Reaktionen aus Sport, Politik und Show zum Erlachner-Outing
«Dafür hat er meinen Respekt»

Schiedsrichter Pascal Erlachner erhält aus der ganzen Schweiz viel Zuspruch. Das sagen Prominente aus allen Bereichen zu seiner mutigen Haltung.
Publiziert: 10.12.2017 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:53 Uhr
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Raphael Wicky findet die sexuelle Ausrichtung jedes Menschen uninteressant und Privatsache.
Foto: KEYSTONE

Raphael Wicky (40), Basel-Trainer

«Grundsätzlich finde ich die sexuelle Ausrichtung eines jeden Menschen völlig uninteressant und vor allem absolute Privatsache, solange sie legal ist. Ich kann aber nachfühlen, dass es für Pascal Erlachner mit seiner exponierten Tätigkeit als Schiedsrichter viel Zivilcourage brauchte, diesen Schritt an die Öffentlichkeit zu tun. Dafür hat er meinen Respekt und meine uneingeschränkte Solidarität.»

Marco Fritsche (41), Moderator

«Wow, ich zolle Pascal Erlachner meinen tiefsten Respekt. Und hoffe, dass ihm dieser auch von den Spielern und Fussballfans erhalten bleibt. 2017 sollte nämlich endlich jeder und jede unterscheiden können zwischen professionellem Einsatz und privaten Belangen. «Fairplay» sollte im Leben genauso Platz haben wie im Sport.»

Nino Schurter (31), Mountainbike-Olympiasieger

«Ob er es öffentlich machen will oder nicht, muss jeder selber wissen und machen, was er für richtig hält.»

Pablo Brägger (25), Turner

«Bei uns Turnern ist es kein grosses Thema. Ich finde es aber gut, wenn ganz normal und offen mit Homosexualität umgegangen wird.»

Daniela Ryf (30), Triathletin

«Keine Ahnung, wie das in meinem Sport so aussieht, aber ich bin der Meinung, jeder soll das so handhaben, wie er will.»

Beat Feuz (30), Ski-Star

«Ich persönlich kenne keinen Alpin-Sportler, der sich geoutet hat. Es wäre auch sonst kein Thema.»

Severin Lüthi (41), Tennis-Trainer

«Im Tennis­sport ist schwul sein oder nicht überhaupt kein Gesprächs­thema. Ich kenne niemanden, aber das muss nichts heissen. Ob es ein Sportler öffentlich macht, muss er selber wissen – ich denke aber nicht, dass es viel ändern würde.»

Giulia Steingruber (23), Turnerin

«Ich finde das Outing schön, unterstütze es voll und ganz, wenn sich jemand zur Homosexualität bekennt.»

Steingruber: «Wichtig ist, dass man sich nicht verstellen muss!»
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Schweizer Sport-Stars zum Erlachner-Outing:Steingruber: «Wichtig ist, dass man sich nicht verstellen muss!»

Mujinga Kambundji (25), Leichtathletin

«Homosexualität kommt in unserem Sport vor. Aber es ist völlig unbedeutend und kein grosses Tabuthema.»

Christian Stucki (32), Schwinger

«Ich kenne keine Homosexuellen im Schwingen. Aber warum nicht? Das sind Menschen wie jeder andere auch.»

Heinz Günthardt (58),Tennis-Kommentator

«Gut, hat es Erlachner zum Thema gemacht. Denn es ist doch verrückt, dass es bis jetzt KEIN Thema war. Dass die meisten immer noch meinen, Homo­sexualität gäbe es in der männlichen Athletenwelt nicht, ist absurd.»

Bernhard Russi (69), Ski-Legende

«Ich bin überrascht, dass dieses Thema überhaupt so viele Seiten in der Zeitung wert sind. Klar, gibt es Homosexualität auch unter Spitzensportlern. Auch in den sogenannten, angeblichen Machosportarten. Sehen Sie sich doch die vielen gestylten und geschniegelten Fussballer an … Ronaldo könnte doch auch Tänzer sein, oder nicht?»

Benjamin Kololli (25), Lausanne-Spieler

«Das ist seine Meinung, seine Wahl. Wir leben in einer Welt, in der alles passieren kann. Wir haben sein Outing innerhalb des Teams besprochen. Es ist ein bisschen komisch, denn es ist das erste Mal, dass so etwas passiert. Aber wie man sagt: Für alles gibt es ein erstes Mal. Der Fussball ist eine Welt, in der es nur Männer gibt. Hätte sich ein Spieler geoutet, wäre es negativer aufgefasst worden. Es wäre schwerer zu verdauen gewesen. Bei einem Schiri ist es etwas anderes. Ob es bei Lausanne auch einen Homosexuellen gibt? Ich weiss es nicht. Ich hoffe nicht. Aber möglich ist es. Wenn es so wäre, sollte der Betreffende es lieber für sich behalten. Das könnte sich negativ auf die Gruppe auswirken, es könnte Konflikte erzeugen. Denn wir duschen ja alle zusammen. Es wäre für einen Spieler keine gute Idee, mit seiner Homosexualität an die Öffentlichkeit zu gehen.»

