Fast drei Jahre lang musste er warten. Jetzt scheint Colin Kaepernick endlich wieder eine Chance zu bekommen. Am Samstag durfte der Quarterback, der 2016 durch seinen Hymnen-Kniefall aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt weltweit berühmt wurde, ein Probetraining bestreiten, um sich für ein neues Team zu empfehlen.
Nach drei Jahren ohne Job, nach «Hurensohn»-Beschimpfungen durch US-Präsident Donald Trump, nach einem Rechtsstreit mit der NFL. 24 Teams hatten sich in Atlanta für das Vorspielen angekündigt. Aber wie fair würde die Chance sein, die Kaepernick erhalten sollte?
Nicht sonderlich fair, glaubt der frühere Passer der San Francisco 49ers. Weil die Liga, die ihn erst am Dienstag für den Termin am Samstag aufgeboten hatte, keine Medien zulassen und ihm nicht den vollen Versicherungsschutz zugestehen wollte, verlegte er das Geschehen kurzerhand an einen öffentlichen Ort. «Herr Kaepernick wünscht ein transparentes und offenes Vorgehen», schrieben seine Anwälte laut ESPN. «Das ist nun gewährleistet.»
«NFL hat viel Druck bekommen»
Während Patriots-Superstar Tom Brady es als «ziemlich cool» bezeichnete, «dass er diese Chance bekommt», sehen andere Experten die Sache kritischer. «Die NFL hat viel Druck bekommen», sagt Andrew Brandt, früher Vizepräsident der legendären Green Bay Packers. «Es wird gefragt: ‹Warum bekommt dieser Typ keine Chance?›»
Mit dem öffentlichen Training solle das Image aufpoliert werden. Man zeige: «Es ist nicht unser Fehler, wenn die Teams ihn nicht unter Vertrag nehmen.»
Dass sofort ein Vertrag für Kaepernick herausschaue, sei unwahrscheinlich. «Es werden keine Cheftrainer und wohl auch keine Sportchefs zuschauen.» Schliesslich spielt das Gros der NFL-Teams am Sonntag. Im besten Fall dürfte er sich für nächste Saison empfehlen können.