Belarussische Sportler über Festnahmen
«Sie haben mich angegriffen wie ein Rudel Wölfe»

Seit den belarussischen Präsidentschaftswahlen im August gehen viele Leute auf die Strasse und demonstrieren im ganzen Land. Nun sprechen Athletinnen und Athleten über Polizei-Gewalt und Festnahmen.
Publiziert: 20.10.2020 um 08:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2020 um 11:02 Uhr
Die Präsidentschaftswahl in Belarus brachte im August Alexander Lukaschenko als deutlichen Gewinner (mehr als 80% der Stimmen) hervor.
Foto: keystone-sda.ch
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Am Sonntag, 11. Oktober, nimmt Nikita Domratschew – der Bruder der ehemaligen Biathletin Darja Domratschewa (34) – an einer Demonstration in Belarus teil. Dabei wird er von der Polizei verhaftet. Und zwar auf brutale Art und Weise!

Auslöser für die Demonstrationen im ganzen Land sind die Präsidentschaftswahlen vom vergangenen August. Alexander Lukaschenko (66) wurde mit mehr als 80 Prozent der Stimmen gewählt. Dieses eindeutige Ergebnis wird jedoch von der Bevölkerung stark in Frage gestellt.

Domratschew behauptet nun, er habe gar nicht an der Demonstration gegen Lukaschenko teilgenommen, sondern sei nur per Zufall gerade mit seinem Velo dort durchgefahren, um seine Mutter zu besuchen, so wie er dies jeden Sonntag mache. Plötzlich sei er von Soldaten umzingelt gewesen, sagt er zur norwegischen Tageszeitung «Dagbladet»: «Sie haben mich angegriffen wie ein Rudel Wölfe».

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Verletzungen werden ohne Weiteres in Kauf genommen

Von diesen Soldaten soll er mehrere Schläge erhalten haben und zu Boden geworfen worden sein. «Ich rief, dass ich einen belarussischen Pass habe und nur meine Mutter besuchen wollte.» Auch verbal sei er sehr übel beschimpft worden.

Auf der Polizeistation zeigte ebenfalls niemand Interesse an seinen Verletzungen, die er bei der Festnahme erlitten hat.

Seine Schwester Darja unterstützt Nikita auf Facebook. «Ich weiss noch nicht, wie ich zur Lösung der Probleme beitragen kann. Wir leben nicht in einer primitiven Welt. Die Leute werden gehört. Alle müssen sich beruhigen und miteinander reden», schrieb sie.

Die User ärgern sich in den Kommentaren, dass sie zu den Problemen im Land keine klare Position beziehe.

Sprechverbot für einheimische Athleten

Auch die ehemalige belarussische Basketball-Spielerin Jelena Leutschanka (37) spricht über ihre Festnahme und den Aufenthalt im Gefängnis, nachdem sie an einer regimekritischen Demonstration teilgenommen hat, obwohl der Sportminister des Landes den einheimischen Sportlerinnen und Sportler ein Sprech-Verbot auferlegt haben soll.

«Sie haben mein Leben und meine Gesundheit gefährdet. Sie durchsuchten meine Matratze und Laken. Es gab kein heisses Wasser. Ich habe seit 13 Tagen nicht geduscht. Ich habe in einem Pool von Bakterien gelebt. Ich habe Läuse. Das alles schadet meiner Gesundheit, sagt Leutschanka gegenüber der «Marca».

Die frühere Nationalspielerin gibt an, insgesamt 15 Tage in Polizeigewahrsam gewesen zu sein. (red)

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