«Ein Schwuler könnte bei uns Konflikte erzeugen»
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Fall Erlachner bewegt die Fussball-Schweiz:«Ein Schwuler könnte bei uns Konflikte erzeugen»

Markus Babbel (45), Luzern-Trainer

«Kompliment, diesen Mut zu haben. Im Fussball laufen ja doch viele Machos rum. Sich dann zu stellen und zu sagen, das ist meine Neigung, da kann ich nur den Hut ziehen. Ich hoffe, dass er ein Stück weit auch eine Befreiung spürt, weil es jetzt jeder weiss. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn es bei den Fans in die Richtung von Schmähgesängen gehen würde. Dieser grosse Mut sollte belohnt werden, die Leute sollten das honorieren. Wir leben in einer Gesellschaft, wo jeder so leben sollte, wie er es für richtig hält. Da haben für mich Anfeindungen keinen Platz. Heutzutage sollte die Zeit längst reif dafür sein. Ich hatte ja das grosse Glück, mit Thomas Hitzlsperger zusammenzuspielen, der sich dann ja erst nach der Karriere dazu entschieden hat, sich zu outen. Die Vielfalt im Fussball ist schön, das betrifft nicht nur die Sexualität. Man hat auch viel mit ausländischen Spielern zu tun. Ich bin ja selber ein ausländischer Trainer hier in der Schweiz.»

Tiziana Gulino (21), Gewinnerin Schweizer Talente

«Ich finde es toll, dass er diesen Schritt gemacht hat. Das war sicher nicht einfach. Es ist wichtig, dass wir zeigen können, dass die eigene sexuelle Orientierung nichts verändert. Wenn er bis jetzt ein guter Schiedsrichter war, warum sollte sich das zum Beispiel ändern? Nur weil er sich nun als schwul geoutet hat, ist er auch nicht weniger männlich. Ich finde es schade, dass sich auch die Fussballer nicht problemlos outen können. Was man beruflich macht oder welchen Sport man ausübt, hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. Ausserdem finde ich es schade, dass es bei allem eine Rolle spielt, wen man liebt. Das ist persönlich und hat nichts mit dem Rest zu tun. Man bleibt der Mensch, der man auch vor dem Outing war. Oder man fühlt sich danach einfach befreiter.»

Bernhard Pulver (52), Grüner Berner Regierungsrat

«Ich finde das Interview von Herrn Erlachner toll. Ich habe persönlich nur positive Erfahrungen gemacht damit, dass bei mir immer «alles klar» war. Ich musste nie etwas verstecken und mein Leben als öffentliche Person war dadurch immer authentisch und für mich angenehm. In der Sache begrüsse ich es, wenn öffentliche Personen auch klar zu ihrer sexuellen Orientierung stehen. Für schwule und lesbische Jugendliche wird das Coming-out immer schwierig sein – umso wichtiger, dass sie Vorbilder in Sport, Politik, Medien, Kultur, usw. haben.»

Uli Forte (43), FCZ-Trainer

«Das ist heutzutage nichts Spezielles mehr. Jeder hat das Recht auf die Sexualität, die er will. Das ist in unserer Zeit völlig normal.»

Hans-Peter Portmann (54), FDP-Nationalrat

«Ob man nun hetero, bisexuell oder schwul ist, sollte eigentlich in der Öffentlichkeit schon längst kein Thema mehr sein. Leider herrscht aber unter anderem rund um den Fussball herum immer noch ein Dunstkreis von einem inakzeptablen Gebaren, wie zum Beispiel Gewalt und Ausschreitungen oder eben die Diskriminierung von Minderheiten, dass es schon längst überfällig ist, dass die Imageträger dieses Sportes an die Öffentlichkeit gehen, solch unsoziales Verhalten verurteilen und mit ihrem eigenen Leben ein Beispiel von reifen und verantwortungsvollen Menschen abgeben. Wer den Weg der Normalität geht, so wie es Pascal Erlachner tut, der wird in seiner charakterlichen Persönlichkeit gefestigt. Armselig bleiben jene mit ihrem dummen homophoben Machogehabe, die ja oftmals selber mit ihrem Beziehungsleben nicht im Reinen sind.»

Pierluigi Tami (56), Lugano-Trainer

«Er hat das gut gemacht. Bravo. Für mich ist das kein Problem. Ich hoffe, der Fussball denkt diesbezüglich heutzutags fortschrittlicher. Ich denke, im Jahr 2017 sollte es keine Diskussionen mehr über die sexuelle Orientierung geben. Jeder hat seine Wünsche. Wenn Erlachner das sagen wollte, ist das in Ordnung. Wenn sich ein Spieler meiner Mannschaft outen würde, wäre das für mich auch kein Problem.»

Hans-Ueli Vogt (48), SVP-Nationalrat

«Im Februar 2015 habe ich mich im Wahlkampf im SonntagsBlick geoutet. Ich bin rückblickend sehr froh darüber. Es hat mir in der Ausübung meines öffentlichen Amtes als Nationalrat, aber auch für mein Privatleben viel Freiheit und Handlungsspielraum verschafft. Über eine längere Zeit kamen immer wieder negative Reaktionen, einerseits von Schwulen, die gegen die SVP sind, aber auch aus der Parteibasis. Heute nicht mehr. Wer sich outet, macht das nicht nur, um eine gesellschaftspolitische Diskussion anzustossen, sondern auch aus persönlichen Motiven. Wenn man selbst nicht betroffen ist, kann man es kaum nachvollziehen, aber: Die Widersprüche eines Doppellebens sind für viele auf Dauer nicht auszuhalten.»

Murat Yakin (43), GC-Trainer

«Ich bin froh, dass ich in dieser Hinsicht unbelastet und unbekümmert bin. Deshalb interessiert mich das auch nicht gross.»

Samuele Campo (22), Lausanne-Spieler

«Dass er sich outete, ist eine gute Sache für ihn selbst. Es braucht viel Mut, so etwas zu tun. Und auch Verständnis von seinen Mitmenschen. Wenn sich ein Team­kollege von mir outen würde, würde ich weiterhin normal von ihm denken, ihn mit gleichen Augen sehen. Es wäre mir nicht unangenehm.»

Adi Hütter (47), YB-Trainer

«Seine Entscheidung, es publik zu machen, zeugt von Charakterstärke.»

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