BLICK: Luca Cereda, wie geht es Ihnen?
Luca Cereda: Im Moment ist alles bestens, danke. Es ist eine schwierige Situation für alle. Es braucht Disziplin und Geduld.
Das Tessin war früher und ist stärker betroffen als der Rest der Schweiz. Wie ist das Leben in Ihrem Wohnkanton?
Wir gehen seit zwei Wochen nicht mehr aus dem Haus, ausser meine Frau geht ab und zu einkaufen oder in die Apotheke. Es ist eine neue Situation für unsere ganze Familie, auch für die Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen können. Es ist das erste Mal in unserem Leben, dass uns ein Teil unserer Freiheit genommen wird. Und wir müssen lernen, damit umzugehen.
Sie als Herzpatient sind gefährdeter, Sie gehen wirklich nicht mehr aus dem Haus?
Nein. Anfangs unternahm ich noch Spaziergänge. Aber man trifft zu viele Leute. Und das macht mir schon ein bisschen Angst. Darum habe ich entschieden, dass es besser für mich ist, im und ums Haus zu bleiben. Wir haben einen kleinen Garten, dort spielen wir mit den Kindern und machen etwas Sport.
Haben Sie diese Zeit genutzt für eine Saison-Analyse?
Ein schwieriges Thema. Zu Beginn der Corona-Krise prasselten so viele negativen Informationen fast stündlich auf einen ein, da war es nicht leicht für mich, die Kreativität dafür zu finden. Die letzten Tage habe ich versucht, in meiner Welt zu sein und keine Nachrichten mehr zu schauen und zu lesen. Jetzt geht es etwas besser, die Energie fürs Arbeiten zu finden. Ich habe versucht, mich zu isolieren, positive Emotionen zu haben.
Und wenn es Ihnen gelungen ist, wie fällt dann die Saison-Analyse aus?
Für den Effort in der Champions Hockey League haben wir später bezahlt. Wir mussten da über unserem Limit spielen, um mithalten zu können. Diese Emotionen fehlten zum Saisonbeginn etwas, wir fanden aber den Tritt. In der November-Natipause fanden wird die Konstanz, steigerten uns im Dezember und mussten am Spengler Cup wieder über unser Limit gehen. Dafür bezahlten wir im Januar den Preis. Und gegen Ende der Quali lief es wieder besser. Die langwierigen Verletzungen von Spielern kosteten uns oft Kraft und Konstanz. Aber insgesamt haben wir das Gefühl, wie haben Fortschritte gemacht.
Haben Sie jetzt schon diese positive Energie, um an nächste Saison zu denken?
Wir müssen. Ende April würden wir gerne loslegen mit der neuen Saison. Aber die Ungewissheit ist noch gross. Dürfen wir dann wieder alle zusammen trainieren? Oder müssen wir weiterhin zuhause bleiben? Darum planen wir eher kurzfristig mit dem Sommertraining. Aber so langsam bekomme ich schon Lust auf Hockey.
Wie siehts mit Transfers aus? Von Ihren fünf Ausländern D’Agostini, Novotny, Flynn, Plastino und Sabolic hat keiner mehr einen Vertrag.
Das Problem ist, jetzt haben wir eine Gesundheitskrise, danach kommt wahrscheinlich eine Wirtschaftskrise und wir wissen nicht, was alles passieren wird. Budgetmässig, mit den Sponsoren, den Zuschauerzahlen. Auch hier ist noch vieles ungewiss. Das ist für uns als kleiner Klub noch schwieriger. Deshalb müssen wir gut planen und versuchen, so gut als möglich vorauszuschauen.
Müssen Sie auch daran denken, aus finanziellen Gründen nur mit drei Ausländern statt vier oder fünf in die Saison zu starten?
Unser Ziel ist, mit einer konkurrenzfähigen Mannschaft in die Meisterschaft zu gehen. Gleichzeitig müssen wir offen für alles sein in dieser schwierigen Situation. Zu vieles ist noch ungewiss. So langfristig zu denken macht mich kaputt. Wir versuchen deshalb, kurzfristig zu denken und mit einem Sommertraining gut in die Saison zu starten. In ein paar Wochen oder Monaten wissen wir sicher mehr.