Das dramatische Sterben der Football-Gladiatoren
Unheimliche Todesserie in der NFL

Fünf Selbstmorde. Ein tödlicher Autounfall. Und ein Fluch, der ein Meisterteam auslöscht. Der brutale Preis für die heile Glitzerwelt der NFL.
Publiziert: 11.12.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:38 Uhr
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Jerry Brown († 25): 8.12.12, Autounfall
Foto: Keystone
Von Sandro Inguscio

Am 3. Februar ist es wieder so weit. Über 100 Millionen Amerikaner hocken vor dem TV, essen Chips und schauen ihren Gladiatoren beim Kampf der Kämpfe zu: dem Super Bowl. Dem inoffiziellen Festtag Amerikas. Glitzerwelt durch und durch.

Nur: Die Sucht nach Spektakel hat einen brutalen Preis. Immer häufiger sterben die angehimmelten Stars früh. Auf tragische Weise. Oft beenden sie ihr Leben selbst. Die unheimliche Todes­serie der NFL-Stars.

Das letzte Opfer: Jerry Brown von den Dallas Cowboys. Der 25-Jährige stirbt Samstagnacht bei einem Autounfall auf dem Beifahrersitz. Am Steuer: sein Teamkollege Josh Brent. Betrunken. Und viel zu schnell unterwegs auf der Autobahn.

Schon der sechste Todesfall

Brown ist schon das sechste Todesopfer, das die NFL 2012 zu beklagen hat. Der schockierendste Fall ist da nur eine Woche alt.

Am 1. Dezember dreht Jovan Belcher völlig durch. Der Line­backer der Kansas City Chiefs ­erschiesst erst seine 22-jährige Freundin. Mutter seiner drei ­Monate alten Tochter. Belcher fährt danach zum Trainings­gelände, bedankt sich beim Coach, beim Manager. Dann erschiesst er sich vor ihren Augen! Die Gründe für die Horrortat: ­unklar. Das Paar hatte zuletzt zwar Streit gehabt, trotzdem sagt Belchers Berater: «Er war der Letzte, von dem ich das erwartet hätte. Irgendwas muss furchtbar falsch gelaufen sein.»

Gibt es für den Ausraster ­medizinische Gründe? Nicht auszuschliessen. Denn was treibt die NFL-Stars immer häufiger zum Wahnsinn und in den Tod?

Ende Juli hatte sich der erst 25-jährige O. J. Murdock in seinem Auto vor seiner alten Schule erschossen. Der Wide Receiver von den Tennessee Titans rief ­zuvor noch aufgewühlt seine frühere Trainerin an, schrie: «Es tut mir leid ... es tut mir leid, Coach.» Als sie zu ihm fuhr, war es bereits zu spät. Hintergründe für den Suizid auch hier: unklar.

Niemand hat sie gezwungen, den Kopf hinzuhalten

Das gleiche Schema auch beim Selbstmord von Ex-NFL-Legende Junior Seau. Er erschoss sich am 2. Mai. Er ist bereits das ­achte Todesopfer aus der Meistermannschaft der San Diego Chargers von 1994! Alle acht wurden nicht älter als 45 Jahre alt. Alle acht starben auf aussergewöhnliche Weise wie Blitzeinschläge, Autounfälle oder Flugzeugabstürze!

Nur wenige Wochen vor Seau hatten sich bereits die Ex-Spieler Ray Easterling und Kurt Crain das Leben genommen. Auch sie erschossen sich.

Offenbar wollten alle ihr Hirn nicht beschädigen, damit es erforscht werden kann. Denn wie schlimm die Folgen der unzähligen Kopfstösse sind, ist nach wie vor nicht bewiesen. Gehirn­erschütterungen werden verschwiegen. Gladiatoren lassen sich nicht aufhalten.

Ex-Profis verklagen Liga

Die NFL streitet jeden Zusammenhang zwischen Kopfstössen und den vielen Demenzerkrankungen der Ex-Profis ab. Niemand hat sie gezwungen, für viel Geld ihren Kopf hinzuhalten, sagt die Armada von NFL-Anwälten.

1500 Ex-Profis haben die Liga schon verklagt. Von Hardcore-Fans ernten sie Hohn und Spott. Klagende Gladiatoren passen nicht in diese Glitzerwelt.

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