Chantal Cavin schafft Züri-Marathon
Blind durchs Hudelwetter

Zum Glück hat sie gestern beim Zürich Marathon vom Wetter nichts gesehen! Die blinde Bernerin Chantal Cavin (38) glänzt bei den Frauen als 25.
Publiziert: 24.04.2016 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:24 Uhr
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Ziel in Sicht – ein dünnes Band verbindet die Hand von Cavin (l.) mit ihrer «Führerin» Martina Tschan.
Foto: zVg
Carl Schönenberger

Lichterlöschen! Seit Chantal als 14-jähriges Mädchen ausrutschte  und mit dem Hinterkopf auf den Boden schlug, ist ihre Sehkraft weg. Am Drang, ihre Freizeit, welche ihr der 50-Prozent-Job bei Credit Suisse lässt, fast ausschliesslich mit Sport zu verbringen, hat das Schicksal bei Cavin nichts geändert.

So läuft Chantal gestern ihren allerersten reinen Marathon. Zwei Guides lotsen sie je über eine Streckenhälfte. «Sie haben einen Super-Job gemacht», lobt Cavin. «Weil die Strassen so nass waren, lauerte für mich auf jedem Schachtdeckel oder auf jeder Tramschiene eine Ausrutsch-Gefahr.»

Chantal kommt an der Leine ihrer Begleiter heil ins Ziel. «Drei Stunden sechzehn und Rang 25 im gesamten Frauen-Feld machen mich stolz.» Die Krämpfe ab Kilometer 35 sind vergessen. «Ich habe zu wenig getrunken, habe die Getränke meinen Guides überlassen, weil diese sie nötiger hatten», sagt sie. Auch die halbe Stunde nach dem Ziel-Einlauf ist abgehakt. «Sie haben mich im Sanitätszelt unter eine Wärmelampe gesetzt. Ich habe extrem gefroren – mein Unterkiefer hat minutenlang unkontrollierbar rauf und runter gezuckt.»

Für Lehmann «ein Scheiss» – für Lyon wars «cool»

Drei Monate haben sie dieses eine Rennen vorbereitet. Beim Zürich Marathon die Olympialimite für Rio laufen – 2:14 Stunden, davon hat Adrian Lehmann (26) wochenlang geträumt. Und bei fast jedem Training Hinweise erhalten, dass er es kann. Der gleichaltrige Julien Lyon hat nach glänzenden Halbmarathons gespürt, dass er für seinen allerersten Marathon-Versuch eine Bombe in den Beinen hat. Graupelschauer, Regen, nasse Strassen, eiskalt – ihre Träume sind am Sonntagmorgen schon vor dem Start zerstört. Lehmann sagt nach dem Rennen (Rang 4 in 2:19:17 Stunden) schlotternd wie ein Schlosshund: «So ein Scheiss! Ich hatte keine Chance.» Anders Debütant Lyon (3. in 2:16:17): «Marathon ist cool», er meint damit nicht bloss die Temperaturen. Obwohl: «In meinen Armen habe ich überhaupt kein Gefühl.» C. S.

Drei Monate haben sie dieses eine Rennen vorbereitet. Beim Zürich Marathon die Olympialimite für Rio laufen – 2:14 Stunden, davon hat Adrian Lehmann (26) wochenlang geträumt. Und bei fast jedem Training Hinweise erhalten, dass er es kann. Der gleichaltrige Julien Lyon hat nach glänzenden Halbmarathons gespürt, dass er für seinen allerersten Marathon-Versuch eine Bombe in den Beinen hat. Graupelschauer, Regen, nasse Strassen, eiskalt – ihre Träume sind am Sonntagmorgen schon vor dem Start zerstört. Lehmann sagt nach dem Rennen (Rang 4 in 2:19:17 Stunden) schlotternd wie ein Schlosshund: «So ein Scheiss! Ich hatte keine Chance.» Anders Debütant Lyon (3. in 2:16:17): «Marathon ist cool», er meint damit nicht bloss die Temperaturen. Obwohl: «In meinen Armen habe ich überhaupt kein Gefühl.» C. S.

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