«Trumps Zoll-Liste ist Geschichte»
Wie es die Schweiz unter Trumps Favoriten schaffte

Trumps Administration macht der Schweiz wieder schöne Augen. Über die Hintergründe einer Kehrtwende.
Publiziert: 27.04.2025 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2025 um 10:57 Uhr
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Am 2. April hat Donald Trump seine Strafzölle verkündet.
Foto: AFP

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Robin BäniRedaktor

Und plötzlich ist alles anders – typisch Trump. Vor nicht mal einem Monat hielt der US-Präsident triumphierend eine Zollliste in die Kameras und knallte der Schweiz 31 Prozent Strafzoll entgegen. Härter traf es nur wenige Länder. Dann kam der Rückzieher: Trump pausierte die Zölle für 90 Tage. Und jetzt soll die Schweiz wieder zu Trumps Lieblingen gehören – zu den 15 Ländern, mit denen die USA als Erstes einen Zolldeal einfädeln wollen.

Trumps Politik folgt dem Prinzip Hü und Hott. Manche sehen dahinter Verhandlungstaktik. Aus Diplomatenkreisen heisst es jedenfalls, die 31 Prozent seien kein gezielter Angriff auf die Schweiz gewesen. Schliesslich richteten sich die Zölle gegen die halbe Welt, basierend auf einer absurden Berechnung. Ziel sei es gewesen, maximalen Druck aufzubauen – doch diese Phase sei nun vorbei.

Inzwischen habe ein neues Kapitel in der Zollfrage begonnen, meint auch Edward McMullen (60), der ehemalige US-Botschafter in der Schweiz. Er sagt es gegenüber SonntagsBlick so: «Trumps Zollliste ist Geschichte – jetzt wird verhandelt.» Was zähle, seien Daten und Fakten. Und der Bundesrat und seine Entourage würden ihre Argumente überzeugend in Washington vortragen. «Die Schweiz hat von Anfang an klug verhandelt, ohne Konfrontation.»

Tatsächlich zahlt sich die Schweizer Lobbyoffensive aus – zumindest bis jetzt. Diese Woche flogen gleich mehrere Spitzenleute nach Washington: ein Sondergesandter, drei Staatssekretäre, Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Im Gepäck hatten sie die Idee einer Absichtserklärung. Und die Amerikaner zeigten sich offen, Themenfelder für darauf folgende Verhandlungen abzustecken. Einen konkreten Zeitplan gibt es zwar noch nicht – aber immerhin die Zusicherung, dass die Strafzölle pausiert bleiben sollen, solange verhandelt wird. Selbst wenn die Gespräche länger als die 90-tägige Zollpause dauern.

Ein bisschen Französisch

Welche Themen es in die Absichtserklärung schaffen, ist noch offen. Der Bundesrat entscheidet darüber, nachdem die Verwaltung konkrete Vorschläge ausgearbeitet hat. Involvierte berichten, dass Trumps Administration deutlich gemacht habe, dass sie die USA reindustrialisieren wollten. Daher werde man den Amerikanern garantiert mehr Investitionen anbieten. Ein zweiter, zentraler Wunsch der Trump-Administration sei eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Berufsbildung – denn hier ist die Schweiz weltweit Vorbild. Und die Amerikaner seien sich bewusst, dass sich keine heimische Industrie ohne Fachkräfte ankurbeln lasse.

In Bundesbern fühlt man sich wieder von Washington verstanden. Parmelin lobte die Gespräche als «extrem konstruktiv», Keller-Sutter sprach von einer «sehr freundschaftlichen» Atmosphäre. Symbolisch dafür steht das Treffen zwischen Parmelin und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer (46): Weil Greer einige Jahre in Europa lebte, konnte er dem Vernehmen nach mit Parmelin auf Französisch plaudern – bis Parmelin witzelte und vorschlug, auf Englisch zu wechseln, damit auch die andern Anwesenden etwas mitbekämen. Damit sei das Eis gebrochen gewesen.

Ebenfalls der Schweiz zugewandt ist offenbar die Bildungsministerin Linda McMahon (76). Der Schweizer Delegation in Washington soll sie mitgeteilt haben, sie stamme aus der US-Stadt New Bern und habe daher einen «Bezug zur Schweiz». Fragt sich nur, ob Trump letztlich auf jene Berater hört, die der Schweiz wohlgesinnt sind.

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