Zürich sagt Emilie Lieberherr im Grossmünster Adieu
«Sie starb als herrausragende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts»

Im Grossmünster haben sich Zürcher von der «Grand Old Lady» Emilie Lieberherr (†86) verabschiedet und dabei auch über ihre Sprüche gelacht.
Publiziert: 12.01.2011 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:00 Uhr
Von Beat Kraushaar

Das Grossmünster in Zürich war heute bis auf den letzten Platz besetzt. Angehörige, Freunde und viel Prominenz aus der Politik erschienen, um von Emilie Lieberherr Abschied zu nehmen. Unter ihnen FDP-Nationalrat Felix Gutzwiller, SP-Nationalrat Andi Gross, die Zürcher Ex-Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber und Josef Estermann, Regierungsrätin Regine Aeppli – um nur einige zu nennen.

Aber auch der Obdachlosen-Pfarrer Ernst Sieber und Radio-Pionier Roger Schawinski befanden sich unter den Trauergästen (siehe Video).

Um 14 Uhr fahren in schwarzen Mercedes-Limousinen die Angehörigen vor. Minnie Rutishauser (90), Lieberherrs jahrzehntelange Lebenspartnerin sowie Lieberherrs Schwester, wurden von Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist an ihre Plätze begleitet. In der ersten Reihe sitzt auch der versammelte Stadtrat von Zürich.

Dann beginnt die Trauerfeier mit einem Stück von Johan Sebastian Bach – Lieberherrs bevorzugtem Komponist.

Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch würdigt die verstorbenen Ex-Stände- und alt Stadträtin Emilie Lieberherr. Sie zeichnet ihre herausragenden Stationen auf: vom Marsch auf Bern für das Frauenstimmrecht, über ihren Einsatz für Drogenabhängige bis hin zu ihrem Engagement für Senioren.

Mit den Worten: «Emilie Lieberherr war eine Macherin und Pionierin. Sie starb als Zürcherin und als herausragende Persönlichkeit des 20 Jahrhunderts», berührt Mauch die Herzen der Trauerenden.

Immer wieder wird in der Kirche auch gelacht. Vor allem dann, wenn Sprüche von Lieberherr erwähnt werden. So zum Beispiel, als diese einmal im Ständerat sagte: »Ich hoffe, dass auch Männer ein Herz haben und einsehen, dass Frauen auch einen Kopf haben.»

Alt Stadt- und Polizeivorstand Hans Frick, ein langjähriger Freund Lieberherrs, dankt in seiner Abschiedsrede ihrer Lebenspartnerin Minnie Rutishauser. Die heute 90-jährige hat ihrer Freundin Emilie jahrzentelang den Rücken frei gehalten und ihr so ihres politische Engagement ermöglicht.

Betroffenheit löse Fricks Aussagen über Lieberherrs Ende aus. Er erzählt, dass sie nach einem Nierenversagen dreimal pro Woche zur Blutwäsche musste und in den letzten Wochen vor ihrem Tod auch geistig nachliess.

Mit einem letzten Gebet verabschiedet Pfarrer Sigrist die Trauergemeinde. Die Urne von Emilie Lieberherr wird im kleinsten Angehörigenkreis beigesetzt.

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