Foto: Andy Mueller/freshfocus

Keine Lust auf National League
Schweizer Hockey-Schiri Koch pfeift lieber bei den Deutschen

In der Schweiz mochte er nicht mehr pfeifen. Jetzt leitet Andreas Koch (37) Spiele in der DEL. Und schwärmt.
Publiziert: 03.10.2019 um 10:37 Uhr
1/7
Der Schweizer Schiedsrichter Andreas Koch pfeift seit dieser Saison in der DEL.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
Stephan Roth

Nach der letzten Saison in der National League, in der er in den Playoffs nicht zum Einsatz kam, hatte Andy Koch genug. Er gab nach über zehn Jahren als Schiedsrichter seinen Rücktritt. «Schweren Herzens», wie er sagt.

Insider glauben, dass auch der 37-Jährige Mühe mit dem Führungsstil von Brent Reiber, dessen Abgang inzwischen feststeht, gehabt habe. Koch selbst möchte sich nicht dazu äussern.

Eigentlich wäre Koch auch ohne Eishockey bestens ausgelastet. Er hat vier Kinder: Tim (11), Nina (9), Lisa (5) und Julia (3). Er arbeitet zu 80 Prozent als Manager einer Holding. Und hat dazu noch sein Programm diepfeife.ch, in dem er seine Erfahrungen nutzt, um Führungskräften in Vorträgen an seinen «Fehlern teilhaben» zu lassen.

«Künstler, keine Wissenschaftler»

Und doch kann der Zürcher Oberländer die Finger nicht von der Pfeife lassen. «Das Eishockey ist einfach meine grosse Leidenschaft», sagt er. Deshalb meldet er sich beim Schiedsrichter-Chef der DEL, Lars Brüggemann. Und die Deutschen geben der «Pfeife» unbürokratisch eine Chance. Die Vorgabe ist klar: Stimmt die Leistung, darf Koch pfeifen.

Inzwischen hat er bereits drei DEL-Partien geleitet. Koch ist begeistert: «Ich fühle mich wie frisch verliebt.» Nach seiner Frau Sandra sei der Wechsel in die DEL das Beste, was ihm in seinem Leben passiert sei.

Die Philosophie bei den Schiris in Deutschland hat es ihm angetan. Diese lautet: «Wir wollen Künstler, keine Wissenschaftler.» Das Interpretieren und Spüren des Spiels ist wichtiger als das Beharren auf Paragraphen.

«Kommunikation entspannter»

Koch schwärmt vom Umgang im deutschen Eishockey. «Die Kommunikation ist viel entspannter. Es ist eine grosse Familie.» Probleme mit der Akzeptanz habe er keine. Und die Sprüche? «Ich habe in Deutschland noch nichts gehört, was ich nicht schon gehört hatte.»

Wenn immer möglich, reist Koch mit dem Zug an. So kann er die Zeit nutzen, um zu arbeiten und hat dann während der Woche etwas mehr Zeit für die Familie.

Das Schweizer Hockey verfolgt er weiterhin. Vor allem unter der Woche. Da geht Koch auch mal mit seinem Vater zu einem Spiel. Und er glaubt auch, dass das Schweizer Schiedsrichter-Wesen unter der Führung von Andreas Fischer und Pascal Müller auf dem richtigen Weg ist.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?