Niederreiter-Team siegt dank Zamboni-Fahrer
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NHL-Debüt mit 42!
Niederreiter-Team siegt dank Zamboni-Fahrer

David Ayres ist der älteste Goalie-Debütant in der NHL-Geschichte. Der Notfall-Keeper kommt in Toronto zum Einsatz, weil sich beide Torhüter von Gegner Carolina verletzen. «Verarscht der mich», denkt sich der 42-Jährige, als er per SMS zum Umziehen geschickt wird.
Publiziert: 23.02.2020 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2020 um 21:27 Uhr
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Torontos Engvall trifft zum 3:4 gegen Carolinas Notfall-Goalie David Ayres.
Foto: keystone-sda.ch
Nicole Vandenbrouck

David Ayres sitzt wie seit drei Jahren an jedem Spielabend im Medienraum der Scotiabank-Arena in Toronto. Er – im normalen Leben Zamboni-Fahrer und Juniorentrainer – ist der Notfall-Torhüter. Dieser muss gemäss NHL-Reglement vom Heimteam gestellt werden, falls bei einer Mannschaft gleich beide Keeper ausfallen würden im Spiel. Die Chance ist eins zu einer Million. Niemals hat er geglaubt, dass das schier Unmögliche eintreten würde.

Der 42-Jährige sieht auf seinem Handy, wie Carolinas Start-Goalie James Reimer (31) im Startdrittel ausscheidet. Als dann auch noch Ersatzkeeper Petr Mrazek (28) nach einem Zusammenprall mit einem Gegner ausscheidet, hat Ayres kurz kein Wifi mehr auf dem Handy. Als er wieder auf Empfang ist, bekommt er von Torontos Scouting-Direktor Reid Mitchell ein SMS: «Los gehts, mach dich parat.»

Mit ausgeliehener Goalie-Maske

Ayres denkt im ersten Augenblick: «Verarscht der mich? Muss ich wirklich rein?» Dann realisiert er es – und macht sich auf den Weg in die Kabine der Hurricanes. Als seine Frau Sarah gleichzeitig von dieser Sensation erfährt, twittert sie: «F... me!»

Ihr Mann erlebt in diesem Moment einen NHL-Traum. Von der Eismaschine aufs Eis. Ohne gross aufgewärmt zu sein, mit einer ausgeliehenen Maske von AHL-Goalie Kasimir Kaskisuos (26, Fi), mit einem Toronto-Shirt unter dem Carolina-Matchleibchen.

Als für Ayres bei Spielmitte sein persönliches Märchen beginnt, führen die Hurricanes noch 3:1, erhöhen wenig später auf 4:1. Doch die ersten beiden Schüsse auf ihn lässt Ayres rein, innert 94 Sekunden schliesst Toronto auf. Und man befürchtet, dass das Märchen für den Notfall-Keeper ohne Happyend ausgehen wird, weil er eben ist was er ist: Ein Zamboni-Fahrer.

Spieler motivierten ihn in der Pause

Doch in der zweiten Pause spielt sich in der Hurricanes-Garderobe folgende Szene ab: Die Spieler scharen sich um ihr neues, kurzfristiges Teammitglied und sagen ihm: «Mach dir keine Sorgen darüber, wie viele Tore geschossen werden, und geniesse es einfach. Das ist dein Moment. Viel Spass damit!» Trainer Rod Brind'Amour hat gleiches vor, lässt seinen Spielern aber den Vortritt. «Wir sagten ihm, dass wir uns nicht zurücklehnen werden. Sondern versuchen, ihn zu beschützen. Aber dass er eine oder zwei Paraden machen muss für den Sieg», so Brind'Amour.

Und genau das passiert: Ayres lässt im Schlussdrittel keinen einzigen Gegentreffer mehr zu! Carolina gewinnt 6:3. Ein Märchen mit einem Happyend – und einem Helden. «Das ganze zweite Drittel über war ich noch nervös», gesteht der 42-Jährige nach dem Sieg. Er wird von Journalisten mit Fragen gelöchert. Seine Frau Sarah twittert wieder: «Ich bin die glücklichste, stolzeste Frau auf diesem Planeten, weil mein Mann diesen Traum erleben durfte.»

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Nieren-Transplantation vor 15 Jahren

Das wäre ohnehin verständlich. Doch wenn man weiss, dass David Ayres sich vor 15 Jahren einer Nieren-Transplantation hatte unterziehen müssen, ist es noch unglaublicher. Für seinen Notfall-Einsatz bekommt er übrigens 500 Dollar – und das Matchleibchen. «Das werde ich vermutlich zuhause irgendwo aufhängen und es täglich anschauen.»

David Ayres ist der älteste Debüt-Goalie in der NHL-Geschichte. Er überbietet eine uralte Marke: Hugh Lehman war bei seinem ersten Spiel im November 1926 (!) für Chicago 41 Jahre und 21 Tage alt. Zudem ist er der zweitälteste Spieler der NHL-Historie, der ein Debüt gibt. Der Älteste war Lester Patrick mit 43 Jahren und 80 Tagen im März 1927 mit den NY Rangers. So kann man sagen, dass der Kanadier sicher in der Neuzeit ein schönes Kapitel Hockey-Geschichte geschrieben hat.

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