 58. Riat (Ullström) 5:2 (ins leere Tor).
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EV Zug – ZSC Lions 1:4
Das Spitzen-Duell zwischen dem meistgenannten Titelkandidaten (EVZ) und dem heissen Titelanwärter (ZSC) ist eine laue Angelegenheit. Im ersten frühen Powerplay des Spiels gehen die Lions in Führung. Danach folgen fünf weitere kleine Strafen, bevor zwölf Minuten gespielt sind. Spielfluss kommt so kaum auf. Die Zuger mühen sich ab, benötigen (zu) viel Aufwand für den Ausgleich.
Der gelingt nicht namhaften Spielern mit Talentausweis, sondern Verteidiger Thiry. Sein erster Saisontreffer ist ein wichtiger für den EVZ, der sich so ins Spiel beissen kann. Oder könnte. Denn dem ZSC genügt wenige Minuten später die Genialität von Topskorer Pius Suter, der vor Genoni zaubert und dem EVZ-Keeper schon zum zweiten Mal nicht den Hauch einer Abwehrchance lässt, als er die Scheibe aus kurzer Distanz ansatzlos unter die Latte platziert. Eine Zuger Reaktion bleibt erstaunlicherweise aus. Selbst als Genoni draussen ist, denn das Überzahlspiel funktioniert schon die ganze Zeit nicht. (N.V.
Der Beste: Pius Suter (ZSC). Selbst auf kleinstem Radius kreiert der Topskorer Torgefahr. Den «Hattrick plus» verdient er sich.
Die Pflaume: Santeri Alatalo (Zug). Ungewohnt unsicher in der Abwehr und nicht sattelfest im Aufbau.
Tore: 2. Suter (Pettersson, Noreau/PP) 0:1. 24. Thiry (Leuenberger) 1:1. 28. Suter (Roe, Ch. Baltisberger) 1:2. 59. Suter (Marti, ins leere Tor) 1:3. 60. Suter (ins leere Tor) 1:4.
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SCL Tigers – Fribourg-Gottéron 0:1
6000 Fans (ausverkauft)
Das Spiel: Wenn der Strichkampf tobt, kann man es normalerweise riechen. Man spürt die Nervosität, die Anspannung und der Hang zur Dramatik. Doch zwischen den SCL Tigers und Fribourg ist davon zunächst überhaupt nichts zu merken.
Man hat den Eindruck, es sei ein ganz normales Saisonspiel im Gang. Die Teams spielen unverkrampft flüssig und engagiert, die Partie wogt hin und her. Erst trifft Tigers-Topskorer Harri Pesonen aus aussichtsreicher Position, dann sein Gegenüber Ryan Gunderson. Die Partie ist ganz munter und unterhaltsam. Doch etwas fehlt. Das dürfte daran liegen, dass sich die Langnauer Fans nach der Niederlage in Davos damit abgefunden haben dürften, dass es nichts mit dem erneuten Playoff-Einzug wird.
Erst etwa bei Spielmitte kommt etwas Würze ins Spiel. Ein Zusammenprall zwischen Gottéron-Stürmer Viktor Stalberg und Yannick Blaser, nachdem der Langnauer Verteidiger benommen liegen bleibt, jagt den Zuschauern den Puls hoch. Der Schwede stellt sich dabei seinem Gegner in den Weg, dass es kracht. Böse Absicht kann man ihm nicht unterstellen, eine Strafe wegen Behinderung wäre aber angebracht.
Der Ärger der Tiger-Fans verdoppelt sich, weil Fribourg kurz darauf in Führung geht. Daniel Brodin dürfte dabei den Schuss von Gunderson abgelenkt haben.
Die Langnauer, bei denen Robbie Earl sein Comeback gibt, Chris DiDomenico so gegen seinen künftigen Klub überzähliger Ausländer ist und Damiano Ciaccio anstelle von Ivars Punnenovs (Verdacht auf Hirnerschütterung) im Tor steht, versuchen zu reagieren.
Für Aufregung vor Reto Berra sorgt aber vor allem Tigers Julian Schmutz, als er liegen bleibt. Allerdings getroffen von Teamkollege Claudio Cadonau.
Fribourg zeigt sich unbeeindruckt. Die Mannschaft von Christian Dubé spielt eiskalt weiter, in einer Bierruhe, wie man sie im Strichkampf selten gesehen hat. Acht Siege in den letzten zehn Spielen haben ihre Spuren hinterlassen. Doch noch ist Fribourg nicht durch. Die Saanestädter brauchen aus den letzten drei Spielen noch drei Punkte. (sr)
Der Beste: Reto Berra (Fribourg). Der coolste unter den Coolen. Der Nati-Keeper lässt sich nicht bezwingen und die mitgereisten Fans feiern, obwohl die Langnauer nichts unversucht lassen.
Die Pflaume: Harri Pesonen (SCL Tigers). Der Weltmeister ist ein Schatten seiner selbst. Und auch aus bester Position trifft er im Startdrittel nur den Pfosten.
