Kontroverser Schritt des Schweizers Chris Mouafo
«Ich boxe nicht für meine Fans, sondern für meine Karriere»

Chris Mouafo hat keine Lust mehr auf lokale Boxkämpfe. Der Bieler will international durchstarten und holt sich nächstens einen schönen Zahltag in Tadschikistan ab.
Publiziert: 21.07.2025 um 20:18 Uhr
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Sein bisher grösster Erfolg: Chris Mouafo (l.) siegt in Gümligen gegen Jonniel Laurente. Das war im September 2024.
Foto: freshfocus

Darum gehts

  • Boxer Christopher Mouafo kämpft in Tadschikistan gegen ungeschlagenen Lokalmatador Bakhodur Usmonov
  • IBA Pro organisiert den Kampf, trotz Kontroversen um den Boxverband IBA
  • Mouafo verdient einen fünfstelligen Betrag, dreimal mehr als in der Schweiz
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Patrick MäderAutor Blick Sport

Boxer Christopher Mouafo hat es als Vater von zwei Kleinkindern streng. Familie, Arbeit und das Boxen muss er unter einen Hut bringen. Der Wahlbieler mit kamerunischen Wurzeln arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum bei der Uhrenfirma Rolex, nach Feierabend, meistens erst, wenn die Kinder schlafen, ist Training angesagt.

Schweizer Boxfans erinnern sich. Im September 2024 eroberte Mouafo in der Mobiliar Arena in Gümligen den vakanten WBO-Global-Titel gegen Jonniel Laurente aus den Philippinen. Der bisher grösste Erfolg des 29-Jährigen mit dem Kampfnamen «The Ruthless», der Rücksichtslose. Damit spülte es ihn im Ranking des Boxverbands WBO bis auf Rang 5 in der Leichtgewichts-Klasse.

Den Gürtel ist Mouafo wieder los

Doch seither macht sich Mouafo rar. Der von den Fans langersehnten Rückkampf zwischen dem Bieler und dem Genfer Bryan Fanga, der ihn im Frühjahr 2024 im Stadttheater Bern die bisher einzige Niederlage in zwölf Profikämpfen zufügte, war im Dezember zwar bereits angekündigt, fand aber nicht statt. Mouafo hat keine Lust, noch mal gegen Fanga zu boxen. «Ich boxe nicht für die Fans, sondern für meine Karriere», sagt er. Statt lokaler Fights möchte er lieber grosse Auftritte im Ausland.

Doch so einfach ist das nicht. Sein Promoter Leander Strupler tut sich schwer, gute Kämpfe für seinen Schützling im Ausland zu fixen. Im Februar boxte Mouafo auf eigenen Wunsch in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, besiegte dort vor 3000 Zuschauern Wazir Magombana aus Tansania. Sein WBO-Global-Titel hat er inzwischen kampflos und freiwillig abgegeben, da er zur Pflichtverteidigung nicht antrat.

Nun ermöglicht ihm Strupler eine weitere Chance. Am 22. Juli boxt Mouafo in Tadschikistan. Gegner ist der ungeschlagene Lokalmatator Bakhodur Usmonov, der mit einer 10-0-Bilanz antritt. Der 27-Jährige zählt zu den grossen Aushängeschildern des zentralasiatischen Boxens. Eine sportlich schwierige Aufgabe für den Schweizer. Aber auch eine tolle Möglichkeit.

Kommts zum Comeback-Kampf von Fury?

Organisiert wird der Fight von IBA Pro – eines Zweigs des internationalen Boxverbands IBA, der von Putin-Freund Umar Kremlew präsidiert wird. Der höchst umstrittene Verband hat jahrelang die Boxevents bei Olympia orchestriert, ist aber vom IOC wegen Mangel an Integrität und ethischen Grundsätzen 2019 suspendiert und im Juni 2023 ganz ausgeschlossen worden. Inzwischen sind viele nationale Verbände, darunter auch die Schweiz, von der IBA zum 2023 neu gegründeten Verband World Boxing (WB) gewechselt, der ab 2028 in Los Angeles die Boxevents bei Olympia verantworten wird. Momentan hat WB 111 Mitglieder.

Die IBA wendet sich vom Amateursport immer mehr dem Profisport zu und hat mit IBA Pro einen kräftigen Fuss in der Tür des Profiboxens gestellt. Geld ist dank Gazprom zur Genüge vorhanden. Das Know-how sowieso. Präsident Kremlew hat kürzlich dem zurückgetretenen Ex-Champion Tyson Fury (36) die Idee unterbreitet, in Moskau einen Comeback-Kampf gegen Anthony Joshua (35) zu organisieren, bei dem das Finanzielle keine Rolle spielt. Fury ist begeistert: «Natürlich, ich bin hundert Prozent interessiert. Zeig mir das Geld, Umar!»

Fünfstellige Kampfgage für den Schweizer

Strupler hat keine Gewissensbisse, seinen Schützling Muafo zu einer IBA-Veranstaltung zu schicken. Er versteht, dass man moralische Bedenken haben kann, sagt aber: «Ich habe das Okay von Swiss Boxing eingeholt und am Ende geht es um eine Chance für Chris, bei der er viel zu gewinnen und wenig zu verlieren hat. Das ist alles sehr professionell organisiert und ist auch finanziell einträglich.»

Unabhängig vom Ausgang des Kampfs und den Spesenausgaben, verdient der Bieler Boxer einen fünfstelligen Betrag – etwa dreimal mehr, als er in der Schweiz für denselben Kampf bekommen würde. Klar, dass Familienvater Muafo da nicht Nein sagt. «No risk, no story! Ich will diese Chance packen.» Strupler traut es ihm zu: «Schafft er die Sensation, würden sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten ergeben.»

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