Dinos Check
Hast du sie noch alle?

Die Zahnlücke verleiht Eishockeyspielern Glaubwürdigkeit, aber ein Zeichen für Härte ist sie nicht. Aber was ist nun Härte im Eishockey?
Publiziert: 14.01.2022 um 11:09 Uhr
Nach Zahnverlust gut geschützt: Carl Klingberg.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Dino Kessler

Es ist noch nicht allzu lange her – und ich bin alt genug, um mich daran zu erinnern – da durfte man sich als Eishockeyprofi keine Blösse geben. Ihr seid doch die harten Jungs, oder nicht? Und was soll das heissen? Dass man ständig auf die nicht mehr vorhandenen Zähne beisst? Eine der ersten Fragen, die Eishockeyprofis von Neubekanntschaften zu hören bekommen, ist: Hast du noch alle Zähne im Mund? Laut Zahnmedizinern wäre es wohl viel schlauer, die Zähne im Mund zu behalten, aber wer als Eishockeyprofi keine Zahnlücke präsentieren kann, wirkt irgendwie unglaubwürdig. Oder er wird gefragt, ob er Torhüter sei (dazu später mehr).

Erscheint einer mit blutender Nase und frisch genähten Wunden zum Interview, passt das ins Bild, das man sich vom Eishockeyprofi macht. Erzählt einer von Schwächen und Ängsten, fühlt sich der Zuschauer leicht unwohl. Angst? Die? Das Beispiel von Carl Klingberg zeigt, dass selbst einer, der sich auf dem Eis furchtlos in jedes Gefecht stürzt, Ängste und Schwächen hat. Aber weil er offen darüber spricht, dass Härte im Sport keine quantifizierbare Einheit, sondern eine abstrakte Wahrnehmung ist, drückt das bei einigen auf die Hirnrinde.

Ein Trainer sagte mal zu mir, ich müsse mich nur in die gegnerischen Schüsse werfen, dann sei ich hart. Worauf unser Goalie (damit sind wir wieder bei den Torhütern) erwiderte, das sei eher ein Beweis für Dummheit als für Härte, für die Schüsse sei schliesslich er zuständig.

Die Torhüter sind sowieso die Härtesten im Eishockeysport (und mit wenigen Ausnahmen auch die Schlauesten): Sie haben meist noch alle Zähne im Mund, obwohl sie sich freiwillig mit Hartgummiprojektilen beschiessen lassen.


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