Lange war über einen Rücktritt von Nati-Coach Patrick Fischer spekuliert worden, nun ist es offiziell: Der Zentralschweizer wird sein Amt nach der Heim-WM im kommenden Frühling abgeben. Sein Nachfolger ist auch schon bekannt: Jan Cadieux, welcher aktuell die U20-Nati betreut und auch Teil von Fischers Trainerstab ist, übernimmt die Geschicke beim Männer-Nationalteam. Er hat einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben.
Es ist ein Personalentscheid für die Kontinuität, wie die Verantwortlichen des Eishockeyverbands betonen: «Jan wird bis zur Übernahme bereits drei grosse Turniere als Assistent bestritten haben. Das bringt Kontinuität», erklärt Sportdirektor Lars Weibel. Und auch CEO Martin Baumann betont: «Als CEO hat man das Ziel, Ruhe und Stabilität ins System zu bringen. Deshalb haben wir uns früh um einen Nachfolger gekümmert. Jan ist der richtige Mann für dieses Amt. Ich durfte auch miterleben, wie er den Draht zu den NHL-Stars gefunden hat. Das ist wichtig für die Zukunft.»
Cadieux selbst gibt ebenfalls zu Protokoll, nicht alles auf den Kopf stellen zu wollen: «Ich will das Schweizer Eishockey weiterentwickeln. Dazu braucht es keine Revolution, sondern auch eine gewisse Kontinuität. Aber ich kann jetzt meine eigenen Ideen einbringen.» Cadieux' Leistungsausweis mit einem Meistertitel und einem Champions-League-Sieg mit Servette lässt sich durchaus sehen.
«Pyramide im Schweizer Eishockey stimmt heute nicht»
Worauf der designierte Nati-Coach einen besonderen Fokus legen will: das Commitment der Spieler. «Das ist das Wichtigste – der Grund, weshalb die Spieler immer wieder in die Nati kommen. Das müssen wir auch als Staff zeigen, ein Weltmeister-Staff sein.» Auch Weibel betont: «Im Nationalteam ist es anders als in den Klubs. Dort hat man Verträge und die Spieler tauchen ohnehin immer auf. In der Nati muss man dafür das Umfeld schaffen. Das Commitment kommt auch von den Spielern, aber diese Linie müssen wir im Verband weiterführen.»
Es scheint, also würden alle im Verband in dieser Frage am gleichen Strick ziehen – was nicht überall so ist, wie Präsident Urs Kessler im ersten Teil der Pressekonferenz anmerkt und dabei auf die aktuellen Probleme der Swiss League anspielt: «Die Pyramide im Schweizer Eishockey stimmt heute nicht. Langfristig muss das alles unter einem Dach vereint werden. In der heutigen Form ist die Zukunft der Swiss League alles andere als sicher.» Die Aufstockung der National League auf 14 Teams habe ihr einige attraktive Vereine genommen.
Aus diesem Grund schwebt ihm eine Reform vor: Die Swiss League und die drittklassige MyHockey League sollen zusammengelegt und allenfalls nach geografischen Kriterien eingeteilt werden: «Wir sehen darin interessante Potenziale, gerade bei einer Aufteilung in Ost und West mit vielen Derbys und kleinen Distanzen. Das bietet auch Chancen für eine zentrale Vermarktung.» Die Zeit dränge – gleichzeitig handle es sich aber um einen komplexen Prozess, welcher viele Gespräche verlange, so Kessler.
Hier gibts den Ticker der Pressekonferenz zum Nachlesen:
Die Pressekonferenz ist zu Ende
Von den Medienvertretern kommen keine Fragen mehr. Aus diesem Grund beendet Mediensprecher Finn Sulzer diese Pressekonferenz. Wir danken fürs Mitlesen und wünschen noch einen schönen Tag.
Auch die Spieler waren in den Entscheid involviert
Weibel: «Meinungen von den Spielern haben wir abgeholt, aber es gab kein Wunschkonzert. Entscheiden tun wir, aber wir wären schlecht beraten, wenn wir unsere besten Pferde nicht abholen, weil wir brauchen sie. Es gab aber nicht wirklich kontroverse Diskussionen.»
Weibel: «Man muss ein gutes Umfeld schaffen»
«Im Nationalteam ist es anders als in den Klubs. Dort hat man Verträge und die Spieler tauchen ohnehin immer auf. In der Nati muss man dafür das Umfeld schaffen. Das Commitment kommt auch von den Spielern, aber diese Linie müssen wir im Verband weiterführen.»
Cadieux: «Commitment ist das Wichtigste»
«Das Commitment ist das Wichtigste, und auch der Grund, weshalb die Spieler immer wieder kommen. Wir müssen auch als Staff probieren, ein Weltmeister-Staff zu sein. Es ist ein Zurückgeben, was einem das Eishockey gegeben hat. Ich bin überzeugt, die Spieler machen das auch aus Liebe für den Sport.»
«Ich denke schon, dass ich die letzten Turnier geniessen kann»
«Ich denke schon, dass ich die letzten Turniere geniessen kann. Ich freue mich unglaublich auf die Hockey Games. Du bist in der Regel immer voll da und denkst erst im letzten Moment, das war jetzt das letzte Mal. Aber ob es auch so sein wird, weiss ich nicht.»
Fischer zu den Reaktion der Spieler auf seine Ankündigung
«Es gab keine Tränen. Viele Spieler haben es auch geahnt, aber es gab schöne Rückmeldungen von den Jungs. Wir haben uns gegenseitig Danke gesagt. Ich habe nicht jeden einzelnen abtelefoniert, aber sie als Gruppe informiert. Für mich war es emotional. Wenn man es kommuniziert, wird es real und endlich, deshalb war es schön emotional. Aber: Die grössten Geschichten warten noch auf uns und darauf freue ich mich enorm.»
Fischer zu seinen Zukunftsplänen
«Ich weiss nicht, was kommt. Ich habe ein paar Pläne, einige haben mit Eishockey zu tun, andere nicht. Aber ich will es jetzt wirklich geniessen.»
Auch Fischer zeigt sich zufrieden mit der Wahl Cadieux'
«Als Jan noch Coach war in Genf, war er immer einer, welcher die Spieler der Nati gegeben hat. Diese Einstellung hat mir immer enorm gefallen. Den Gewinn der Meisterschaft an einem Ort, wo sie noch nie gewonnen wurde, ist eine enorme Leistung. Auch an der letzten WM hat er unheimlich viel Know-How reingebracht.»
Cadieux: «Ich bin ein harter Trainer»
«Ich bin ein harter Arbeiter und verlange das auch von meiner Mannschaft. Das hat Fischi reingebracht. Als Trainer will ich, dass die Mannschaft mutig spielt. Ich will aber nicht der zweite Fischi sein, ich will das Team mit meinen Ideen und meinem Herz weiterentwickeln. Ich bin ein sehr motivierter und harter Trainer – aber im modernen Sinn.»
Sportdirektor Weibel zum Auswahlprozess
«Jan war eine frühe Option und ein ernsthafter Top-Kandidat von Anfang an. Aber klar, jeder Trainer mit Schweizer Pass war ein potenzieller Kandidat. Aber wir wollten niemanden mit laufendem Vertrag nehmen und so stehlen, weshalb der Kreis schnell kleiner wurde. Aber auch daraus war Jan die beste Wahl.»
