Zwillings-Mord Horgen
Bianca B. und ihr Lover: Sex im Büro ihres Mannes

HORGEN – Am sechsten Tag im Prozess gegen Bianca B. haben die Liebhaber ausgesagt. Es war den Männern offensichtlich peinlich, über die Affäre zu sprechen.
Publiziert: 17.03.2010 um 11:28 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:26 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
Von Ann Guenter und Corinne Landolt

S.H.* ist ein eher kleiner Mann. 52 Jahre alt, mit schütterem Haar. Den Hausfrauen-Casanova sieht man ihm nicht gerade an. Und doch war er über mehrere Wochen der Liebhaber von Bianca B.*. Der Frau, die an Weihnachten 2007 ihre Zwillinge Céline und Mario (†7) getötet haben soll.

S. H. spricht nicht gerne über diese Zeit. Man merkt ihm das Unwohlsein an. Der Servicetechniker erzählt vor Gericht: Bianca und er lernten sich im Café vom Einkaufszentrum Waldegg in Horgen kennen. Hier verbrachte Bianca B. sehr viel Zeit. «Wir waren uns sympathisch und hatten dann eine sexuelle Beziehung.»

Er habe eigentlich keine Affäre gesucht. Aber: «Ich kam zu Hause zu kurz, was das Sexuelle betrifft.»

Die Affäre zwischen der 36-jährigen Hausfrau und dem 52-Jährigen war heiss und heftig. S. H. kontaktierte Bianca zwischen dem 5. und dem 23. November 2007 ganze 99 Mal mit SMS und Anrufen.

Erst Kaffee, dann Sex, dann Coiffeur

Den ersten Sex hatten die beiden bei Bianca zu Hause: Nach einer Einladung zum Kaffee stimulierte Bianca B. ihren Gast auf dem Sofa im Büro von Ehemann Franz B.

Am 21. Dezember hatten die beiden dann Geschlechtsverkehr. Diesmal im Ehebett von Bianca. H.: «Sie wollte ungeschützten Sex, ich aber nicht.» Der Geschlechtsverkehr sei eine kurze Angelegenheit gewesen. Danach sei Bianca zum Coiffeur gegangen.

Bianca sei ihm gegenüber nicht ehrlich gewesen, sagt S. H. heute vor Gericht. So habe sie ihm von Sonja, der angeblichen Freundin ihres Mannes, erzählt. Und dass diese Sonja Bianca angezeigt habe, weil diese auf sie losgegangen sei, als sie ihren Mann und Sonja in flagranti erwischt habe. Eine Sonja, man weiss es heute, hat es nie gegeben. Nur war das S. H. damals nicht klar: «Sie hat mich ziemlich belogen. Ich dachte, dass das alles stimme.»

«Dann ging ich halt wieder»

Eine weitere Lüge, die Bianca ihrem Lover auftischte: Sie erzählte, sie müsse eine Gallenblasen-Operation machen. Als S. H. aber im Spital Horgen vorbeiging «um ihr ein Blüemli zu bringen und zu fragen, wies ihr geht», habe man aber an der Rezeption nichts von einer Bianca gewusst. «Dann ging ich halt wieder.»

Irgendwann habe er das Gefühl bekommen, dass etwas nicht stimmte. Er habe daraufhin Bianca verlassen, die Affäre beenden wollen. Doch sie habe geweint und sein Mitleid geweckt. Deshalb habe er die Sache noch weitergezogen.

Ende Jahr habe er es dann wirklich lassen wollen. Doch er kam aber nicht mehr dazu, Schluss zu machen. Drei Tage nach dem Schäferstündchen waren die Zwillinge tot. «Ich sah im Fernsehen, was in Horgen geschehen war und war erschrocken, als ich die Bilder sah.»

Lovers im gleichen Café kennengelernt

D.S.*. (51), der zweite Liebhaber tritt in den Zeugenstand. Ein ähnlicher Typus Mann wie Liebhaber S.H. Die ganze Situation ist auch dem Teamleiter eines Baugeschäftes sichtlich peinlich. Er sei zum Zeitpunkt der Affäre in einer Beziehung gewesen, gibt er zu Protokoll.

Wie Lover S.H. lernte auch D.S. Bianca im Café des Einkaufzentrums Waldegg kennen. Dort habe er immer zusammen mit seinem Lehrling «Znüüni» gegessen. In dieser halben Stunde habe er immer «sehr gute Gespräche» mit der Horgener Hausfrau geführt.

«Sie redete immer über ihre Kinder und ihren Mann. Ich über Sport und das Geschäft», sagt der 51-Jährige. Er habe den Eindruck gehabt, dass Bianca eine tolle Mutter und Hausfrau sei. Sie habe nie schlecht über ihren Mann geredet.

«Ich war etwas verliebt in sie», gibt D.S. zu. «Aber eine Beziehung war das zwischen uns nicht. Eher ein Flirt.»

Oralsex auf dem Parkplatz

Am 21. Dezember, also am selben Tag an dem Bianca Sex mit ihrem anderen Liebhaber hatte, führte D.S. sie in ein Restaurant aus. Bianca habe sehr glücklich gewirkt und gar nicht mehr nach Hause gewollt.

Auf dem Parkplatz eines Restaurants in Horgen seien sie sich schliesslich näher gekommen. «Wir hatten Oralverkehr.»

Am 23. Dezember, nur Stunden vor der Tat, schrieb Bianca D.S. ein SMS: «Ich wünsch dir ganz vill Glück und Liebi wo ich dir gärn würd gä. Ich hoff, dass ich dich morn ghöre. Ich vermiss dini Wärmi. Schlaf guet. Ich han di lieb und schick dir ganz vill Küssli.»

Dann sagt D.S.: «Die ganze Situation ist sehr tragisch. Es ist ein Schlag für mich. Ich kann es nicht verstehen. Ich habe Bianca ganz anders kennengelernt. Sie war immer fröhlich und aufgestellt.»

*Namen der Redaktion bekannt

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen