Weshalb lieben wir Sport? Zunächst mal ist es dessen Dynamik und Ästhetik, die uns in aufregendster Manier aus dem Alltag entführt. Zum anderen identifiziert sich der Sportfan oft intensiv mit seinem Team respektive mit seinem Lieblingssportler. Fiebert deswegen fast so stark mit, wie wenn sie Familie wären. Schludert dann ein Athlet mal im sportlichen oder moralischen Feld, so wird ihm subito auf herkömmliche, oder heute besonders gern auf digitale Weise den Garaus gemacht. Nicht selten wie im Fall Xhaka in einer unschönen Hetzjagd resultierend.
Aber Achtung: Sportbegeisterung berechtigt nicht automatisch zu respektlosen Verurteilungen im kaiserlichen Stile des Daumen Hoch- oder Runterhaltens wie im altrömischen Kolosseum. Wir tun trotz allem Wettkampfenthusiasmus gut daran, allzeit eine gesunde Dosis Anstand walten zu lassen. Denn oft werden durch unbedachte, zu bissige Kritik Menschen – und das sind nun mal selbst hochbezahlte Sportler – aufs tiefste im Wesen verletzt. Es können noch so hartgesottene, Unverwundbarkeit vorspielende Profis sein, emotional verletzbar ist dennoch jeder.
Erst gerade wurde der kanadische Hockeypapst Don Cherry aufgrund einer ungeschickten Wortwahl in seiner Sendung nach 38 Jahren beim TV dortzulande entsorgt. Weit über eine Viertelmillion Fans signierten nun in 2 Wochen eine Petition, das Staatsfernsehen möge diese Massnahme umgehend rückgängig machen! Auch ohne eine Wertung seiner Aussagen illustriert dies, wie Personen in der Öffentlichkeit immer mehr zu gläsernen Bürger mutieren.
Bei aller Faszination bleibt Spitzensport immer ein Spiel – und somit Unterhaltung. Als Bonus dürfen dabei Beteiligte ebenso wie Aussenstehende an Reife gewinnen.