Drei Jahre nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine bricht René Fasel (75) sein Schweigen. In einem langen Interview mit «La Liberté» bekräftigt der ehemalige Chef des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF, 1994 – 2021), dass er trotz der Kritik an seiner Linie festhält: Er ist russischer Staatsbürger, Mitarbeiter der KHL und Freund von Waldimir Putin.
Er bestätigt im Gespräch, dass er die russische Staatsbürgerschaft vor der Invasion in der Ukraine erhielt im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens, das von der Duma genehmigt wurde. Bereuen tut er dies keineswegs: «Ich werde meinen russischen Pass niemals zurückgeben.»
Der ehemalige Zahnarzt und Gottéron-Spieler steht zu seiner Verbundenheit mit der russischen Kultur, in welche er sich verliebt habe, genau wie ins dortige Eishockey: «Ich werde nie ein richtiger Russe sein, aber ich fühle mich wie ein Russe.»
Fasel wurde zur Persona non grata
Der ehemalige starke Mann des Welthockeys, der einen Teil des Jahres in Moskau verbringt, ist Vorsitzender einer Expertengruppe für Schiedsrichter in der russischen Liga KHL. Er versichert, dort keine Entscheidungsrolle zu haben, zeigt sich aber sehr engagiert bei der Modernisierung der Regeln und Prozesse.
Seit seinem Engagement im Osten hat Fasel seine Einladungen zur Weltmeisterschaft, seine Beziehungen im westlichen Eishockey und wohl auch seine Reputation in der Schweiz verloren. Er behauptet, seit Beginn des Konflikts in der Ukraine durch den Dreck gezogen worden zu sein. «Ich bin zur Persona non grata geworden. Ich habe Freunde verloren – aber waren das wirklich Freunde?»
Eine schmerzhafte Situation, die er philosophisch betrachtet. «Ich fühle Traurigkeit, aber keine Frustration. Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, kann ich mir sagen, dass ich meine Linie halte.»
«Mein Herz schlägt für Gottéron»
Fasel macht keinen Hehl aus seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, den er seit 1999 kennt. «Wir haben zusammen Hockey gespielt und viel gelacht. Die Beziehung besteht und ich ändere meine Meinung über sie nicht.» Fasel vermeidet aber sorgfältig jede Verurteilung: «Es steht mir nicht zu, über den Krieg zu urteilen. Aber: Ich bin gegen alle Kriege und für Frieden.»
Geehrt von Fribourg-Gottéron Anfang 2022, wäre beinahe Fasels Plakette aus der Hall of Fame entfernt worden. Doch der Vorstand entschied sich dafür, die Anerkennung beizubehalten. «Ich bin froh, dass der Klub diese Unterscheidung zwischen meinem Lebenswerk und meinen aktuellen Verpflichtungen gemacht hat. Mein Herz schlägt für Gottéron.»