Tor: 29. Brodin (Gunderson) 0:1.
HC Ambri-Piotta – Genf-Servette 0:1
4680 Fans
Das Spiel: Nun braucht sich Ambri nicht mehr mit verrückten Rechenspielen zu beschäftigen – der Rest der Saison steht unter dem Motto «Ligaerhalt». Mit der knappen Niederlage gegen Servette ist der Fall klar. Das einzige Tor der Partie gelingt Servettes Topskorer Winnik auf kuriose Art und Weise. In Unterzahl schnappt sich der Kanadier einen Abpraller und feuert den Puck von hinter dem Tor halbhoch vor den Ambri-Kasten. Torhüter Conz geht dem Geschoss aus dem Weg, nur der verdutzte Müller kann nicht mehr ausweichen und bugsiert den Puck ins eigene Tor.
Chancen auf den Ausgleich erhalten die Tessiner nur vereinzelt, Servette lässt sich nicht aus der Reserve locken. Torhüter Stéphane Charlin (19) kommt beim zweiten NL-Einsatz zum ersten Shutout. In vier Partien hat Genf gegen Ambri nur drei Gegentore zugelassen. Servette zementiert damit den Platz in den Top-4. Das Heimrecht für den Playoff-Viertelfinal ist gesichert.
Der Beste: Charlin (Servette). Eine solide Leistung ohne Kapriolen, bekommt aber auch keine unlösbare Aufgabe vorgesetzt.
Die Pflaume: Müller (Ambri). Hat etwas Pech mit seinem Eigentor, lässt aber auch etwas die Wachsamkeit vermissen.
Tore: 45. Winnik (SH) 0:1.
Rapperswil-Jona Lakers – Lausanne HC 3:2 n.V.
3514 Fans
Das Spiel: Diese Szene dürfte noch für Diskussionsstoff sorgen. Etwas mehr als 10 Minuten sind noch zu spielen, da fährt Lausannes Pereskokov in Lakers-Schlussmann Bader hinein. Der bleibt liegen und muss aus dem Spiel genommen werden. Die Schiedsrichter geben keine Strafe, sehr zum Unmut der Fans. Dass dies der Beginn der Wende ist, damit dürfte wohl kaum einer gerechnet haben.
Stattdessen kochen die Emotionen so richtig hoch. Rowe packt auf dem offenen Eis einen Check gegen den Kopf von Heldner aus und wandert vorzeitig unter die Dusche. Die letzte Hoffnung auf die Wende, sie ist bei den Lakers endgültig dahin – denkt man.
Denn die bislang eher maue Partie entwickelt sich aus dem Nichts zu einer hochspannenden Affiche. Schneeberger netzt den Shorthander ein, lässt das Stadion zittern. Im bereits Abstiegsrunden-gesetzten Rapperswil herrscht Playoff-Stimmung, auf und neben dem Eis. Es geht in die Verlängerung, und dort sorgt Roman Cervenka mit einem perfekt getimten Abschluss für den Sieg.
Dabei werden die ersten 40 Minuten der Partie kaum als Hockey-Leckerbissen, in die Geschichte eingehen. Lausanne bestimmt das Geschehen, bei den Lakers fehlt eine klare Linie. Viele Fehlpässe und zu wenig Biss in der Offensive tun ihr Übriges.
Erst mit dem etwas glücklichen Treffer von Loosli keimt noch einmal Hoffnung auf. Die Lakers wittern Morgenluft – und nutzen das Momentum eiskalt aus. (zis)
Der Beste: Michael Loosli (Lakers): Leitet mit seinem Tor die grosse Wende ein.
Die Pflaume: Flurin Randegger (Lakers): Liefert beim 0:2 mit seinem völlig missratenen Klärungsversuch die direkte Vorlage auf den Stock von Allmond. Auch sonst eher hilflos.
Die Tore: 8. Lindbohm 0:1. 26. Allmond (Bertschy) 0:2. 45. Loosli (Dünner) 1:2. 57. Schneeberger (Clark/SH) 2:2. 63. Schneeberger (Clark) 3:2.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 8 | 7 | 16 | |
2 | Lausanne HC | 8 | 6 | 15 | |
3 | SC Bern | 8 | 9 | 15 | |
4 | ZSC Lions | 7 | 5 | 14 | |
5 | EHC Kloten | 8 | 2 | 14 | |
6 | HC Lugano | 7 | 4 | 13 | |
7 | HC Ambri-Piotta | 8 | -1 | 13 | |
8 | SCL Tigers | 8 | 3 | 11 | |
9 | EHC Biel | 8 | -3 | 10 | |
10 | Genève-Servette HC | 6 | 1 | 9 | |
11 | HC Davos | 7 | -5 | 9 | |
12 | EV Zug | 7 | -2 | 9 | |
13 | HC Fribourg-Gottéron | 8 | -6 | 8 | |
14 | HC Ajoie | 8 | -20 | 3 |