Blick über die Bande
Lausanne – der Fisch stinkt vom Kopf

Der HC Lausanne. Geführt von Olympiasiegern und Stanley-Cup-Gewinnern. Aber die Aussenwirkung ist alles andere als meisterlich.
Publiziert: 23.04.2021 um 16:57 Uhr
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Lausanne – zwischen Propaganda-Video und Playoff-Halbfinal.
Foto: freshfocus
Dino Kessler

Beim HC Lausanne müsste man vielleicht darüber nachdenken, einen Imageberater zu beschäftigen: Der von osteuropäischen Investoren betriebene Klub gibt gerade ein recht jämmerliches Bild ab.

Zuletzt ist man mit einem melodramatischen Propaganda-Video ins Reich der Verschwörungstheorien abgedriftet. Dabei stellt man die sinnlose Frage, ob vor der Justiz alle gleich sind, beginnt die Beweisführung dann aber damit, branchenübliche Fouls mit Racheaktionen im Amok-Modus zu vergleichen. Dazu passt die letzte Volte aus der Waadt: eine Einsprache gegen die Sperre eines gegnerischen Spielers.

Der erratische Boss, Peter Svoboda, inszeniert sich stimmgewaltig als Vertreter der scheinbar Benachteiligten. Die Launenhaftigkeit des ehemaligen Olympiasiegers hat sich auf die Mannschaft übertragen, und die wirft bei Beobachtern mit scharfem Blick die Frage auf: Was wollen die eigentlich sein?

Olympiasieger und Stanley-Cup-Gewinner. Da würde man mehr erwarten.

Der Trainer Craig MacTavish liefert darauf keine Antwort, die Entwicklung des Sports ist scheinbar spurlos am ehemaligen Stanley-Cup-Sieger vorbeigezogen. Olympiasieger und Stanley-Cup-Gewinner. Da würde man mehr erwarten. Gleichzeitig liefert der Klub den Beweis dafür, dass Meriten aus der Vergangenheit in der Gegenwart nicht viel zu bedeuten haben.

MacTavish scheint nur bedingt Einfluss auf die Spielweise seiner Mannschaft zu haben. Captain Barberio leistet der Mannschaft auf jeden Fall bessere Dienste, wenn er nicht auf dem Eis steht. Aufgrund einer mehrheitsfähigen Sichtweise ist man beim Eishockey bereit, auch den Frustabbau bis zu einem gewissen Punkt zu tolerieren. Gegen Faustkämpfe hat niemand etwas einzuwenden, solange sie in einem kontrollierten Rahmen ablaufen und entsprechend dem Regelwerk sanktioniert werden. Für gesundheitsgefährdende Racheaktionen gibt es im modernen Eishockey aber keinen Platz. Auch diese Binsenweisheit scheint sich noch nicht bis zu MacTavish durchgesprochen zu haben.

Der HC Lausanne ist grundsätzlich ein Projekt, das dem Schweizer Eishockey gut ansteht. Vielleicht muss man sich am Genfersee aber dem nationalen Kulturgut mit seinen Sitten und Bräuchen erst noch annähern. Der Präsident eines äusserst erfolgreichen Klubs aus der Deutschschweiz hat einen Leitsatz geprägt, der trotz seiner Einfachheit nichts an Klarheit vermissen lässt: Der Fisch stinkt vom Kopf.

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