Darum gehts
- Jake Paul besiegt Julio Cesar Chavez Jr. in einseitigem Boxkampf
- Paul fordert nun grössere Namen wie WBA-Champion Gilberto Ramirez heraus
- Paul steht bei 12 Siegen in 13 Profikämpfen
Jake Paul (28) hat es wieder getan. Der US-Influencer, der sich als Box-Profi versucht, feierte in Kalifornien einen klaren Punktsieg gegen Julio Cesar Chavez Jr. (39) – doch Glanz war keiner dabei. Der einstige Weltmeister aus Mexiko wirkte lustlos, unmotiviert und kampfunfähig. Paul dominierte die zehn Runden mit klarem Vorsprung, während Chavez kaum zurückschlug.
Ein Sieg, ja – aber kein sportliches Ausrufezeichen. Von Anfang an war ersichtlich, wer hier den Ton angibt: Paul tanzte mit Bruder Logan in der Kabine, brachte Energie in den Ring – Chavez hingegen wurde mit einer Mariachi-Band in den Kampf getragen, als wolle er von der Musik wachgerüttelt werden. Vergeblich.
Legenden-Sohn chancenlos
Chavez Jr., einst WBC-Champion im Mittelgewicht, versteckte sich hinter seiner Doppeldeckung, wirkte geistesabwesend und zeigte kaum Gegenwehr. Die ersten Runden? Kaum Schläge. Nur geduldiges Einstecken. Sein Vater, Box-Legende Julio Cesar Chavez (62), sass fassungslos am Ring, rang verzweifelt die Hände, als sein Sohn Runde um Runde verlor.
Jake Paul hingegen zeigte solide Technik, gute Beinarbeit und arbeitete mit effektiven Schlägen zum Körper und Kopf. Nach dem einstimmigen Urteil (99:91, 98:92, 97:93) feierte er sich selbst: «Ich habe ihn blamiert. Er stand mit Canelo (Saul Alvarez, 34, Box-Superstar) im Ring – und ich hab ihn auseinandergenommen. Easy work.»
Doch während Paul jubelte, hagelte es Buhrufe von den Rängen. Das Publikum im ausverkauften Honda Center in Anaheim zeigte deutlich, was es von dem Duell hielt – und Paul provozierte zurück, forderte die Fans auf, «die Klappe zu halten».
Denn wie viel ist dieser Sieg sportlich wirklich wert? Chavez Jr. ist längst nicht mehr der Kämpfer, der er einst war. Bereits 2021 verlor er gegen den 46-jährigen Ex-UFC-Star Anderson Silva – ein Gegner, den Paul später ebenfalls schlug. Jetzt also ein weiterer alternder Name für Pauls Bilanz, die nun bei 12 Siegen in 13 Profikämpfen steht.
Influencer fordert Weltmeister heraus
Trotzdem fordert Paul grössere Namen: WBA-Champion Gilberto Ramirez (34), WBC-Titelträger Badou Jack (41) – ja sogar Anthony Joshua (35) und Gervonta Davis (30) nannte er. Dass die Gewichtsklassen dabei nicht passen, scheint Paul egal. Auch der WBC-Präsident liess verlauten, man könne Paul ins Ranking aufnehmen – was im Boxlager für Stirnrunzeln sorgt. Fakt ist: Paul hat sich verbessert. Seit der Niederlage gegen Tommy Fury (26) 2023 zeigt er mehr Disziplin und eine höhere Arbeitsmoral. Doch solange seine Gegner Chavez Jr. oder ein 58-jähriger Mike Tyson sind, bleibt seine sportliche Glaubwürdigkeit auf wackligem Fundament. Sogar Fake-Vorwürfe kamen nach dem Chavez-Fight auf. Für echte Anerkennung im Boxsport braucht es mehr.
Nämlich einen Gegner, der nicht nur für die Gage kommt, sondern auch um zu gewinnen. Ob Paul bereit ist, sich diesem Risiko zu stellen, wird sich zeigen. Bis dahin bleibt sein Boxprojekt eine Mischung aus Marketing, Show – und einem Hauch Sport.