Dank Hightech-Prothese
Hockey-Spieler steht nach Beinamputation wieder auf dem Eis

Er träumte von der Hockey-Karriere. Dann schlägt das Schicksal zu. Aber jetzt steht Nicola Jezzone (26) mit seiner Hightech-Prothese wieder auf dem Eis. Und ist voller Lebensfreude.
Publiziert: 07.01.2020 um 00:19 Uhr
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Nicola Jezzone kann wieder Lachen.
Nicole Vandenbrouck

Er sitzt im Rollstuhl. Vom Schicksal gebeutelt, von der Chemotherapie gezeichnet. Nicola Jezzone spricht im November 2018 über seine schlimme Erkrankung. Osteosarkom, eine seltene Form von Knochen-Krebs. Sieben Monate zuvor hat man deswegen sein linkes Bein amputiert.

Das Leben des Walliser Hockey-Spielers wie er es kennt und liebt, existiert plötzlich nicht mehr. Die Zuversicht und den Mut verliert er nach der Schockdiagnose. Wie es nach dem Krebs-Drama weitergehen wird, weiss er nicht. Heilt ihn die Chemotherapie vollständig?

Jezzone hat sich zurückgekämpft

Doch Jezzone ist ein Kämpfer. Und erzählt damals kurz vor der Verabschiedung von seinem grossen Traum: Eines Tages wieder auf Schlittschuhen stehen können. 13 Monate sind seit diesem Treffen vergangen, 20 seit der Amputation. Und der Traum hat sich für den 26-Jährigen erfüllt! Im Stadion «Graben», der Halle seines Ex-Klubs HC Sierre, wagt er sich letzten Freitag in Schlittschuhen wieder aufs Eis. «Einfach war dieses erste Mal noch nicht», sagt der einstige Verteidiger, «denn ich spüre ja nicht, wie die Kufe das Eis berührt. Aber mit etwas Training sollte das besser werden.»

Jezzone ist wieder voller Tatendrang. Denn in der Zwischenzeit hat sich so einiges getan in seinem Leben. Dank der Hightech-Prothese, für die seine Tante mittels Crowdfunding über 83 000 Franken gesammelt hat. Im März 2019, drei Monate nach seiner letzten Chemotherapie, bekommt Jezzone diese Prothese. In einer mehrmonatigen Reha übt er damit das Laufen.

Jetzt will er eine Trainer-Ausbildung machen

Den Unterschied zwischen seiner alten und seiner neuen Wunsch-Prothese erklärt er so: «Sie unterstützt meine Laufbewegung und passt sich ihr viel besser an. Ich bin praktisch uneingeschränkt.» Was das bedeutet? Jezzone kann machen, wozu er Lust hat. Es dauert einfach ein bisschen länger. Dank regelmässigem Fitness-Training hat er bereits 20 Kilo abgespeckt, «zehn weitere möchte ich noch schaffen bis zur Sommer- und Badi-Saison», sagt er lachend.

Eine vierstündige Wanderung in die Walliser Berge mit seiner Freundin Maude unternahm er ebenso wie eine dreiwöchige Reise nach Costa Rica – schmerzfrei. Die damals so verhassten Phantom-Schmerzen sind ebenfalls fast verschwunden. «Nur manchmal, vor dem Einschlafen, zuckt es noch irgendwie.»

Und auch das Hockey hat ihn wieder – zumindest an der Bande: Jezzone ist beim Erstligisten HC Valais-Chablais Sion Assistenzcoach. «Am Anfang waren die Spieler unsicher. Sie wussten nicht so richtig, wie sie mit meinem Schicksal umgehen sollen. Dabei mache ich mittlerweile selber Witze über mein Bein.» Eine Trainer-Ausbildung möchte er wenn möglich im nächsten August beginnen. Ebenso eine Lehre als Hochbauzeichner, sofern er der Arbeitsbelastung standhält.

Beeindruckend und berührend: Jezzone hat sein Schicksal akzeptiert. Die Lebensfreude ist zurück. Die Zuversicht ebenfalls. Denn das Drama hat seine Perspektive verändert. «Es ist erst fertig, wenn man unter der Erde liegt. Ich bin dankbar, dass ich noch lebe.»


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