Eine Frau bekommt eine Chance, wenn man(n) sie ihr gibt. Klingt despektierlich – ist in einer Männerdomäne wie dem Eishockey aber so. Respekt, dass Florence Schelling den Mut hat, den Job der SCB-Sportchefin anzutreten.
Nach über 25 Jahren im Business – in keiner vergleichbaren Rolle zwar – habe ich als Hockey-Reporterin trotzdem eine Vorstellung davon, womit sie konfrontiert wird: Skepsis, Voreingenommenheit, Misstrauen, Kritik, Klischeedenken. Obwohl sie eine Ex-Spielerin ist.
Unsachliche Kritik war für mich persönlich das Schlimmste in meinen Anfängen. Unterläuft einem Mann ein Fehler, ist es ein Fehler. Bei einer Frau aber alles andere: Unwissenheit, Dummheit, Unfähigkeit – einer Frau. Für mich eine feige Argumentation. Und deshalb so frustrierend, weil ich – hey, Überraschung! – nicht ändern kann, dass ich eine Frau bin.
Mit sachlicher Kritik an ihrer Leistung hingegen kann, wird und muss eine Frau gut umgehen. Wir können daraus lernen, uns verbessern, reinbeissen, weiterentwickeln. Damit wir in dieser Männerdomäne nicht nur geduldet und akzeptiert werden – sondern respektiert.
Darum wünsche ich Florence, dass man(n) ihr mit Unvoreingenommenheit begegnet. Die Spieler, die Agenten, ihre Berufskollegen. So hat jede Frau in einer Männerdomäne eine Chance, sich zu beweisen.
Eine Frau im (auch für uns faszinierenden) Hockey-Business zu sein, ist kein Nachteil, kein Vorteil, keine Ausrede oder Entschuldigung. Aber es kann eine Stärke sein. Weil wir nebst dem sportlichen einen weiteren Blickwinkel haben.
Wie sagte mir diese Saison ein Sportchef: Dieser Blick hinter den Sportler auf den Menschen ist heutzutage genauso wichtig wie jener auf dessen Können.