Cinzia Tomezzoli – mit sieben Zehen zum Nati-Debüt
«Ich hatte Gänsehaut, als die Hymne begann»

Basketballerin Cinzia Tomezzoli (27) verlor 2009 bei einem Unfall drei Zehen. Ihre Karriere schien zerstört. Doch sie hat die Hoffnung nie aufgegeben. Letzten Samstag debütierte Cinzia in der A-Nati.
Publiziert: 24.02.2016 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:55 Uhr
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Basketballerin Cinzia Tomezzoli spielt bei Winterthur.
Foto: Facebook/BC Winterthur
Marc Ribolla

Ein schlimmer Unfall mit einem Lastwagen verändert das Leben der jungen Zürcherin Cinzia Tomezzoli im Juli 2009 komplett. Die 21-jährige aufstrebende U-20-Nati-Basketballerin wird in Zürich auf dem Fussgängerstreifen angefahren. Ihr linker Fuss: zerfetzt!

Obwohl die Ärzte alles versuchen, müssen Tomezzoli der grosse Zeh, der zweite und auch der dritte Zeh amputiert werden. An Spitzensport sei nicht mehr zu denken, geben die Mediziner ihr mit auf den Genesungsweg. «Beginnen Sie lieber mit Schach spielen», hätten die Ärzte damals erklärt, sagte Tomezzoli letzten Dezember in einem SRF-Porträt.

Doch aufzugeben ist nicht Cinzias Charakterzug. Mit grossem Willen kämpft sie sich durch die Reha, lernt mit einer Beinschiene wieder richtig laufen. Nur zwei Jahre nach dem Drama beginnt Tomezzoli beim Zweit-Liga-Klub BC Winterthur wieder mit Basketball.

Die Schiene trägt sie nur noch beim Sport. Wegen Schürfwunden desinfiziert Cinzia die Wunde immer und cremt den Fuss ein. Sportlich geht es langsam ebenfalls aufwärts. Mit Winterthur steigt sie Liga um Liga auf – letzten Sommer sogar in die NLA!

A-Nati-Aufgebot erfüllt ihren Traum

Im August 2015 geht für Tomezzoli ein Traum in Erfüllung. Sie wird für die EM-Quali-Spiele der Frauen-Nati gegen Griechenland und Russland aufgeboten. Diese sportliche Wunder rührt Cinzia zu Tränen. Wegen einer Verletzung kann sie dem Aufgebot später nicht Folge leisten.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Nati-Coach Milenko Tomic setzt auch diesen Februar auf die 1,74 Meter grosse Flügelspielerin.

Letzten Samstag ist es soweit: Im EM-Quali-Match in Bulgarien (55:74) trägt Cinzia erstmals das Nati-Trikot, kommt während insgesamt vier Minuten zum Einsatz.

Nach der Premiere erzählt sie gegenüber BLICK: «Ich war sehr nervös vor dem Spiel und konnte es erst glauben, als wir in der grossen Halle mit Aufwärmen begannen. Ich bekam Gänsehaut, als wir dort Arm in Arm standen und die Hymne begann. Das Gefühl kann man kaum beschreiben.»

Als Trainer Tomic ihren Namen sagte und sie kurz vor dem ersten Einsatz stand, sei ihr kurz fast das Herz stehen geblieben.

Heute Abend könnte Cinzia erstmals in einem Heimspiel auflaufen. Die Schweiz trifft in Fribourg auf Griechenland. «Ich kann es bis jetzt noch nicht hundertprozentig glauben, dass ich es so weit geschafft habe. Ob ich in Fribourg auch unter den 12 Spielerinnen bin, weiss ich noch nicht. Falls ich es schaffe, ist es nochmals eine emotionale Steigerung, vor Familie, Freunde und Heimpublikum mein Bestes zu geben.»

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