Blick über die Bande zum Fall SCB/Schwarz/Steinmann
Eine Provinzposse zu einer Unzeit

Der SCB sorgt für eine Untersuchung gegen Liga-Boss Ueli Schwarz. Wäre der Fall erst heute eingeleitet worden, man hätte es glatt für einen Aprilscherz halten können.
Publiziert: 01.04.2016 um 19:15 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:50 Uhr
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Liga-Boss Ueli Schwarz.
Foto: Keystone
Dino Kessler

Das Szenario: Gegen SCB-Stürmer Tristan Scherwey wird wegen eines Checks gegen HCD-Verteidiger Fabian Heldner ein Verfahren eröffnet. Einzelrichter Reto Steinmann brummt Scherwey dann eine Spielsperre auf. Sein Verdikt: Behinderung. Ein Urteil, das in der Branche Kopfschütteln auslöst.

Ein paar Tage später wird Scherwey freigesprochen, nachdem das Verbandssportgericht einem Einspruch des SC Bern stattgibt. Dann wird es bunt: Ein einschlägig bekannter Reporter verrät in einer Internetsendung, Einzelrichter Steinmann sei von Liga-Boss Ueli Schwarz beeinflusst worden. Er solle doch den Vorgaben von Ankläger Stéphane Auger, dem Verantwortlichen für die Sicherheit der Spieler (PSO), folgen, so der ungefähre Wortlaut.

Einen Tag später verlangt der SCB eine Untersuchung gegen Ueli Schwarz.

Steinmann plaudert gerne aus der Schule

Weshalb ausgerechnet jetzt? Weil der SCB glaubt, ungerecht behandelt zu werden? Dass National-League-Boss Schwarz hin und wieder seinen Einfluss bei der Ligajustiz spielen lässt, ist ein offenes Geheimnis. Aber erst wenn sich dieser Einfluss gegen den SCB richtet, ist das für CEO Marc Lüthi offenbar ein Problem.

Steinmann hielt sich bereits in anderen Fällen nicht an die Vorgabe des PSO. Im Fall des Genfer Stürmers Noah Rod zum Beispiel, als Auger eine Sperre von einem Spiel wegen eines späten Checks gegen Lugano-Verteidiger Ulmer empfahl. Steinmanns Verdikt: 4 Spielsperren. Falls Schwarz nun im Fall Scherwey widerrechtlich die Richter beeinflusste – weshalb tat er es im Fall Rod nicht? 

Weshalb das ganze überhaupt publik wurde? Das ist ein weiteres Strukturproblem innerhalb der Liga. Dass Einzelrichter Steinmann gerne mal aus der Schule plaudert, ist bekannt.

Die Liga hat vor der Saison ihre Strukturen gestrafft und innerhalb der Justizbehörde ein Zweikammersystem eingerichtet. Das ist grundsätzlich eine gute Idee. Dazu gilt für alle Institutionen absolute Schweigepflicht – allerdings nur sehr theoretisch offenbar.

Steinmann als Whistleblower?

Vielleicht wollte Einzelrichter Steinmann als Schlussbouquet seiner Tätigkeit im Verband einfach noch den Whistleblower spielen. In einem vergleichsweise harmlosen Fall – ein Opfer gibt es in diesem Fall nicht, das Verbandssportgericht hat den Fehler der Juristen bereits korrigiert, da für einmal genug Tage bis zum nächsten Spiel verblieben.

Was kann die Untersuchung zu Tage führen? War es tatsächlich so, dass Schwarz auf Steinmann einwirkte und dieser danach aus dem Nähkästchen plauderte, sind weder Schwarz noch Steinmann auch nur einen Tag länger tragbar. Steinmann hätte sich an die nächsthöhere Instanz innerhalb der Liga (CEO Florian Kohler) wenden müssen. Dieser hat seinen Laden aber offenbar nicht im Griff.

Eine Provinzposse zur Unzeit. Ein Verband, der seit Monaten eine schwache Figur abgibt. Der Fall Kloten. Eine Liga, deren Justizsystem ziemlich jeden Fettnapf trifft. Eine Untersuchung gegen Liga-Boss Ueli Schwarz. Und das zwei Tage vor dem Start der Finalserie. Leider ein Tag zu früh: Wer sie erst heute eingeleitet worden, man hätte es glatt für einen Aprilscherz halten können.

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