Die Wolken, die an diesem Dienstagnachmittag tief über dem Beachsoccer-Feld im aargauischen Birr hängen, sind bedrohlich dunkel. Sie sind ein perfektes Sinnbild für die momentane Situation der Schweizer Beachsoccer-Frauen-Nati. «Wir werden nicht gleichberechtigt behandelt. Wenn jetzt nichts passiert, sieht es düster aus», klagen sie an.
Die Personen, die das sagen, sind Nati-Trainer Michael Woodtli (31), Captain Ramona Inderwildi (35) und die Spielerinnen Michelle Eisenegger (30) und Pascale Küffer (32). Sie stören sich daran, dass sie mit ihrer Frauen-Nati im Gegensatz zu den Männern nicht dem Schweizerischen Fussballverband (SFV) angehören und von ihm deshalb weder finanziell unterstützt noch sportlich gefördert werden.
Die Folgen davon seien verheerend, mahnt Woodtli. «Als Nati-Trainer würde ich gerne auf die besten Spielerinnen des Landes zurückgreifen. Doch ich habe zurzeit drei bis vier super Fussballerinnen, die nicht mehr für die Nati auflaufen, weil es für sie finanziell einfach nicht drinliegt.»
«Wir akzeptieren diese Begründung nicht»
Doch warum gehören die Frauen im Gegensatz zu den Männern nicht dem SFV an? Das liegt auch daran, dass es zurzeit noch keine von der Fifa organisierte Frauen-WM gibt, erklärt der Verband gegenüber Blick. Ein Argument, das die Spielerinnen nicht nachvollziehen können. Eisenegger: «Diese Ungleichheit ist im Jahr 2025 einfach nicht mehr in Ordnung.» Und Küffer, die früher in der A-Nati auf dem Rasen im Tor stand, ergänzt: «Wir akzeptieren diese Begründung nicht. Für uns ist der Fakt unverständlich, dass Beachsoccer als Sportart beim SFV nur bei den Männern unterstützt und gefördert wird und bei den Frauen nicht.»
Dass die Situation in anderen Ländern eine völlig andere ist, konnten Michael Woodtli und sein Team kürzlich bei einem Turnier in El Salvador erleben. «Als wir gegen die Amerikanerinnen spielten, hatten die mehr Betreuer im Team, als ich Spielerinnen zur Verfügung hatte.»
«60'000 Franken würden uns locker reichen»
Den Spielerinnen geht es aber nicht nur ums Finanzielle, sondern vor allem ums Sportliche. Küffer: «Die ersten beiden Austragungen des Women's Euro Winners Cup, quasi der Champions League im Beachsoccer, wurden noch von Schweizer Teams gewonnen. Doch mittlerweile haben wir keine Siegeschancen mehr, weil wir den Anschluss verloren haben.» Inderwildi ist überzeugt: «Hätten wir nur annähernd die gleichen Voraussetzungen wie die anderen Länder, hätten wir auch die Chance, wieder mit der Weltspitze mitzuhalten.»
Dies müsse nun möglichst schnell geschehen. Warten, bis die Fifa endlich eine Frauen-WM einführe, sei der falsche Weg. Woodtli: «Dann könnte der Zug schon abgefahren sein. Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben und nicht erst mit dem Aufbau starten, wenn von der Fifa das Go kommt. 60'000 Franken würden uns locker reichen.»
Der SFV erklärt dazu: «Wir verstehen die Argumentation der Spielerinnen, gleichzeitig müssen wir festhalten, dass unsere Mittel leider begrenzt sind und wir diese zumindest aktuell primär in den Rasenfussball investieren, wo es bei den Mädchen und Frauen grosses Potenzial gibt. Beachsoccer ist generell vergleichsweise klein, es gibt in der Schweiz rund 350 Lizenzierte (Männer und Frauen). Auch weltweit ist Beachsoccer nicht weit verbreitet.»
Die Spielerinnen der Beachsoccer-Nati können diese Aussagen nicht nachvollziehen. Eine Hintertür lässt der SFV aber offen. «Ab dem Zeitpunkt, ab dem die Fifa und die Uefa offizielle Wettbewerbe planen und festlegen, werden wir die Diskussion neu führen.»
Aus Sicht von Woodtli und Co. ist es dann schon zu spät. Wenn jetzt nichts passiere, sähe die Zukunft düster aus. So düster wie die Wolken an diesem Dienstagnachmittag in Birr.