Es kribbelt bei den Bertaggias. Bei Alessio, weil der wirblige Stürmer mit dem HC Lugano im Playoff-Final steht. Bei Sandro, weil er seinem Sohn dabei zuschauen kann. Der 51-Jährige ist eine (Grande-)Lugano-Legende, spielte 18 Jahre lang im Dress der Bianconeri und gewann sechs der bisherigen sieben Meistertitel.
Doch der ehemalige Verteidiger schwelgt nicht in Erinnerungen: «Ich habe viel Schönes erlebt, würde alles wieder gleich machen, aber meine Karriere ist abgeschlossen.» Sandro Bertaggia muss auch nicht zurückschauen – sondern sich einfach jedes Playoff-Spiel der Luganesi ansehen. Denn da tritt Bertaggia junior gerade in seine Fussstapfen. «Es macht mich schon stolz, dass er jetzt mit den Bianconeri um den Titel spielt. Als Vater, nicht als Lugano-Legende. «Ich vergleiche Ale nicht mit mir.»
Eltern als «Klagemauer»
Aber: Sandro Bertaggia kann nachvollziehen, wie die Gefühlslage seines Sohnes in gewissen Playoff-Momenten ist. Nach Niederlagen sei Alessio kaum ansprechbar, er versuche ihn dann aufzustellen. Und wer tat das einst bei ihm? «Meine Eltern Oreste und Ivana waren damals meine Klagemauer», sagt er lachend. «Aber für sie ist es momentan fast schlimmer, ihren Enkel spielen zu sehen als mich früher.»
Auch Sandro Bertaggia ist ganz kribblig an Spieltagen. «Es ist schon emotional für mich, dass Lugano wieder mal in einem Final ist und Ale mitspielt.» Nur: Die Luganesi stehen mit dem Rücken zur Wand, die Berner haben heute Abend den ersten von drei Matchpucks. 2003 lagen die Bianconeri 0:2 zurück im Final gegen Davos, reihten danach vier Siege aneinander zum Titel. Nun müssen die Luganesi drei Erfolge schaffen.
Wie es sich dann anfühlt, wenn die Bianconeri einen Meistertitel feiern, das weiss Alessio Bertaggia schon. Als sein Vater 2003 noch Schweizer Meister wurde, durfte der damals neunjährige Knirps in die Garderobe, wo er ohnehin immer ein und aus ging. Stolz posiert er mit seiner Schwester und dem Pokal. «Mein Traum war es schon damals, eines Tages selber Meister zu werden», verrät der 22-Jährige. Auch er erinnert sich noch an diese Meisterfeier. «Ich stürmte aufs Eis, konnte meinen Vater aber zuerst nicht finden», erzählt Alessio Bertaggia und fügt an: «Ich bin stolz, was er erreicht hat. Und jetzt haben wir immer noch die Chance.»